Der Effekt - Roman
in ihrer Hand auf, und nun zerschoss sie das Holz und den Rahmen der Haustür.
Monique schrie nicht, sondern schnappte nach Luft und röchelte unrhythmisch wie jemand, der einen heftigen Schlag in den Magen bekommen hatte.
Glas zersplitterte, Kugeln sausten vorbei und gruben sich in die Mauer der Hauswand über ihr. Caitlin versuchte, Richtung und Stärke des Feuerangriffs herauszufinden und ob es sich um drei oder vier Angreifer handelte.
Drei? Nein, es mussten vier Angreifer sein. Im Augenwinkel hatte sie gesehen, wie sie aus einem weißen Lieferwagen ausgestiegen waren. Vier waren es mindestens. Aber vielleicht gab es ja noch mehr. Ein zweites Fahrzeug? Oder ein Posten, der die Straße schon eine ganze Weile beobachtet hatte?
Sie trat gegen die Tür, die sofort aufsprang und gegen die Wand krachte. Und schon waren sie hindurch und betraten
einen dunklen Flur, in dem es nach Kohl und Hundehaaren roch. Sie ließ Monique auf den abgetretenen Läufer fallen, der den dunklen Korridor bedeckte, und drehte sich wieder zur Straße um.
Sie schob die Glock zurück in den Gürtel und holte die beiden Maschinenpistolen aus den Halftern unter den Armen, entsicherte sie und schob sie aus der Tür hinaus. Dann drückte sie beide Abzüge und leerte die Magazine, wobei sie vage in Richtung des Lieferwagens zielte. Die Schüsse klangen so trocken, als würde man dicken Stoff zerreißen.
Nach drei Salven warf sie einen kurzen Blick nach links aus dem Eingang, um nachzuschauen, was sie getroffen hatte.
Ein Zivilist, der eben noch auf einem Fahrrad gesessen hatte, lag auf dem Asphalt in der Mitte der Straße, wahrscheinlich tot. Kopfschuss.
Mist.
Ein kleiner hellblauer Fiat stand auf dem Bürgersteig, Rauch oder Dampf drang unter der Motorhaube hervor. Ein Reifen war platt.
Vögel. Tote und sterbende Vögel überall.
Eine Frau mit einem bunt geblümten Schal hockte im Eingang eines verrammelten Ladens und beschützte ein Kind mit ihrem Körper.
Auf der anderen Straßenseite stand der schmutzige weiße Lieferwagen leicht schräg, ungefähr fünfzig Meter entfernt, mit geöffneter Fahrertür, aus der ein Bein hing. Die Windschutzscheibe war zersplittert, die Hupe gab einen Dauerton von sich.
Drei der Angreifer waren identifiziert. Allesamt weiße Männer, die ganz normal gekleidet waren, bewaffnet mit Sturmgewehren. Einer kniete hinter dem Lieferwagen, möglicherweise am Bein verletzt. Einer hockte neben einem grauen alten Volvo. Der Dritte hatte hinter einer Türnische auf der anderen Seite Schutz gesucht.
Sie schickte zwei kurze Salven in seine Richtung.
Die Kugeln aus dem Sturmgewehr klatschten um sie herum gegen die Wand und verspritzten Steinsplitter und Mörtelteile. Sie war gezwungen, ein weiteres Mal blind zu schießen. Sie leerte die Magazine, diesmal aber zielsicherer, da sie ihre Gegner ausgemacht hatte. Dann sprang sie ins Haus zurück und stieß die nächstgelegene Tür mit der Schulter auf. Der Türrahmen splitterte, und sie taumelte in ein kleines Wohnzimmer. Glasscherben knirschten unter ihren Stiefeln, sie warf sich auf den Boden vor dem Fenster.
Blitzschnell nahm sie den Rucksack herunter und leerte das halbe 9-mm-Magazin ihrer Glock durch das zerborstene Fenster, wobei sie vor allem auf den Schützen hinter dem Volvo zielte, weil er das leichteste Ziel darstellte. Die Chance, ihn wirklich zu treffen, war gering, aber zumindest konnte sie ihn damit festnageln. Durch die Tür hörte sie Moniques lautes Stöhnen. Caitlin warf einen Blick über die Schulter zurück und sah, wie ihre Beine zuckten, weil sich nun der brutale Schmerz der Schussverletzung bemerkbar machte. Sie war von einem Karabiner in den Bauch getroffen worden. Überall war Blut zu sehen.
Caitlin wusste genau, wo ihre Morphiumtabletten verstaut waren, aber wenn sie sich jetzt mit Monique beschäftigte, hätten ihre Angreifer Gelegenheit, sich heranzuschleichen.
Sie drehte den Rucksack um und ließ die Waffen herausfallen. Zuerst kam die Benelli-Flinte Kaliber 12 mit dem Pistolengriff und dem erweiterten Magazin heraus, dann die UMP 45 von Heckler & Koch mit dem größeren 30-Schuss-Magazin. Letztere hängte sie sich über die Schulter.
Ein solches Waffenarsenal war eigentlich ein bisschen viel für eine einzelne Frau, aber Caitlin hielt sich gern an die Lebensregel ihres Vaters: Wenn es um Waffen geht, ist
es immer besser, man hat sie und muss sie nicht benutzen, als umgekehrt.
Sie griff nach der Schrotflinte, lud sie durch und schob
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