Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
sich destabilisiert. Alternativ dazu könnte ein Konvoi um Kap Hoorn fahren, aber diese Route ist problematisch, weil wir Chávez und seiner Marine ausgeliefert wären. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es einen deutlichen Anstieg der Piraterie in diesen Gewässern geben wird, wenn die staatlichen Kontrollen ausfallen. Eine andere Möglichkeit wäre, die Evakuierten auf der atlantischen Seite der Kanalzone auszuschiffen, um sie von unseren Streitkräften durch einen Sicherheitskorridor über Land zu eskortieren oder zu einem Flughafen zu bringen. Ein ziemlicher Alptraum, das Ganze.«
    »Ich werde mit Admiral Ritchie darüber sprechen«, sagte Musso.
    Es führte kein Weg daran vorbei. Mehr als hundert zivile Schiffe lagen unten in der Bucht vor Anker. Auf den meisten von ihnen befanden sich amerikanische Staatsbürger, die den nächstgelegenen sicheren US-Hafen angelaufen hatten, den es in diesem Teil der Welt noch gab. Diese Leute mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser zu versorgen war Tag für Tag eine neue Herausforderung. Sie konnten hier nicht bleiben. Aber sie fortzuschaffen dürfte schwierig werden. Aus Mussos Perspektive war die Sicherung
des Panamakanals die allerwichtigste Angelegenheit der Amerikaner, jedenfalls kurzfristig. Er trug die Verantwortung für den Transport und die Sicherheit aller amerikanischen Flüchtlinge, die sich an ihn wandten. Sie mussten größtenteils durch den Panamakanal geschleust werden. Was danach mit ihnen passierte, hing von diplomatischen Erwägungen und Verhandlungen ab, mit denen sie sich in Pearl befassen konnten.
     
    »Die Touristensaison ist vorbei, also gibt es jede Menge freie Betten, aber wir haben keine Ahnung, wie das funktionieren wird. Wer soll das bezahlen? Wie können wir das über einen längeren Zeitraum hinweg planen? Geht es um eine dauerhafte Ansiedlung, womöglich sogar um eine Einbürgerung? Immerhin hat Canberra signalisiert, dass sie alle aufnehmen wollen, die wir ihnen schicken.«
    Admiral Ritchie dankte dem australischen Botschafter, dem neuen Botschafter natürlich, denn der alte war ja in Washington verschwunden. Seine Kollegin aus Neuseeland fügte hinzu, dass ihre Regierung bereit sei, so viele amerikanische »Heimatlose« wie möglich aufzunehmen. Die Diplomatin aus Neuseeland wollte den Begriff »Flüchtlinge« vermeiden und kam dabei ins Stottern.
    Ritchie machte ein Kreuz in das handgemalte Kästchen hinter den Buchstaben »A/NZ« und schaute den japanischen Generalkonsul an, der am Fenster saß, von dem aus man einen schönen Blick auf den Garten hatte. Hinter ihm blühten üppige Bougainvillea in Rosa und Orange.
    »Mr. Ude?«
    »Meine Regierung ist einverstanden, dass Sie so viele Ihrer Landleute wie möglich innerhalb Ihrer militärischen Stützpunkte in unserem Land aufnehmen. Außerdem wären noch einige Unterkünfte in Schulen und Universitäten für eine gewisse Zeit verfügbar, da gerade Ferien sind …«

    Das klang in Ritchies Ohren ziemlich reserviert, und er ahnte, dass gleich noch ein »Aber« kommen würde.
    »Dennoch«, fuhr Ude fort, »müssen wir darauf hinweisen, dass Wohnraum auf unseren Inseln sehr knapp ist und es kulturelle Faktoren gibt, die einen längeren Aufenthalt ihrer Bürger innerhalb unserer Grenzen problematisch machen.«
    Ritchie schluckte seinen Ärger herunter und kam auf den eigentlichen Punkt zu sprechen: »Aber sie dürfen an Land gehen, wenn wir sie dorthin bringen?«
    Ude nickte und schien froh darüber zu sein, dass er wenigstens etwas anzubieten hatte. »Ja, aber wie gesagt, mit gewissen Einschränkungen.«
    Ritchie hakte das Kästchen neben dem Wort »Japan« ab, setzte ein Fragezeichen dahinter und schrieb das Wort »Einschränkungen« hinzu. Das gleiche Wort stand auch hinter »Frankreich«, das ja über eine ganze Reihe kolonialer Außenposten im Pazifik verfügte, die allesamt eine gut funktionierende touristische Infrastruktur hatten. Tatsächlich war das Wort »Frankreich« mit einem ganzen Wald von Fragezeichen umgeben. Seine allerersten Verhandlungen mit den lokalen Behörden in Nouméa und Vanuatu waren sehr gut verlaufen, aber dann war er nach Paris verwiesen worden. Von Präsident Chirac oder Außenminister de Villepin eine rasche Antwort zu bekommen schien eine Unmöglichkeit zu sein. Immerhin hatten sich Länder wie Australien, Neuseeland, Brasilien und Chile sowie größere Inselstaaten wir Fidschi dazu bereiterklärt, die circa fünf Millionen Auslandsamerikaner für eine gewisse Zeit

Weitere Kostenlose Bücher