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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Schritt zu weit gegangen war. Hatte er die
Grenze überschritten? Aber wo war denn diese Grenze überhaupt?
    Franks zögerte einen Moment, dann sagte er: »Verstanden, Admiral.«
    Mal sehen, wie das den Iranern gefällt, dachte Ritchie, bevor er fortfuhr.
    »Meine Herren, wir bewegen uns in gefährlichen, unbekannten Gewässern, wenn Sie mir diese maritime Analogie verzeihen. Dies ist nicht nur ein militärisches Problem. Es ist ein politisches, aber wir haben keine politische Autorität, die uns führt. Und ehrlich gesagt kann ich nicht erkennen, dass sich das in naher Zukunft ändern wird. Die zivilen Autoritäten schlagen sich mit regionalen Schwierigkeiten herum. Gouverneurin Lingle hat alle Hände voll zu tun, die Versorgung der Inseln sicherzustellen und die Ordnung aufrechtzuerhalten. Sie hat deutlich gemacht, dass sie in ihrer jetzigen Position mehr leisten kann als woanders. Immerhin sind ihre administrativen Strukturen noch vollständig intakt, wohingegen sie in allen anderen Bereichen vollständig verschwunden sind. Das Gleiche höre ich von Alaska und Washington State. Sie können vielleicht ein leckgeschlagenes Boot wieder flottmachen, aber wir verlangen von ihnen, dass sie das Boot sinken lassen, um uns zu helfen. Ich glaube nicht, dass wir in absehbarer Zeit über eine neue Exekutivgewalt verfügen werden. Ganz bestimmt nicht so schnell, wie es nötig wäre, um mit Ihren dringenden Problemen fertigzuwerden, General Franks.«
    Franks signalisierte mit einem knappen Nicken seine Zustimmung.
    »Also, was sollen wir tun, Jim?«
    »Wenn es keine politische Lösung gibt, müssen wir eine militärische finden. Und zwar schnell.«

21

Sicheres Haus, 17. Arrondissement, Paris
    Der Schlaf überkam sie schließlich nach Stunden des Schmerzes und erst nachdem sie eine gefährlich hohe Dosis Ibuprofen eingenommen hatte. Der Streit mit Monique war heftig und extrem anstrengend gewesen, und sie fürchtete, dass er sie mehr als nur einige Stunden Schlaf gekostet hatte. Caitlin hatte das Gefühl, als sei etwas sehr Lebensnotwendiges in ihrem Kopf erschüttert worden. Sie hatte die Fassung verloren und war an einem Punkt sogar so weit gegangen, Monique von sich zu stoßen, was dieser nur als Bestätigung für ihre moralische Überlegenheit gedient hatte. Nach dem ersten Schock, der sie erfasste, als sie merkte, dass sie mit dem Rücken zur Wand stand, glaubte Caitlin so etwas wie ein triumphierendes Lächeln im Gesicht der Französin zu sehen.
    »So, und am Ende läuft es wohl immer aufs Gleiche hinaus, hab ich Recht, Caitlin? Wenn ihr nicht überzeugen könnt, dann setzt ihr euch eben mit Gewalt durch.«
    Caitlin war nicht mehr in der Lage, darauf zu antworten. Sie taumelte zurück und verlor das Gleichgewicht. Eine heftige Übelkeit überkam sie, und sie spürte einen heftigen Schmerz hinter dem einen Auge. Sie brach zusammen und musste sich übergeben.
    Monique eilte ihr zu Hilfe.
    Sie musste zulassen, dass sie ihr half, sie hatte keine Kraft mehr dagegenzuhalten. Obwohl sie Caitlin mit schriller
Stimme angefahren hatte, sie wüsste überhaupt nichts über ihren Freund, schaltete Monique sofort um, half ihr beim Aufstehen und wischte ihr das Gesicht ab. Dann führte sie sie zu dem schäbigen, unbequemen Sofa. Caitlin legte sich hin und zitterte eine Stunde lang vor sich hin. Ab und zu trank sie ein paar Schlucke des schmutzigen Leitungswassers. In ihrer Fürsorge war Monique sogar so weit gegangen, sich dafür zu entschuldigen, dass sie Caitlin so aufgebracht hatte.
    Sie bereute es wirklich. Caitlin fragte sich, ob sie eher verärgert oder gerührt sein sollte, aber letzten Endes war es völlig egal. Sie war viel zu krank, um sich über so etwas Gedanken zu machen. Ihr Magen rebellierte und weigerte sich, irgendetwas aufzunehmen. Schlafen konnte sie erst, nachdem sie das Schmerzmittel genommen hatte. Irgendwann fiel sie dann in einen fiebrigen, unruhigen Schlaf, aus dem sie immer wieder aufschreckte, ohne wirklich wach zu werden. Das Sofa war einige Zentimeter zu kurz, weshalb sie sich darauf nicht richtig ausstrecken konnte, die Kissen waren alt und hart. Aber sie war so müde und ausgelaugt, dass es sie nicht kümmerte. Ihr Körper brauchte Ruhe.
    Sie schlief erst ein, nachdem es ihr gelungen war, alle aktuellen Sorgen aus ihrem Bewusstsein zu verbannen. Sie dachte an die Zeit, als sie noch jung gewesen war, sehr jung sogar, etwa fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Damals hatte sie mit ihrer Familie die Ferien am

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