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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ein Kleenex aus ihrer Tasche, die sie auf den Boden gestellt hatte.
    »Danke, Susan. Anscheinend blute ich aus.«

    »Keine Sorge, General, Frauen mögen Narben.«
    Ein verhaltenes Kichern ging durch die Gruppe der Soldaten und lockerte ein wenig die Stimmung auf, die inzwischen sehr hoffnungslos geworden war. Musso wandte sich wieder seinem Vortrag zu.
    »Okay, die durchschnittliche Temperatur unter diesen Wolken liegt ungefähr zwölf Grad niedriger als normal, allerdings variiert das auch von einem Ort zum anderen. Die Abweichungen sind im Inland größer als in Küstennähe, und die Nähe eines Brandherds hat natürlich auch ihren Effekt darauf.«
    »Immerhin wäre damit Al Gores Problem mit der globalen Erwärmung erledigt«, brummte Major Clarence.
    »Ruhe bitte«, rief Colonel Stavros aus.
    Musso ignorierte die Zwischenrufe und holte jetzt Satellitenbilder von Europa und Asien auf den Schirm.
    »Die Wolke ist über Europa gezogen, hat innerhalb von zwei Tagen die Ostküste von China erreicht und liegt etwa zwischen dem dreißigsten und sechzigsten Breitengrad. Der klimatische Effekt ist geringer als auf dem nordamerikanischen Kontinent, aber deutlich spürbar. Er wird sich in den nächsten zwei Wochen möglicherweise noch verstärken und dann wahrscheinlich für sechs bis zwölf Monate stabil bleiben.«
    »Das sind aber größtenteils sehr vage Angaben, General«, warf Pileggi ein, nachdem sie einige Zahlen auf ihren Notizblock geschrieben hatte.
    »Genug Unsicherheit, die bewirken kann, dass eine Menge Leute sterben oder leben werden«, stimmte Musso ihr zu. »Ich habe versucht, genauere Zahlen von PACOM zu kriegen, aber was Besseres haben die im Moment nicht anzubieten. Sie wissen ja, wie Wissenschaftler sind«, fügte er kopfschüttelnd hinzu. Der Eindruck, den Professor Griffiths hinterlassen hatte, war immer noch stark genug, dass alle wussten, was er meinte.

    Auf dem Bildschirm wurden nun wieder Straßenszenen aus Miami und Kansas City sichtbar. Kein Lebewesen war zu sehen.
    »Die Wetterdaten sind wichtig für uns, weil sie direkt unsere Mission beeinflussen. Es geht darum, alle US-Bürger, die das möchten, zu evakuieren und an einen sicheren Ort zu bringen, der noch nicht feststeht.« Musso wandte sich an Pileggi, während er gleichzeitig seine Wunde abtupfte. »Ihr Flugplatz wird dann ziemlich ausgelastet sein, vor allem, wenn wir nach Australien, Neuseeland oder zu unseren Alliierten in Asien ausfliegen.«
    »Ich verstehe, Sir. Darf ich fragen, wie wir die Operation absichern werden?«, fragte Pileggi. »Castro ist weg, aber Chávez nicht. Ich habe keine relevanten Luftstreitkräfte, nur die unserer Verbündeten in der Region, und die reichen nicht aus, um Hugo kleinzuhalten, wenn er aufmüpfig wird. Außerdem müssen wir den Panamakanal absichern.«
    »Ich weiß«, stimmte Musso zu. »Ich habe darüber mit PACOM gesprochen. Pearl hat zugesichert, uns alle Unterstützung zukommen zu lassen, auf die sie verzichten können. Im Moment ist das leider überhaupt nichts.«
    Colonel Pileggi ließ sich nicht abschrecken. »Wenn sie das Flüchtlingsproblem ernst nehmen, müssen sie auch eine Möglichkeit finden, diese Unterstützung bereitzustellen«, sagte sie. »Meine Leute haben das Szenario einer Evakuierung durchgespielt, die durch den Panamakanal führt. Falls die Regierung dort zusammenbricht - was gut möglich ist -, wird der Kanal nicht mehr passierbar sein. Die Schleusen sind hundert Jahre alt, und man braucht ausgebildetes Personal, um sie zu bedienen. An einigen Engstellen müssen die Schiffe von Schleppern gezogen werden. All diese Bereiche sind sehr gefährdet, wenn es zu einem Angriff kommt.«
    Musso hob machtlos die Hände. »Ich weiß das alles, Colonel. Aber im Augenblick ist das zweitrangig. Ich werde
tun, was ich kann, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Zweifellos müssen wir auf das Schlimmste gefasst sein.«
    »Wir haben auch schon Pläne für den Notfall erarbeitet, aber die sind allesamt ziemlich grauenhaft«, sagte Pileggi. »Einige Schiffe könnten Nicaragua anlaufen und versuchen, dort durchzukommen. Der größte Teil von Nicaragua kann mit Schiffen über die Flüsse durchquert werden, jedenfalls bis zu einem Punkt, von dem aus es nur noch fünfzehn oder zwanzig Kilometer bis zum Pazifik sind. Die Navy könnte die Leute dann auf der anderen Seite abholen. Wir bräuchten allerdings ziemlich viele Truppen am Boden, um den Transit über Land abzusichern, vor allem, wenn Nicaragua

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