Der Eden Effekt
Problem einer immer ausgefeilteren Technologie, die sich rund um den Globus ausbreitet. Eine Technologie, von der behauptet wird, dass Sie sie meisterhaft manipulieren können.«
Er musterte sie mit eiskaltem Blick. »Was genau wollen Sie damit andeuten?«
Sei vorsichtig, Anika. »Ist das nicht der Grund, warum Sie das Modell haben wollen? Um den bevorstehenden Zusammenbruch zu Ihrem Vorteil zu nutzen?« Sie zeigte kurz auf die Monitore. »Wie Sie gerade festgestellt haben, wird die Häufigkeit von zufälligem Chaos exponentiell ansteigen, egal, wie sorgfältig Sie auch planen. Wenn das Unvermeidliche offenbar wird, wird die Vorhersagbarkeit in demselben Maße sinken, wie die gesellschaftlichen Störungen ansteigen.«
Der große Boss kniff die Augen zu dünnen Schlitzen zusammen. »Sie sind ganz anders als Ihr Vorgänger Dr. Schott.«
Anika zuckte mit den Schultern. »Er versteht das Modell nicht und weiß nicht, was es vorhersagt. Es geht um mehr als um den Zusammenbruch der globalen Zivilisation.«
»Haben Sie das erfahren, als Sie mit Ihrem amerikanischen Team die Computertests durchgeführt haben?«
Denk nach, Anika! Finde heraus, was er weiß! »Wie kommen Sie darauf, dass wir das Modell getestet haben?«
Kasperskis linker Mundwinkel zuckte. »Warum sonst hätte das Außenministerium Sie sofort zum Weißen Haus fahren sollen? Sie haben sehr viel Zeit dort verbracht. Es war schon dunkel, als Sie das Weiße Haus wieder verließen.«
Sie war also beobachtet worden. »Dann kennen Sie auch die Ergebnisse.«
»Wo wird der Zusammenbruch beginnen?«, fragte er beinahe abwesend.
Was zum Teufel soll ich ihm erzählen? »Meine Meinung? Es kann ein Finanzchaos in der westlichen Welt sein, weil Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden können. Oder auch ein landwirtschaftlicher Zusammenbruch in Südostasien oder Indien. Als Nächstes steht ein Kollaps der weltweiten Fischgründe durch das Aussterben einer Planktonart auf der Liste, was wiederum auf die Erwärmung und die Übersäuerung der Meere durch Kohlendioxid zurückzuführen sein wird. Ein Auseinanderbrechen des Schelfeises in der Antarktis ist nicht ausgeschlossen. Ebenso wenig wie eine Epidemie, die durch einen besonders ansteckenden und anpassungsfähigen Mikroorganismus ausgelöst wird. All diese Dinge werden unterschiedliche Auswirkungen haben.«
»Und welche?«
»Das hängt davon ab, welches Ereignis tatsächlich den Zusammenbruch auslöst. Eine Krise auf dem Kreditmarkt löst andere Reaktionen aus als eine Epidemie. Küstenüberschwemmungen führen zu einer anderen Ausgangssituation als gravierende Probleme in der Landwirtschaft ... Ich könnte diese Aufzählung endlos weiterführen.«
Kasperski strich sich übers Kinn und runzelte die Stirn. »Wird die amerikanische Regierung Maßnahmen ergreifen, um sich auf das vorzubereiten, was Sie mir erzählt haben?«
»Ich weiß es nicht. Sie scheinen nicht zu begreifen, wie es sich in der Realität abspielen wird.«
Kasperski grinste. »Dann werde ich vielleicht im Vorteil sein.«
»Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Anika grimmig.
Er lachte laut auf. »Dr. French, im Gegensatz zu Ihren amerikanischen Kollegen weiß ich, wie anfällig Kultur ist. Sie kann in einer einzigen Generation verloren gehen. Es kommt alles auf die Information und auf das Wissen an, wie man mit ihr umgeht. Ohne diese beiden Faktoren sind die Menschen nicht mehr als Tiere. Ich habe begonnen, Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Wissen zu schützen.«
»Was ist mit Ihrem Alter? Sie werden die Früchte Ihrer Bemühungen nicht mehr ernten können.«
»Nein, aber man wird sich immer an Kasperski als den Mann erinnern, der der Zivilisation ihre Wiedergeburt ermöglicht hat. Bevor ich sterbe, werde ich der mächtigste Mann der Welt sein und den Kopf behalten, während andere ihn verlieren.« Er verstummte kurz und lächelte vergnügt. »Dr. French, welches Vermächtnis kann ein Mensch sonst schon hinterlassen? Nach drei Generationen vergessen selbst die Urenkel alles.«
Anika beobachtete Kasperski und sah seine wachsende Befriedigung. Als er ihren Blick bemerkte, musterte er sie mit eiskalter Miene und nickte. »Oh ja! Es geht nur um mich und um das, was ich vollbringen kann. Ich gebe es zu. Ich genieße es. Das Einzige, was mich wirklich interessiert, ist die Frage, wie viel Geld ich anhäufen kann, wie viele Speichellecker mir in den Hintern kriechen und wie viele sonst noch nach meiner Pfeife tanzen.«
»Und jetzt geht die
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