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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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einen englischsprachigen Hafen. England, Neuseeland, Australien. Die sind nicht geschlossen und werden Flüchtlinge aufnehmen, besonders solche mit Geld.«
    »Zum Zeitpunkt unserer Ankunft wird das Geld wertlos sein«, entgegnete Jules.
    »US-Dollar sicherlich«, stimmte er zu. »Aber Yen oder Pfund oder Euro nicht. Einige Währungen werden überleben. Sie werden anerkannt werden. Jedenfalls von uns auf kürzere Sicht, weil wir für den Proviant sorgen müssen. Es würde Ihnen auch helfen, Miss Julianne«, fügte er mit einem wissenden Lächeln hinzu.
    »Wie das?«
    »Die Jacht gehört nicht Ihnen, oder? Der Besitzer, ein berühmter Mann, die Passagiere und die Crew sind verschwunden. Trotzdem brauchen Sie einen guten Grund, warum Sie das Schiff übernommen haben. Wenn Sie Flüchtlinge transportieren, vor allem, wenn es darum geht, Amerikaner in ihnen freundlich gesinnte Länder zu bringen, können Sie deren Häfen wesentlich leichter anlaufen. Sie wären dann eine Heldin, eine Retterin, keine Verbrecherin oder Schmugglerin.«
    Seine Augen leuchteten auf.
    »Sie sind gar nicht der steife, geradlinige Typ, der nur nach Vorschrift handelt, wie Sie sich zunächst dargestellt haben, stimmt’s, Sergeant?«
    »Sie müssen mich nicht Sergeant nennen, Miss Julianne.«
    Jules’ Augen wanderten über die Lichter der Stadt, die kurz vor dem Zusammenbruch stand. Sie sah lange Ketten
von Rücklichtern der Autos, die die Stadt verließen und sich jenseits der Bucht in die Berge hinauf bewegten. Hier und da flackerten Lagerfeuer, und dazwischen blitzte es auf. Vielleicht waren es Fotoapparate, vielleicht aber auch Mündungsfeuer von Schusswaffen. Ein Wolkenkratzer war in Flammen aufgegangen und sah aus wie eine gigantische Kerze, aber nicht weit entfernt leuchteten die Neonlichter der Strandclubs wie eh und je, weil sich das Gerücht hielt, dort könne man weiterhin feiern wie vor der Katastrophe, jedenfalls wenn man die gestiegenen Preise bezahlen konnte.
    »Okay«, entschied sie. »Zuerst die Crewmitglieder. Sie arbeiten für ihre Überfahrt. Wir geben bekannt, dass wir Leute suchen, die sich mit Schiffen auskennen. Wir beide werden noch heute Abend die einschlägigen Bars aufsuchen und die ersten Leute anheuern. Morgen klappern wir dann die internationalen Hotels ab.«
    »Und welches Reiseziel werden wir ihnen anbieten, Miss Julianne?«
    »Ein großes sicheres Land, das weit entfernt ist. Ein Land, das von der Giftwolke nicht erreicht wird. Ein Land, das halbwegs autark ist. Das seine Bevölkerung ernähren kann. Und verteidigen, wenn es sein muss.«
    Shah schaute sie zweifelnd an und wartete darauf, dass sie fortfuhr. Jules deutete mit dem Kopf auf ein Foto an der Wand auf der Steuerbordseite. Darauf war Greg Norman, der vorherige Besitzer, im Jachtklub von Sydney zu sehen.
    »Wer wagt, gewinnt. Wir bringen sein Schiff für ihn nach Hause.«

20

Marinestützpunkt Guantánamo Bay, Kuba
    Professor Griffiths leierte seinen Vortrag herunter, benutzte jede Menge wissenschaftlicher Ausdrücke, die keiner verstand, und kam dann zu dem Schluss: »Wir wissen überhaupt nichts.«
    »Das Phänomen reagiert nicht auf magnetische Resonanzscanner«, sagte der kleine rundliche Mann mit roten Haaren. Seit er hier mit seinem Team vom National Laboratory in Guantánamo angekommen war, um die Energiewelle zu erforschen, hatte sich das Elend von Tusk Musso noch vergrößert.
    »Der genaue Mechanismus, vermittels dem das Phänomen die Transsubstantion bestimmter organischer Materialien in Energie und in kleinere Mengen anfallender Abfallprodukte bewirkt, konnte nicht entdeckt werden«, plapperte er weiter, während Musso zum wiederholten Mal auf seine Uhr blickte. Griffiths und seine Schlauköpfe waren über Pearl aus Seattle eingeflogen worden, und Musso war davon überzeugt, dass Jack Blackstone die Sache nur eingefädelt hatte, um sich ein bisschen über ihn lustig zu machen. Es war schon erstaunlich, wie viel von seiner Zeit und Energie diese Wissenschaftler verschwendet hatten, ohne irgendwelche Ergebnisse zu liefern. Ständig fragten sie nach Geräten und Unterstützung, die er ihnen nicht zur Verfügung stellen konnte oder wollte.
    »Unsere Untersuchungen gehen weiter«, erklärte der Professor zum Abschluss seiner Ausführungen.

    Na, hoffentlich ist das jetzt so was wie ein Schlusswort, dachte Musso.
    »Noch Fragen?« Er blickte in die Runde. Alle blieben ungewöhnlich still. Keiner wollte Griffiths einen Anlass zu weiteren

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