Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
zielen?
    Barney hob die Hände über den Kopf und ging ihnen langsam entgegen.
    »Geht es jetzt wieder?«, wandte Kipper sich an Heather. »Kannst du mir sagen, was passiert ist?«

    Ein kurzes Nicken war die einzige Antwort, die er bekam. Sie zitterte noch immer unkontrolliert, als sie sich von ihm löste. Sie rieb sich die Arme, verschränkte sie und fing wieder an sie zu reiben.
    »Es waren vielleicht an die tausend Personen hier, als ich um sechs Uhr gekommen bin«, sagte sie unsicher. »Sie hatten Transit-Pässe und Lebensmittelgutscheine, genau wie wir es angeordnet haben.«
    Heather ließ ihren Blick über den Parkplatz schweifen, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen. Ihre Gesichtszüge entgleisten erneut, und Kipper fürchtete, dass sie wieder zu weinen anfangen würde, aber sie bekam sich unter Kontrolle. Ihre Stimme klang brüchig und leise, als könnte sie jeden Moment versagen.
    »Sie … es war alles in Ordnung. Alle warteten darauf dranzukommen, bis diese drei Pick-ups angefahren kamen.« Mit zitternder Hand deutete sie auf ein paar verlassene Lieferwagen in etwa hundert Meter Entfernung. Kipper zählte nur zwei, aber er wollte sie nicht unterbrechen.
    »Ungefähr ein Dutzend Männer«, stammelte sie. »Alle bewaffnet, und sie sind einfach da durch.«
    Kipper schüttelte den Kopf. »Und was ist mit der Army und der Polizei? Wo waren die denn? Hier sollte doch ein ganzer Trupp Soldaten sein, um mitzuhelfen.«
    Heather zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Aber diese Männer haben sich einfach den Weg bis nach vorn gebahnt. Manche Leute haben protestiert, andere sind zur Seite getreten. Aber ein großer Kerl in einer Holzfällerjacke, eine große rote Holzfällerjacke … ist nach vorn gegangen und hat die Hand gehoben wie ein Verkehrspolizist, um sie zu stoppen.«
    »Und dann?«, fragte Kipper leise.
    »Also … einer von diesen bewaffneten Kerlen hatte eine Axt oder so was in der Hand, und damit hat er den Mann
einfach niedergeschlagen. Ihm den Schädel gespalten. Er ist umgekippt, und dann hat die Schießerei angefangen.«
    »Waren das die Männer mit den Pick-ups, die geschossen haben?«, fragte Kipper.
    »Nein. Sie wurden erschossen. Jedenfalls der mit der Axt. Der stand noch über seinem Opfer, da fiel ein Schuss und dann noch zwei oder so. Dann war überall Blut, die Leute fingen an zu schreien, und erst dann hat die eigentliche Schießerei begonnen.«
    Kipper spürte einen starken Brechreiz.
    Über ein Dutzend Tote lagen auf dem Parkplatz herum. In den angrenzenden Straßen waren sicherlich noch mehr zu finden.
    Wo, zum Teufel, waren die Soldaten? Sie hätten doch hier sein müssen. Darauf hatten sie sogar bestanden.
    »Was ist mit dir, Heather? Geht’s dir gut? Du hast da ein bisschen Blut. Aber du bist nicht verletzt, oder?«
    »Ich frage mich, woher diese ganzen Waffen auf einmal kamen«, sagte sie. »Als einer anfing, hatten sie plötzlich alle eine in der Hand. Sehr viele waren bewaffnet und schossen um sich. So was hab ich noch nie erlebt. Neben mir stand ein kleines Mädchen … sie schrie und weinte … wollte zu ihrer Mutter … und …«
    Heather konnte sich nicht mehr halten und brach in Tränen aus.
    Barney kam mit einem Streifenpolizisten zu ihnen, einem älteren Mann, den Uniformstreifen nach zu urteilen ein Sergeant.
    »Sind Sie hier verantwortlich, Sir?«, fragte er beinahe schon anklagend.
    »Was? Ja, nein … also ich …«
    Kipper riss sich zusammen.
    »Mein Name ist Kipper«, sagte er schließlich. »James Kipper, Leiter der Stadtwerke. Wir haben heute Morgen mit der Verteilung von Lebensmitteln begonnen. Die Stadt
wird dabei von Costco unterstützt, und die Army sollte hier eigentlich für einen sicheren und geregelten Ablauf sorgen. Deshalb bin ich nicht verantwortlich, nein. Niemand hat hier die Verantwortung übernommen, so wie es aussieht.«
    Der Polizist schaute sich angewidert um.
    »Wissen Sie was? Man hätte ganz einfach bloß uns dazuholen sollen. Wenn ich hier die Aufsicht gehabt hätte, wäre das nicht passiert.«
    Mehr Polizisten erschienen auf der Bildfläche, und die Rettungssanitäter begannen mit ihrer Arbeit und untersuchten die Verletzten.
    »Ich habe das nicht zu entscheiden, Sergeant. Ich bin genau wie Sie nur ein Zivilist. Wir tun das, was uns gesagt wird.«
    Es klang dünn und kläglich, und Kipper bereute sofort, es ausgesprochen zu haben.
    Der Polizist warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Na gut, aber laufen Sie nicht von hier weg, Mr.

Weitere Kostenlose Bücher