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Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)

Titel: Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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er sie am liebsten auf der Stelle hinauswerfen.
    „Ich bin Lady Whitmore.“ Erhobenen Hauptes ging Emily an ihm vorbei. „Und der Earl erwartet unsere Ankunft.“ Dass sie wegen dieser Lüge nicht augenblicklich der Blitz traf und in ein Aschehäufchen auf dem polierten Parkettboden verwandelte, fasste sie als gutes Zeichen auf. Eigentlich war es ja auch keine richtige Lüge gewesen, denn Stephen hatte ja zunächst gewollt, dass sie ihn nach London begleitete. Sie konnte einfach behaupten, ihre Meinung kurzerhand geändert zu haben. Ja, das klang nach einem guten Plan.
    „Wie ist Ihr Name?“, fragte sie den Diener.
    „Phillips.“ Seine Haltung war so steif wie ein Hutständer.
    „Phillips, wir haben eine lange Reise hinter uns. Bitte sorgen Sie dafür, dass unsere Räume vorbereitet werden. Das Küchenpersonal soll den Kindern und mir eine Mahlzeit zubereiten. Wir speisen im Esszimmer.“ Emily verschränkte die Arme vor der Brust, sodass der Diener einen Blick auf den Rubinring an ihrer linken Hand werfen konnte.
    Beim Anblick des Familienerbstücks änderte sich Phillips Verhalten schlagartig. „Wenn Sie so freundlich wären, hier zu warten, Mylady. Ich informiere Seine Lordschaft von Ihrer Ankunft.“
    Emily legte die Pelerine ab, behielt ihren Hut jedoch in den Händen und begann unruhig auf und ab zu laufen. Etliche Minuten verstrichen, bevor Schritte zu hören waren. Der Diener kehrte zurück, gefolgt von Stephens Vater, dem Marquess of Rothburne. Emily umklammerte ihre Kopfbedeckung so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Mit seiner gebogenen Nase glich der hochgewachsene Marquess einem Falken. „Was geht hier vor, Phillips?“, verlangte er von dem Lakaien zu wissen, während er Emily von oben bis unten musterte.
    „Ich bin hier, um meinen Mann zu sehen.“ Emily umklammerte ihren Ehering.
    Lord Rothburne nickte dem Diener zu. „Lassen Sie uns einen Augenblick allein.“
    Emily war sofort klar, dass der Marquess alles daransetzen würde, sie loszuwerden. Ob man Stephen überhaupt von ihrer Ankunft informiert hatte? Es war nicht sehr wahrscheinlich, wenn sie Phillips’ selbstgefälliges Grinsen richtig deutete. Angst wallte in ihr auf, gefolgt von Verzweiflung. Nach dem Skandal um ihre Familie hatte sie keine Freunde mehr in London, keine Zufluchtsstätte. Deswegen durfte sie sich nicht von Lord Rothburne fortschicken lassen.
    „Sie sind in diesem Haus nicht willkommen“, sagte er ohne Umschweife. „Und vom Vermögen meines Sohnes werden Sie keinen Penny erhalten.“
    „Ich will sein Geld nicht. Ich brauche es nicht.“
    Missbilligend musterte der Marquess Emilys verblichenes Kleid, doch so leicht ließ sie sich von seinem überheblichen Gebaren nicht einschüchtern. Sie straffte die Schultern. Ihr blieb keine Wahl, sie musste für die Kinder kämpfen. Wenn sie nach Falkirk zurückkehrten, würden Daniels Feinde sie ausfindig machen.
    „Ich wünsche, den Earl zu sehen“, erklärte sie fest.
    Verärgert verschränkte Lord Rothburne die Arme vor der Brust. „Mir ist gleichgültig, was Sie wünschen. Mein Sohn möchte Sie nicht mehr sehen, und falls Sie nicht freiwillig gehen, werde ich Phillips beauftragen, Sie zu entfernen.“
    Emily musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut nach Whitmore zu rufen in der Hoffnung, dass er auftauchen und sie retten würde.
    Auf ein Nicken des Hausherrn hin eilte der Diener herbei und öffnete die Tür. Immer noch pladderte der Regen auf das Kopfsteinpflaster.
    „Bitte“, wandte Emily sich flehentlich an den Marquess. „Lassen Sie mich nur einen Moment zu ihm. Ich bin nicht gekommen, um Ärger zu machen.“ Von draußen drang Victorias neuerliches Weinen an ihre Ohren, so laut, dass es sogar die Geräusche der Londoner Straßen übertönte.
    Eisiges Schweigen war die Antwort. Unbewegten Gesichts stand Rothburne da und sah sie an. Fröstelnd machte Emily einen Schritt rückwärts, dann noch einen und noch einen, bis sie den kalten Regen auf ihrem Gesicht spürte. Phillips warf ihr die Pelerine zu, die sie auffing, als die Tür laut ins Schloss fiel.
    Sie sah zu den beleuchteten Fenstern hinauf, ohne sich darum zu kümmern, dass sie bis auf die Haut durchnässt war. Whitmore war ihr nicht zu Hilfe geeilt. Was hatte sie eigentlich erwartet?
    Wie betäubt kehrte sie zur Kutsche zurück, ohne den blassesten Schimmer, was sie als Nächstes tun sollte. Sie zog ihre Pelerine an und setzte den Hut auf, dann band sie die feuchten Bänder zu einer

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