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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Terblanch.
    Er fuhr sich mit einer Hand über das braune Haar. »Ich habe eine Tochter, die an einer seltenen, unheilbaren Krankheit leidet. Mit den richtigen Medikamenten kann der Verlauf günstig beeinflusst und erheblich verlangsamt werden. Solange ich effektiv arbeite, bekommt meine Tochter regelmäßig ihre Medikamente. Sie ist sechzehn. Anstatt gelähmt im Bett zu liegen, während ihr Körper sich selbst zerstört, spielt sie Fußball.«
    »Er hat Sie alle in der Hand?«
    Die Anwesenden nickten.
    »Wir wissen, wer Sie sind, Anika«, sagte der Russe. »Als Mark Schott hier war, hat er uns erzählt, wie entscheidend Sie an seinen Forschungen beteiligt waren. Sie sind nicht er. Das verstehen wir. Aber uns bleibt nicht viel Zeit, um sein Modell fertigzustellen und die Anwendbarkeit zu testen.«
    Anika verdrängte die Tränen und schüttelte langsam den Kopf. » Sein Modell?«
    »Sie sind damit vertraut, nicht wahr?« Inoui reckte ihr langes Kinn nach vorn.
    »Ja, denn ich habe es geschrieben.« Anika sah auf ihre Hand, die sie zur Faust ballte. Sie war erschöpft, und gleichzeitig ließ die Angst allmählich nach. »Ich nehme an, er hat es Ihnen nicht gesagt. Ich habe einen Testlauf durchgeführt. In Amerika. Für das Außenministerium. Wir haben alles zusammengefügt.«
    Nanda Hashahurti reckte sich. Ihr langes, dunkles Haar fiel über eine Schulter auf ihre weiße Bluse. »Sie wissen, wie es geht?«
    »Es ist kompliziert. Ich hatte ein Team. Aber ja, im Grunde schon.«
    »Dann können wir alles reproduzieren!« Als der Russe zuversichtlich lächelte, schimmerte sein Goldzahn im Licht.
    »Warum?«, fragte Anika.
    »Um zu sehen, ob es funktioniert«, erwiderte Terblanch.
    »Es funktioniert. Viel zu gut.«
    »Und?«, fragten zwei Wissenschaftler im Chor.
    »Hat Mark Ihnen alles erklärt? Die Ereignisse, die den Zusammenbruch herbeiführen können? Die gesellschaftlichen Triebkräfte? Was das Modell vorhersagt?«
    Sie nickten. Anika fuhr fort. »Wir haben den Umkipppunkt bereits überschritten, und uns treibt allein die Trägheit voran. Jetzt müssen wir nur noch erkennen, wann und wo sich der Zusammenbruch ereignet.«
    Die Anwesenden wechselten Blicke.
    »Können wir nichts mehr tun?«, fragte Terblanch.
    »Nein, es sei denn, Sie können zweihundert Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre ziehen, viereinhalb Milliarden Menschen beseitigen, das Wetter in der ganzen Welt stabilisieren und die Trägheit umkehren.«
    »Und wer geht Ihren Forschungen zufolge als Sieger aus alldem hervor?«
    »Wie war noch gleich Ihr Name?«
    »Max. Max Kalaschnikow.«
    Anika musterte ihn teilnahmslos. »Wer als Sieger dasteht? Max, Sie verstehen es nicht. Niemand.«
    »Der große Boss glaubt, er wird es sein«, meinte Wu Liu in ruhigem Ton und verzog ihr rundes Gesicht mit den asiatischen Zügen.
    Anika spreizte die Hände. »Indem er das Modell benutzt, um den Zusammenbruch bestimmter Staaten zu beschleunigen und den anderer zu verzögern?«
    Ihre neuen Kollegen nickten.
    Anika atmete tief ein und versuchte ihre letzten Kräfte zu mobilisieren. »Okay. Ich verstehe. Dann ist er wenigstens für eine gewisse Zeit der mächtigste Mann der Welt.« Sie schüttelte den Kopf. »Er begreift es nicht.«
    »Was?«, fragte Terblanch.
    »In welchem Maße es mit der Welt den Bach hinuntergeht. Wir steuern auf Zeiten zu, wie die Menschheit sie noch nie gesehen hat.«
    »Wie schlimm wird es?«, fragte Terblanch.
    »Innerhalb von fünfzig Jahren, nachdem sich der Zusammenbruch ereignet hat, werden neunzig Prozent der Menschen auf diesem Planeten durch Kriege, Hunger oder Epidemien gestorben sein.«
    »Neunzig Prozent?« Inoui beugte sich vor.
    »Aber die Menschheit wird nicht ausgelöscht?«, fragte Liu.
    »Wahrscheinlich nicht.« Anika ließ den Blick schweifen. »Die Welt, die dann entsteht, wird sich gewaltig von der Welt unterscheiden, auf der wir jetzt leben. Größtenteils wird sie nicht wiederzuerkennen sein. Die meisten Spezies wird es nicht mehr geben. Das Klima wird sich weltweit verändern. Die Tundra verschwindet. Die Küsten werden ein paar Meter höher liegen. Und ...«, fügte sie traurig hinzu, »... nach den Ergebnissen meiner Forschungen haben wir Glück, wenn Mitte des nächsten Jahrhunderts noch eine halbe Million Menschen leben.«
    »So schlimm?«, fragte Inoui mit leerem Blick.
    »Wenn der Zusammenbruch spürbar wird, kämpft jeder Mensch auf diesem Planeten ums Überleben. Er wird alles tun – und ich meine wirklich

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