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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Sie jemandem erzählt, dass Mark nach Deutschland geht? Dass sie jetzt mit den Kindern allein sind?«
    »Nein, niemandem.«
    Anika stand auf. »Denise, informieren Sie die Polizei! Sofort. Wenn Sie zu Hause sind, schließen Sie die Türen ab! Und ruhen Sie sich aus!« Anika atmete tief ein. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen könnte, aber wenn Sie etwas brauchen ...«
    »Ich glaube, Sie haben schon genug getan.« Denise verzog das Gesicht und stand auf. »Tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen.« Sie lächelte verhalten. »Irgendwie sitzen wir ja jetzt im selben Boot. Vorgeführt vom selben Mann.«
    Anika begleitete sie zur Tür. »Versprechen Sie mir, die Polizei zu verständigen, wenn Sie den Wagen noch einmal sehen. Und wenn ich Ihnen nicht helfen kann, dann vielleicht jemand anders. Sprechen Sie mit einem Psychologen, Ihrem Pfarrer, Freunden, irgendjemandem.«
    »Tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe«, sagte eine verzweifelte Denise.
    »Kein Problem.«
    Anika schaute Denise Schott nach, wie sie ihre Schultern straffte und den Raum verließ. Dann setzte sie sich an den Schreibtisch, stützte den Kopf auf die Hände und atmete tief durch.
    Verdammt, Mark! Du fährst wie eine Dampfwalze durch das Leben anderer und zerstörst alles.
    Kurz darauf glaubte Anika zu hören, dass Denise zurückkehrte und im Türrahmen stehen blieb. »Ja, Denise? War noch etwas?«, fragte sie höflich, ohne sich anmerken zu lassen, wie aufgewühlt sie war.
    »Anika French?« Die Stimme klang beherrscht und gehörte definitiv nicht Denise.
    Anika hob den Kopf und drehte sich zu einer großen Frau mit langen Beinen um, die ein maßgeschneidertes Kostüm und eine hellblaue Bluse trug. Ihr Gesicht mit den neugierigen, intelligenten braunen Augen deutete auf indianische oder hispanische Vorfahren hin. In ihrem langen schwarzen Haar schimmerten ein paar weiße Haare.
    Die Frau neigte den Kopf zur Seite. »Komme ich ungelegen?«, fragte sie höflich.
    Anika lachte, als hätte Maureen einen Scherz gemacht. »Zeit ist genau das, was ich im Augenblick überhaupt nicht habe. Darum passt es jetzt nicht schlechter als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin Dr. Maureen Cole.«
    Anika zuckte zusammen, als sie den Namen hörte, und starrte sie ungläubig an. »Dr. Cole?« Sie stand auf und schüttelte ihr die Hand. Plötzlich war ihre Lethargie wie weggeblasen. »Warum sind Sie ... Ich meine, was kann ich für Sie tun?«
    Maureen lächelte gequält. »Im Ernst. Ich kann auch später wiederkommen. Oder wir vereinbaren einen Termin.«
    »Nein! Ich bin begeistert. Es geschieht nicht jeden Tag, dass eine Berühmtheit in mein Büro schneit.«
    »Eine Berühmtheit?«
    »Ja, nicht auf jeden wird im Namen der Anthropologie geschossen und ein Bombenattentat verübt. Sie haben das Geheimnis der White Star gelöst und den religiösen Fundamentalismus als das bloßgestellt, was er ist. Sie wurden zum Symbol der Vernunft gegen den Aberglauben.«
    »Nun ja ...« Cole sah sich um und schaute auf das Modell, das an der hinteren Wand des Büros hing. Sie trat vor und betrachtete es. Anika fiel auf, dass sie eine Ledermappe unter dem Arm trug.
    »Das ist meine Dissertation«, sagte Anika ein wenig verlegen. »Es ist, hm, eine Art ...«
    »Ein prognostisches Modell«, beendete Cole den Satz. »Und es ist sehr komplex und ausgefeilt.«
    »Danke!« Was sollte sie auch sagen, wenn keine Geringere als Maureen Cole in ihr Büro marschierte und ihre Dissertation lobte?
    Cole drehte sich um und schaute Anika neugierig an. » Ihre Dissertation?«
    Anika, die plötzlich einen trockenen Mund hatte, schluckte. »Ja, Ma’am.«
    »Erzählen Sie mir etwas über Dr. Schott. Hat er Ihre Doktorarbeit betreut?«
    Anika ging ein Licht auf. Das Modell. Alles drehte sich um das Modell. Sogar die Tatsache, dass Maureen Cole plötzlich in ihrem Büro stand. Warum? Was war die fehlende Variable? »Ja, Dr. Schott war mein Erstgutachter. Wir mussten mit den Mathematikern zusammenarbeiten, um die Statistiken weiterzuentwickeln.«
    »Ist Dr. Schott kein Statistiker?«
    »Nun, er hat Grundkenntnisse. Ist besser als neunzig Prozent der Kulturanthropologen in diesem Bereich.«
    Cole musterte Anika abschätzend. »Als ich an der Information nach Dr. Schott gefragt habe, wurde mir gesagt, dass er nicht da ist, und man verwies mich an Sie.«
    »Mark ... Dr. Schott ist nach Deutschland geflogen.«
    Cole runzelte die Stirn und öffnete die Ledermappe.

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