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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Motor startete, blickte sie ungeduldig hinter sich.
    Bei der nächsten Explosion rieselte Staub von der Decke. Jetzt zögerte Mark nicht mehr. Vorsichtig stieg er auf den kleinen Soziussitz, und es dauerte einen Augenblick, bis seine Füße endlich auf den hohen Fußrasten standen.
    »Halten Sie sich fest!«, rief Michelle.
    Mark schlang die Arme um ihre Taille. Mit dröhnendem Auspuff verließen sie die beleuchtete Garage und fuhren in einen dunklen Tunnel hinein. Die Scheinwerfer spendeten nur ungenügend Licht. Mark klammerte sich an Michelle und spähte über ihre Schulter.
    Wenig später sah er einen Lichtstrahl, dann schwang eine Tür auf, und sie verließen den Tunnel. Michelle zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, als sie in eine unübersichtliche Kurve hineinfuhr.
    Mark schloss die Augen und zog den Kopf ein. Er klammerte sich noch fester an Michelle und machte sich innerlich auf einen Sturz gefasst. Stattdessen richtete sie die Maschine wieder auf und beschleunigte. Mark hob den Blick und schaute auf die kurvenreiche Straße, die von Eichen und Weiden gesäumt war.
    »Verdammt!«, rief Michelle über den dröhnenden Motorenlärm hinweg. »Entspannen Sie sich! Ich kriege kaum Luft!«
    Mark lockerte seinen Griff ein wenig. Er drehte sich um und sah Rauch über den Bäumen aufsteigen, wo er die Villa vermutete.
    »Wohin fahren wir?«
    »Weg von hier. Halten Sie sich fest!«
    Auf der asphaltierten Straße folgte eine Kurve auf die andere. Mark schluckte und war starr vor Angst, als Michelle sich immer tiefer in die Kurven legte. Die Fliehkräfte pressten sein Hinterteil auf den kleinen Sitz.
    »Bleiben Sie locker!«, schrie Michelle. »Vertrauen Sie mir! Sie müssen sich mit mir in die Kurven legen.«
    Ja, okay . Sie drosselte kaum das Tempo, als sie eine gewundene, zweispurige Straße erreichten. Mark fragte sich, ob der Tod im Kugelhagel einer Maschinenpistole nicht schneller und schmerzloser gewesen wäre.
    Doch irgendwie gelang es Michelle, den physikalischen Gesetzen zu trotzen. Die Räder rutschten nicht unter ihnen weg, und sie baute keinen Unfall. Das rote Motorrad folgte den Kurven, als würde es auf Schienen fahren. Noch immer voller Angst klammerte Mark sich an Michelle und warf ab und zu einen Blick zurück, während sie sich in rasantem Tempo immer weiter von der Villa entfernten.
    Das Motorrad schien förmlich durch die Kurven zu fliegen. Zu ihrer Linken war ein steiler Abgrund, und zu ihrer Rechten erhoben sich nackte Felsen. Wenn Michelle vor den Kurven abbremste, wurde Mark nach vorn gedrückt. Sobald sie wieder Gas gab, rutschte er ein Stück zurück.
    Hin und wieder bot sich Mark ein herrlicher Blick auf die hohen, gezackten Berge ringsherum, deren Gipfel von Schnee bedeckt waren. In jeder anderen Situation hätte er den Anblick genossen, doch die schwindelerregenden Abhänge ließen seinen Magen rebellieren.
    Wenn sie die Kontrolle verliert, segeln wir in die Ewigkeit. Und niemand wird jemals unsere Leichen finden. Er fragte sich, was wohl schlimmer wäre: der tiefe Fall in den Tod oder wie eine Fliege auf einer Windschutzscheibe zerquetscht zu werden, falls Michelle eine Kurve falsch einschätzen und gegen einen Felsen prallen sollte.
    Michelle fluchte, als sie nach einer unübersichtlichen Kurve plötzlich scharf bremsen musste, sodass Mark beinahe über sie hinwegflog. Es gelang ihr, die Maschine kurz vor zwei Carabinieri zum Stehen zu bringen, die neben einem Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht standen.
    Michelle schaltete in den Leerlauf, klappte das Visier hoch und schrie irgendetwas auf Italienisch, als einer der Polizisten sich dem Motorrad näherte.
    Mark schluckte und verfolgte aufmerksam das Gespräch. Michelle fluchte und zeigte auf die Umgebung, um den Polizisten vermutlich darauf hinzuweisen, dass er einen ungünstigen Platz für eine Verkehrskontrolle gewählt hatte.
    Der Polizist stellte eine Frage.
    Michelle antwortete auf Italienisch. Sie sprach sehr schnell, und ihr Ton war nicht besonders freundlich.
    Der Polizist sagte noch etwas.
    Michelle redete weiter und zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf Mark.
    Der Polizist lachte und winkte sie durch.
    Michelle klappte ihr Visier herunter und legte den ersten Gang ein. Dann gab sie ordentlich Gas und entfernte sich mit aufheulendem Motor von den beiden Polizisten.
    »Was wollten die beiden?«, rief Mark, als sie in den zweiten Gang schaltete.
    »Sie suchen einen amerikanischen Drogendealer. Vermutlich Sie. Zum

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