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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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keine Ahnung, wie wir da wieder rausgekommen sind.«
    Als er darüber nachdachte, wunderte er sich, dass er überhaupt lebend herausgekommen war. Er konnte sich an nichts erinnern. Shetty hatte ihm nicht erzählt, was passiert war, nachdem sie in das Gebäude geschleudert worden waren. In einen Laden oder so was. Ein Kamerad musste sie rausgeholt haben. War nicht die Luftunterstützung ausgefallen, kurz bevor die Granatenangriffe begonnen hatten?

    Er merkte, wie er sich in Gedanken verlor, und riss sich zusammen.
    »Entschuldigen Sie, Sergeant … ich meine … Micky. Ich bin gerade erst wieder richtig da. Ich war bewusstlos ab dem Moment, als wir angegriffen wurden. Ich glaube nicht, dass viele von uns überlebt haben.«
    »Das tut mir leid«, sagte Anderson. »Aber wenigstens waren Sie nicht mit den Marines in Abadan. Das war wirklich das reinste Schlachthaus.«
    Er führte das nicht weiter aus, sondern aß schweigend seinen Chili-Burger auf. Melton tunkte das Brot in die Brühe und versuchte, sich auf das Geschehen auf dem Bildschirm zu konzentrieren. Er erkannte die Moderatorin der Wirtschaftsnachrichten von BBC World, Dharshini David. Ihre sonst vollen, dunklen Lippen waren bleich und zusammengepresst, sie wirkte verschreckt und nervös. Es war schwer, ihren Worten zu folgen, aber der Nachrichtenticker unterhalb des Bildes und ein kleineres Fenster neben ihrem Kopf berichteten, dass in Europa einige Banken zusammengebrochen waren. Im kleinen Fenster sah man Aufnahmen von Straßenschlachten. Französische Polizisten gingen gegen Demonstranten vor, die eine Bankfiliale belagerten. Wahrscheinlich eines der Institute, denen das Geld ausgegangen war. Das Bild wechselte nach London, wo eine viel größere Menschenmenge wesentlich ruhiger vor einer Filiale der Barclay’s Bank in der Innenstadt wartete. Ein Mann in dunkelblauem Anzug hielt eine Rede, und die Leute johlten und pfiffen, aber es gab keine Gewaltausbrüche. Dann wurde eine verängstigt aussehende Frau befragt, die zwei Kinder an der Hand hielt.
    »Haben Sie eine Ahnung, um was es da geht, Micky?«
    Sergeant Anderson warf einen Blick über seine Schulter auf den Bildschirm. »Sieht aus, als würden die Banken pleitegehen.« Er schnaubte angewidert. »Willkommen in
meiner Welt. Ich habe bis heute noch keinen Sold erhalten. Was nicht so schlimm ist, weil meine Ex sowieso die Hälfte davon bekommt. Oder bekam … nehme ich an.«
    Er stieß mit der Gabel in den Chili-Burger. »Immerhin kann ich mich satt essen.«
    Noch, dachte Melton.

23

Seattle, Washington
    Er bemerkte, dass es zwei Straßenecken weiter ein Problem geben musste. Zwei Frauen rannten in Panik an seinem Wagen vorbei, eine von ihnen war blutüberströmt. Kipper wäre beinahe gegen einen Leitungsmast gefahren, weil er ihnen durch den Rückspiegel nachblickte. Als er wieder nach vorn schaute, bemerkte er die Gefahr, riss das Lenkrad herum und lenkte den Wagen wieder in die richtige Richtung. Er sah noch mehr Personen, die auf ihn zugelaufen kamen, viele von ihnen mitten auf der Straße, auf der keine Autos unterwegs waren außer seinem eigenen. Mit klopfendem Herzen lenkte Kipper seinen Wagen an den Straßenrand und ließ das Seitenfenster herunter. In der Ferne hörte er Sirenengeheul.
    Er sprang aus dem Wagen und versuchte, jemanden anzuhalten, um zu fragen, was passiert war. Anscheinend war bei der Lebensmittel-Verteilungsstelle etwas vorgefallen. Leider hielt niemand an. Eine Gruppe junger Männer beschimpfte ihn, als er ihnen in den Weg trat.
    »Aus dem Weg, du Idiot! Willst du auch draufgehen?« Und dann erkannte er, dass das Knallen, das ihm entgegenschallte, von einer Schießerei herrührte.
    Scheiße.
    Kipper stieg wieder in seinen Pick-up ein. Bevor er losfuhr, wählte er Barneys Nummer, der sich nach dem zweiten Klingeln meldete.
    »Was gibt’s denn, Chef?«

    »Irgendwas stimmt hier nicht, Barney. Ich bin ungefähr zwei Häuserblocks vom Costco entfernt, und ich höre Schüsse. Jede Menge Leute kommen mir entgegengerannt. Manche von ihnen bluten.«
    Ein Schwall Flüche drang aus dem Handy.
    »Es klingt so, als würde die Polizei kommen. Aber sag denen trotzdem Bescheid. Die sollen möglichst vor der Army hier sein. Diese Arschlöcher müssten längst hier sein. Aber wenn sie jetzt kommen, werden sie wahrscheinlich jeden, der sich bewegt, umnieten … Und schick Krankenwagen her. Ich glaube, wir brauchen jede Menge Krankenwagen.«
    In diesem Augenblick lief eine weinende Frau vorbei.

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