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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sie gesehen?«, fragte Shah.
    Julianne gab Gas, und das Boot ruckte nach vorn.
    »Ich weiß!«, schrie sie über das laute Pfeifen und Heulen der zahllosen Schiffssirenen und die Schreie der zahllosen Menschen, die hilflos im Wasser herumpaddelten.
    Querschläger des Feuergefechts auf dem Tanker spritzten gegen ihre Bordwand, eine Kugel flitzte knapp neben Fifis Kopf vorbei. Sie riss das MG hoch und sandte eine Salve in Richtung Tanker. »Ihr Scheißkerle!«
    »Duck dich und hör auf mit dem Blödsinn!«, schrie Jules sie an.
    Sie legte das Ruder herum, und sie rauschten knapp an einer alten hölzernen Jacht vorbei, die der Diamantina sehr ähnlich sah. Offenbar stammte sie aus der gleichen Serie und war mit drei Badeschönheiten bemannt. Ein erneutes hartes Manöver nach backbord, und sie hatten zwei weitere Jachten umschifft, die bereits miteinander kollidiert und auf ein überladenes gelbes Wassertaxi aufgelaufen waren. Die Bugwelle von Jules’ Boot rauschte über ihr Vorschiff hinweg.

    Jules tat es leid, aber es war nicht zu vermeiden gewesen.
    Hinter ihnen dröhnten die Hörner der beiden großen Schiffe und verursachten einen ohrenbetäubenden Lärm.
    Shah deutete auf einen Streifen weniger belebtes Wasser, und Jules gab volle Kraft voraus. Der massive Rumpf der Zwanzig-Meter-Jacht hob sich noch höher aus den Wellen, und Jules klammerte sich am Steuer fest, um zu verhindern, dass es zu einer Kollision kam. Sie gab einige Warnsignale und lenkte in das frei gewordene Fahrwasser vor ihr. Aber dann wurden alle Hörner, Hupen und Sirenen übertönt von dem gigantischen, apokalyptischen Krachen, als die beiden Ozeanriesen kollidierten. Jules riskierte einen Blick über das Heck und sah, wie das Containerschiff zur Seite kippte. Der Aufprall war so stark, dass zahllose der übereinandergeschichteten Wände aus Stahlkästen einstürzten und über Bord gingen. Die Container, die ganz oben lagen, wurden in hohem Bogen heruntergeschleudert, über einige größere Schiffe hinweg, und landeten entweder im Wasser oder auf einigen kleineren Booten, die durch den Aufprall zerstört wurden. Ein verrosteter blauer P&O-Container drehte sich um sich selbst und wurde gut hundert Meter weit durch die Luft geschleudert, bevor er mitten auf der überfüllten Müllbarkasse landete, die sie eben erst überholt hatten. Zahllose Menschen wurde vom Aufprall zerquetscht, und die Barkasse brach in der Mitte entzwei. Bug und Heck klappten zusammen wie ein Taschenmesser, und das ganze Schiff sank in weniger als einer Minute. Immer mehr der großen Container vielen von Bord, während das Schiff sich zur Seite neigte. Die Stahlkästen fielen jetzt auf die Schiffe, die verschont geblieben waren, als die ersten Container über ihre Köpfe hinweggeflogen waren.
    Jules zuckte zusammen und erwartete eine Mega-Explosion des Öltankers, aber die kam nicht. Dann wurde das Donnern und Krachen der umhergeschleuderten Container
abgelöst durch ein markerschütterndes Schaben und Quietschen, als die Stahlleiber der Schiffe sich ineinander verkeilten.
    »Ziemlich übel«, sagte Fifi, als Jules sich von dem Spektakel abwandte, um sich wieder darauf zu konzentrieren, ihr Boot durch das Durcheinander der zahlreichen orientierungslosen Boote zu steuern.
    Nachdem er sich zurückgelehnt hatte, während sie versuchte, sich einen Weg zu bahnen, tauchte Shah wieder an ihrer Seite auf, als sie ruhigeres Fahrwasser mit mehr Raum zum Manövrieren am südlichen Ende der Acapulco Bay erreichten. Backbord sahen sie die hohen bewaldeten Hügel, durch die sie vom Revolcadero-Strand aus gefahren waren, und Jules achtete darauf, dass sie in einiger Entfernung vom Ufer blieben. Sie waren dort zweimal auf Straßensperren gestoßen, und sie hatte keine Lust, unter Beschuss eines Banditen zu geraten, der es sich auf einer der vorspringenden Klippen bequem gemacht hatte. Die kleineren Fahrzeuge um sie herum bekamen jetzt im offenen Ozean ziemliche Schwierigkeiten. Von überall her hörte man die Schreie von verängstigten Menschen, deren Boote von hohen Wellen überschwemmt wurden. Es war erschütternd. Sie hatte eine ganze Menge Kinder auf den kleineren Kähnen gesehen, aber es hatte keinen Sinn, sich über sie Gedanken zu machen. Wenn sie jetzt anhielten, um jemanden zu retten, würden sie bald Hunderte, wenn nicht Tausende Flüchtlinge an sich hängen haben. Julianne lenkte das Boot mit voller Kraft nach Südwesten, wo die Jacht und Mr. Lee auf sie warteten.
    »Ich habe mit

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