Der Effekt - Roman
Thapa gesprochen«, sagte Shah nach einer gewissen Zeit. »Wie Sie angeordnet hatten, hat er einige Erkundigungen eingezogen über den Angriff von Shoeless Dan auf Ihre Jacht.«
»Oha«, sagte Fifi. »Er ist ganz schön auf Draht. Mann, der kann einem ja echt noch was beibringen.«
So wie sie den kleinen, muskulösen Gurkha ansah, der am Heck stand, war Jules sofort klar, dass das keine leere Drohung bleiben würde.
»Hat er was Interessantes herausgefunden?«, fragte sie, als die hoch aufragenden Aztekenpyramiden des Fairmont Hotel in Sicht kamen. »Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Ich habe nicht viel erwartet. Ich wollte nur sichergehen.«
Shah, der bei dem rauen Seegang sein Gleichgewicht halten konnte, indem er die Knie leicht beugte, schüttelte den Kopf.
»Das ist sein Job. Und meiner auch. Er hat nichts Besonderes über die Angriffe auf Ihre Jacht herausgefunden. Aber wir wissen jetzt, dass mindestens drei Syndikate der organisierten Kriminalität sehr schnell versucht haben, von dem Großen Verschwinden zu profitieren. Die meisten ihrer Aktivitäten beschränkten sich auf das Festland, aber eine der Gruppen wickelte ihre Geschäfte auch über See ab. Vielleicht sind sie so auf Ihren schuhlosen Freund gestoßen.«
»Könnte sein.« Jules zuckte mit den Schultern. »Seeräuberei war die Spezialität von Shoeless Dan.« Sie drehte das Steuer, und das Boot fuhr einen weiten Bogen um einen Raddampfer, der auf irgendwelchen obskuren Wegen ins offene Meer gelangt war. Er war genauso überladen wie die gesunkene Müllbarkasse, weshalb sie ihn lieber weiträumig umschiffen wollte. »Hier in der Gegend gibt es eigentlich nicht sehr viel Piraterie«, fügte sie hinzu. »Nicht so wie in Asien. Sehr viele Schmuggler, aber keine Piraten. Das hätten die Amerikaner niemals zugelassen, auch nicht in den mexikanischen Gewässern. Meinst du, dass jemand hier einen neuen Geschäftszweig aufbauen will? Ich will’s nicht hoffen, auch wenn wir nicht vorhaben, allzu lange in dieser Gegend zu bleiben. Wir werden wohl kaum auf so jemanden stoßen.«
Shah ruckte den Kopf hin und her und duckte sich auf eine komische Art, um das Gleichgewicht zu halten, ohne sich irgendwo abstützen zu müssen.
»Das werden wir wahrscheinlich schon, jedenfalls, wenn Sie darauf bestehen, in Küstennähe zu bleiben, um eine geeignete Stelle zu finden, wo Pieraros Leute an Land gehen können.«
Jules verzog angewidert das Gesicht. »Hör zu, ich bin sowieso schon ziemlich genervt von diesen Leuten. Aber es gab keinen anderen Weg. Miguel hat diesen Kolumbianer organisiert, der uns die tobende Horde vom Hals hielt. Es hätte uns ziemlich in die Scheiße geritten, wenn ich diese Mariachi-Band nicht mitgenommen hätte.«
»Diese was?«
»Entschuldige, das war ein Insider-Witz.«
Fifi holte ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank und blinzelte Shah zu.
»Ich finde sie in Ordnung«, sagte sie. »Sie sind doch nett. Will jemand noch ein Bier?«
Jules und Shah antworteten gleichzeitig: »Nein.«
»Es sind keine Amerikaner«, fuhr Jules fort. »Es sind Bauern. Sie werden nirgendwo so einfach als Flüchtlinge anerkannt. Selbst wenn wir sie über den Pazifik mitnehmen und unsere Vorräte reichen - wovon ich einmal ausgehe -, wird Hawaii sie nicht haben wollen. Die versuchen doch gerade, Leute loszuwerden. Neuseeland würde sie vielleicht nehmen. Australien bestimmt nicht. Und alle anderen werden gleich das Feuer eröffnen, wenn wir uns ihnen nähern.«
Shah hob beide Hände, wie um zu zeigen, dass er nicht argumentieren wollte.
»Es ist nicht meine Aufgabe, Ihnen vorzuschreiben, was Sie tun sollen. Aber Sie haben mich angestellt, um für Sicherheit zu sorgen, und deshalb muss ich Ihnen sagen, dass es sehr gefährlich wäre, sich jetzt der Küste zu nähern.«
»Fifi, du warst viel länger auf der Jacht als ich. Wie sieht es mit unserem Proviant aus?«
Fifi trank die halbe Flasche aus und rülpste.
»’tschuldigung. Gar nicht schlecht, Julesy. Der Golfer hatte ziemlich tolle Sachen im Kühlfach, und jede Menge. Und wir haben die Speisekammer gut gefüllt. Zwei komplette Schweine, tiefgefroren, und jede Menge Ochsenfleisch. Außerdem haben die Mexikaner auch sehr viele Vorräte mitgebracht. Nicht so wie die anderen Snobs. Die haben bloß teure Klamotten und hochnäsiges Benehmen dabei. Ich sehe da kein Problem, wirklich. Komm schon. Es wird bestimmt lustig. So wie im Karneval.«
Jules schaute Shah an, aber der blieb vollkommen
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