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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ausdruckslos.
    »Es ist … es ist nur, dass … ach, ich weiß auch nicht … mein Vater hat mir beigebracht, dass es falsch ist, anderen zu helfen. Weil es nie aufhört. Wir sind keine Menschenfreunde. Wir sind Schmuggler, mehr nicht.«
    »Ziemlich gute Schmuggler«, sage Fifi und salutierte mit ihrer Flasche. »Dein Alter hat sich eines Nachts die Kugel gegeben, damit die Bullen ihn nicht greifen. Meinst du wirklich, dass er der beste Ratgeber ist?«
    Jules schaute sie gedankenverloren an.
    »Daran war doch meine Mutter schuld«, sagte sie bitter. »Wenn sie Scotland Yard nicht den Tipp wegen der Steuerhinterziehung gegeben hätte …«
    Shah schaute sie verwirrt an.
    »Ihre Mutter hat Ihren Vater verraten?«
    »Nachdem die Scheidung ihr nicht so viel einbrachte, wie sie erhofft hatte«, erklärte Jules.
    Sie war erstaunt, dass ihr diese Worte kaum über die Lippen kamen und sie einen Kloß im Hals spürte.
    »Ich war immer sein Liebling gewesen«, sagte sie leise.

34

Kuwait, Internationaler Flughafen
    Wegen der vernähten Wunden in seinem Hintern war es für ihn fast unmöglich, schnell zu laufen. Für jemanden, der gewöhnlich hinter den Ereignissen herzurennen pflegte, war das eine sehr unangenehme Erfahrung.
    »Entschuldige bitte meine Verwirrung, Sadie. Ich wurde zusammengefaltet, durch die Luft gewirbelt und verstümmelt. Das kann einen aufrechten Mann ziemlich fertigmachen.«
    Der Al-Dschasira-Reporter stieß seinen Kaffeebecher gegen den von Melton und lächelte.
    »Das macht nichts. Wirklich. Schau dir an, wie es in der Welt zugeht. Und da machst du dir Gedanken über deine Umgangsformen?«
    »Na ja, wenn die Menschen sich bessere Manieren angewöhnt hätten, würden sie vielleicht nicht rumlaufen und derart unbekümmert andere Leute umbringen.«
    Sayad Al-Mirsaad blinzelte nervös, als er sich in der Abfluglounge umschaute. Der Internationale Flughafen von Kuwait war überfüllt mit bewaffneten Personen aus mindestens einem Dutzend verschiedener Länder, zumeist waren es Amerikaner. Es herrschte eine latent gewaltbereite Stimmung. Menschentrauben, bestehend aus Zivilisten und Militärs, hatten sich um jeden vorhandenen Fernsehschirm gebildet, um die neuesten Nachrichten aus dem Kriegsgebiet zu erfahren. Es hatte bereits einen unangenehmen Zwischenfall gegeben, als Al-Mirsaad als der Reporter
erkannt worden war, der über den Untergang der USS Hopper berichtet hatte. Eine Gruppe von Marines war der Ansicht, dass er einen allzu respektlosen Ton angeschlagen hatte, und Melton musste eingreifen, um zu verhindern, dass der kleine Jordanier niedergeschlagen wurde.
    Melton hatte schlechte Laune deswegen, es gefiel ihm nicht, sich mit seinen eigenen Leuten herumstreiten zu müssen, selbst wenn es sich nur um ein paar Idioten handelte, die besser zu Hause geblieben wären. Die Welt wäre sicher nicht ärmer, wenn sie vom Effekt eliminiert worden wären. Seit dem Zwischenfall war er nervös und aufgekratzt, und seine Beeinträchtigungen machten die Sache nur noch schlimmer.
    Er musste dringend pissen, und seine verletzten Hände schmerzten. Seit sechsunddreißig Stunden hatte er nicht mehr geschlafen, seit dem Zeitpunkt, als der erste Atomsprengkopf der Israelis abgefeuert worden war. Er war Sayad sehr dankbar, dass er ihn aus dem Hangar geholt hatte, und noch mehr für das Business-Class-Ticket auf Kosten von BBC World, das sein Kollege ihm geschenkt hatte.
    »Damit kannst du nach London fliegen, du Glückspilz«, sagte Al-Mirsaad, als er ihm den Umschlag mit den kostbaren Papieren überreichte. »Du hast es zwar nicht verdient bei deinem herumhurenden und saufenden Lebenswandel, der dem Propheten sicherlich nicht gefällt, und natürlich sollte ich mich eigentlich auf den Weg dorthin machen. Aber so wie es aussieht, bin ich einfach zu selbstlos veranlagt.«
    Aber hinter dem ironischen Augenzwinkern und dem aufgesetzten Lächeln seines Freundes hatte Melton die Angst gesehen, die Angst, womöglich bald in einem nuklearen Inferno unterzugehen. Umso freundlicher war es, dass er ihn wieder mit der BBC in Verbindung brachte, zu der sein Kontakt abgebrochen war, nachdem er ins Lazarett gekommen war. Melton fragte sich, ob er das Gleiche
wohl für ihn getan hätte. Die kleine verschworene Gemeinschaft der Kriegskorrespondenten hielt normalerweise zusammen, und man unterstützte sich gegenseitig, aber Al-Mirsaad hatte tagelang nach ihm im Labyrinth des amerikanischen Transportkommandos gesucht, bevor er ihn in diesem

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