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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wieder zum Leben erwachen und anfangen, ich weiß auch nicht, wieder seinen Unsinn mit unseren Köpfen zu treiben.«
    »Das Geräusch ist weg«, sagte Eddie. »Dieses Ding, das sich wie ein Wah-Wah-Pedal angehört hat.«
    »Mich hat es an einen alten Burschen erinnert, den ich öfter im Central Park gesehen habe«, sagte Jake.
    »Den Mann mit der Säge?«, fragte Susannah. Jake sah sie mit vor Überraschung geweiteten Augen an, worauf sie nickte. »Nur war er nicht alt, als ich ihn gesehen habe. Nicht nur die Geografie ist hier durcheinander. Das mit den Zeiten ist auch merkwürdig.«
    Eddie legte ihr einen Arm um die Schulter und drückte sie kurz. »Amen.«
    Susannah drehte sich zu Roland um. Der Blick war nicht vorwurfsvoll, aber ihre Augen drückten eine derart gelassene und unverhohlene Einschätzung aus, dass der Revolvermann sie fast gegen seinen Willen bewunderte. »Ich werde dich an dein Versprechen erinnern, Roland. Ich möchte etwas über dieses Mädchen wissen, das meinen Namen trägt.«
    »Du wirst es hören«, wiederholte Roland. »Aber verschwinden wir jetzt erst mal vom Rücken dieses Ungeheuers.«
     
     

3
     
    Das war leichter gesagt als getan. Blaine war leicht schräg in einer Freiluftversion der Krippe von Lud zum Stillstand gekommen (eine wüste Spur zerfetzten rosa Metalls lag auf der einen Seite davon und markierte das Ende von Blaines letzter Fahrt), und es waren gut acht Meter vom Dach des Baronswagens bis zum Beton unten. Falls es eine Leiter zum Absteigen gab wie die, die so zweckdienlich aus dem Notausgang heruntergeklappt war, musste sie beim Aufprall eingeklemmt worden sein.
    Roland legte die Tasche ab, kramte darin herum und holte schließlich die Wildledertrage heraus, mit dem sie Susannah getragen hatten, wenn das Gelände zu uneben für den Rollstuhl gewesen war. Wenigstens um den Rollstuhl mussten sie sich keine Gedanken mehr machen, überlegte der Revolvermann; sie hatten ihn bei der wilden Jagd, als sie Blaine hatten erreichen wollen, einfach im Stich gelassen.
    »Was willst du damit?«, fragte Susannah trotzig. Sie hörte sich immer trotzig an, wenn das Tragegeschirr ins Spiel kam. Ich hasse die blassn Wichser unten in Miss’ippi mehr als die Trage du, hatte sie einmal mit der Stimme von Detta Walker zu Eddie gesagt, aber manchmal is es knapp, Süßer.
    »Gemach, Susannah Dean, gemach«, sagte der Revolvermann und lächelte leicht. Er fädelte das Geflecht der Gurte auseinander, legte das Sitzteil beiseite und flocht die Gurte wieder zusammen. Mit einem altmodischen Schifferknoten band er sie an sein letztes brauchbares Stück Seil. Während er daran arbeitete, lauschte er nach dem Heulen der Schwachstelle… wie sie zu viert nach den Göttertrommeln gehorcht hatten; wie er und Eddie gehorcht hatten, als die Monsterhummer wie Anwälte mit ihren Fragen anfingen (»Dad-a-cham? Did-a-chee? Dum-a-chum?«), wenn jene Nacht für Nacht aus den Wellen kamen.
    Ka ist ein Rad, dachte er. Oder, wie Eddie zu sagen pflegte: Was rumging, das kam auch wieder rum.
    Als das Seil fertig war, band er eine Schleife am Ende des geflochtenen Teils. Jake trat voller Zuversicht mit dem Fuß hinein, hielt sich mit einer Hand am Seil fest und ließ es sich Oy in der Beuge seines anderen Arms bequem machen. Oy sah sich nervös um, winselte, reckte den Hals und leckte Jakes Gesicht.
    »Du hast doch keine Angst, oder?«, fragte Jake den Bumbler.
    »Angst«, stimmte Oy zu, blieb aber ruhig, als Roland und Eddie den Jungen an der Seite des Baronswagens hinabließen. Das Seil war zwar nicht lang genug, dass er bis ganz auf den Boden reichte, aber Jake hatte keine Mühe, den Fuß zu befreien und den letzten Meter zu springen. Er setzte Oy ab. Der Bumbler trottete schnuppernd davon und hob ein Bein an der Mauer des Bahnhofsgebäudes. Das Gebäude war nicht annähernd so grandios wie die Krippe von Lud, hatte aber ein altmodisches Aussehen, das Roland gefiel – weiße Dielen, überhängende Erker, hohe, schmale Fenster und offenbar Schieferziegel. Ein Western -Aussehen. Auf einem Schild über den Türen der Bahnhofshalle stand in Goldbuchstaben:
     
    A TCHISON , T OPEKA UND S ANTA F E
     
    Städte, vermutete Roland, und der letzte Name kam ihm sogar bekannt vor: Hatte es nicht ein Santa Fe in der Baronie Mejis gegeben? Doch das führte wieder zu Susan, der holden Susan am Fenster, mit offenem Haar, das ihr über den Rücken fiel, mit einem Duft nach Jasmin und Rosen und Geißblatt und altem süßem Heu –

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