Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
fährst du dann. Oder in den Wagen, der dir entgegenkommt.«
    »Das Motorrad fährt also dahin, wohin ich schaue? So einfach kann es doch nicht sein.«
    Harry lächelte und zog die Stirn in Falten. »Doch. So einfach ist das. Das Einfache ist aber nicht immer leicht.«
    »Was soll das heißen, das Einfache ist nicht immer leicht?«
    »Möchtest du der beste olympische Zielschütze der Welt werden?«
    »Wie kann ich das schaffen?«
    »Richte Kimme und Korn der Pistole genau auf das Ziel aus, und halte die Waffe ganz ruhig, wenn du auf den Abzug drückst. So einfach ist das.«
    »Aber so leicht auch wieder nicht.« Mark schaute seufzend auf die Ducati.
    »Das ist der Grund, warum nur ein paar Auserwählte nach vielen Jahren Training eine Goldmedaille erringen. Und das ist auch der Grund, warum Anfänger die Kurven falsch nehmen.« Harry hob die Hände. »Übung und Erfahrung machen das Motorradfahren aus. Wie man sicher fährt, das ist hier gespeichert.« Er tippte sich an die Stirn. »Immer das Gehirn einschalten, Brian. Es gibt einen Spruch: Wenn du lange genug Motorrad fährst, bringt es dich schließlich um. Doch wie bei allen Dingen besteht der Trick darin, vorher an Altersschwäche zu sterben.«
    Mark sah Anika vor seinem inneren Auge. Wie hoch waren ihre Chancen?
    »Das hohe Alter wird überbewertet«, flüsterte er, als er auf die schwarz-weißen Kühe schaute, die auf den Weiden unterhalb der schroffen Berggipfel grasten.
    »Das Leben ist eine gefährliche Sache«, erwiderte Rau. »Niemand überlebt es.«
    Mark nickte und traf eine Entscheidung. »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Klar, Brian.«
    Mark atmete tief ein, nahm das vollgeschriebene Notizheft aus der Tasche. »Mein Name ist nicht Brian Meyer. Ich heiße Mark Schott und bin Professor für Anthropologie an der University of Wyoming. Und ich stecke in großen Schwierigkeiten.«
    Rau riss ungläubig die Augen auf.
    »Ja«, sagte Mark, »es hört sich verrückt an, nicht wahr? Ich bitte dich, etwas früher nach München zu fahren. Im Zentrum der Stadtmitte befindet sich ein amerikanisches Konsulat. Tu mir den Gefallen, und gehe dorthin, sage, wer ich bin, und gib das hier ab. Ich wäre dir ewig dankbar.« Er reichte ihm das kleine Heft.
    »In was für Schwierigkeiten steckst du denn?« Rau nahm die Notizen entgegen und starrte auf die saubere Handschrift.
    »Ich weiß, dass Anika French durch meine Schuld entführt wurde. Sag den Leuten im Konsulat das bitte. Das müsste sie interessieren. Anika French. Hast du verstanden?«
    »Anika French«, wiederholte Rau. »Entführt? Und es ist deine Schuld?«
    »Ja.« Mark fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich bin wirklich ein Idiot.« Er schrieb eine Telefonnummer auf eine Tankquittung und reichte sie Rau. »Das ist die Telefonnummer meiner Frau in Laramie. Würdest du sie wohl anrufen, wenn du die Gelegenheit dazu hast? Sag ihr ... sag ihr, dass es mir leidtut und dass ich von ganzem Herzen hoffe, dass sie und die Jungen mich vergessen können. Sag ihr auch, dass ich alles tun werde, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.«
    Raus Miene verdunkelte sich. »Und das ist dein Ernst? Verdammt! Was hast du gemacht?«
    »Ich hab zu viel Mist gebaut.«
    »Warum fährst du nicht mit mir nach München und gibst das Notizheft persönlich im Konsulat ab?«
    »Weil meine Chancen, an Altersschwäche zu sterben, von Tag zu Tag geringer werden, Harry.« Er grinste, doch die Angst jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. »Anika wird auf dem Firmenkomplex von ECSITE in Oberau festgehalten. Ich will versuchen, sie da herauszuholen.«
    »Der Firmenkomplex von ECSITE? Was ist das?«
    Mark zog den Reißverschluss seiner Jacke zu, setzte den Helm auf und ging zurück zu seiner Ducati. Er klappte das Visier hoch und lächelte. »Pass auf dich auf, Harry! Ich danke dir. Du bist ein echter Freund.«
    Mark startete den Motor. Als die große Ducati auf die Straße schoss, legte er geschickt den zweiten Gang ein. Im Rückspiegel sah er Harry Rau, dessen hellgraues Haar im Sonnenlicht glänzte.

23. KAPITEL
     
    »SIE MÜSSEN ZUGEBEN«, sagte Ken Foley, als er seine Brille reinigte, »dass es Spaß macht.«
    »Wer hätte das gedacht!«, pflichtete Fred Zoah ihm grinsend bei. Sein dichtes graues Haar war schon wieder völlig zerzaust. Maureen fragte sich, ob der Mann überhaupt einen Kamm besaß.
    Gail Wade stieß mit einem Kugelschreiber leicht gegen ihre Schneidezähne. Damit bekämpfte sie immer ihre

Weitere Kostenlose Bücher