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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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kümmert sich um die taktische Seite. Wo man Schützen postiert und so. Er weiß, wie man eine Straßenblockade errichtet.«
    Pieraro schwieg einen Moment, bevor er zustimmend nickte. »Er ist Kolumbianer. Gehört zur AUC - Autodefensas Unidas de Colombia.«
    »Was soll das denn sein, eine Art faschistische Kokainschmuggler-Organisation?«
    »Paramilitärs«, sagte Pieraro und fügte eilig hinzu: »Und was ist Ihr Anliegen, Julianne?«
    Sie fuhren in ihrem kleinen Wagen hinunter zum Playa Revolcadero. Die Zeichen des Zusammenbruchs der sozialen Ordnung waren hier weniger deutlich zu sehen. Die Straßen waren sauber, und es gab keine gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die großen Villen lagen hinter hohen Mauern oder Zäunen, beschirmt von Palmen und anderen
tropischen Gewächsen. Nur wenige Menschen waren unterwegs, die meisten versteckten sich lieber hinter den verrammelten Toren. Die, die sich rauswagten, wirkten besonders ängstlich oder vorsichtig. Jules suchte nach Anzeichen eines aufkommenden Durcheinanders, konnte aber keine entdecken. Vielleicht war es Miguel ja gelungen, die Konflikte von hier fernzuhalten. Sie überlegte, wie sie seine Ehrlichkeit prüfen konnte.
    »Sie haben also drei Kinder?«, fragte sie dann.
    »Ja. Zwei Mädchen und einen Jungen.«
    »Würden Sie sie gern fortbringen? Weg aus Mexiko, meine ich?«
    Er zögerte kurz, bevor er antwortete.
    »Sehr gern. Was Sie vorhin gesagt haben, stimmte nicht ganz, aber einiges schon. Es wird alles noch viel übler werden. Die Situation bringt das Schlimmste in den Menschen zum Vorschein. Ich weiß, was auf uns zukommt.«
    Sie fuhren jetzt einen Hügel hinab, vorbei an modernen Häusern, von denen sich einige zurückgesetzt auf weiträumigen Grundstücken im Verborgenen befanden. Jules bemerkte das Glitzern der Sonne auf den Wellen unten in der Bucht, das durch das überall wuchernde Grün drang.
    »Okay. Hier ist mein Angebot. Ich bringe Sie und Ihre Familie aus Mexiko raus, wenn Sie mir helfen, Passagiere für meine Jacht zu finden. Es müssen nicht sehr viele sein, aber reich sollten sie sein. Leute, die den Fahrpreis vorab zahlen können, in Euros, britischen Pfund oder im Tausch gegen Sachen. Edelsteine, Schmuck, aber nur das Beste vom Besten. Gold, Platin, Diamanten und so weiter. Ich habe eine Jacht, die für zwei Dutzend Passagiere eingerichtet ist und genauso viele Mannschaftsmitglieder. Ich könnte für wesentlich mehr Personen Platz schaffen, aber daran bin ich nicht interessiert. Es geht nicht darum, ein günstiges Angebot zu machen.«

    Nun schaute Pieraro sie prüfend an, mit einem leicht verächtlichen Gesichtsausdruck.
    »Sie haben mich falsch eingeschätzt, Julianne. Mich für jemanden gehalten, der ich nicht bin. Ich kann Sie aber sehr wohl richtig einschätzen. Menschen wie Sie habe ich in meinem Leben kennengelernt. Sie sind nicht ehrlich. Sie sind nicht gut. Gute, ehrliche Menschen begeben sich nicht bis an die Zähne bewaffnet in Gefahr, in echte Gefahr, so wie Sie es vorhin getan haben. Sie waren sehr … gefasst dabei. Sie sind mit solchen Situationen und mit solchen Männern vertraut.« Er machte eine Kopfbewegung in die Richtung, aus der sie kamen. »Sie haben auch solche Waffen schon benutzt.« Er deutete auf das SPAS-12. »Und Sie haben auch vorher schon Menschen getötet. Nicht wahr?«
    »Wenn es sein musste«, gab sie zu. »Wenn es auf Leben und Tod ging.«
    »Ich kann das nachvollziehen«, sagte er. »Aber Sie müssen auch mich verstehen. Wenn ich Ihnen helfe, wenn ich das Leben meiner Frau und meiner Kinder und mein eigenes in Ihre Hand lege, dann bin ich für diese Entscheidung verantwortlich. Verstehen Sie, wie ich das meine? Wenn Sie Ihr Versprechen nicht halten, dann werde ich mich gegen Sie stellen, und dann ist Ihr Leben verwirkt.«
    »Ich verstehe«, sagte Jules.
    Pieraro bremste ab, drehte den Kopf und schaute ihr in die Augen.
    »Gut. Dann haben wir jetzt eine Abmachung getroffen.«

25

Paris, 17. Arrondissement
    Monique stöhnte auf und fiel zu Boden wie eine Marionette, deren Fäden zerschnitten wurden. Eine einzige Kugel hatte sie zu Fall gebracht. Caitlin warf sich in den Schmutz, während über ihr die Geschosse durch die Luft zischten.
    »Mistkerl!« Sie drehte Monique um, packte sie an ihrem Rucksack und zerrte sie am Riemen auf die nächstliegende Haustür zu. Sie hielt nicht an, um ihre Umgebung abzusuchen oder darüber nachzudenken, was sie tat. Ihre schwerste Waffe, die Glock 19, tauchte wie von selbst

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