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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Flüchtlinge angekommen sein.«
    Pileggi schüttelte den Kopf.
    »Das war letzte Woche. Inzwischen sind es schon 2,2 Millionen. Zweieinhalb, wenn man Neuseeland mitzählt. Größtenteils Amerikaner, aber auch eine ganze Menge Europäer. Glattrasiert und hellhäutig natürlich«, fügte sie hinzu. »Hat keinen Zweck, dort anzuklopfen, wenn man Mohammed mit Vornamen heißt.«
    Musso spürte einen instinktiven Unwillen gegen diese Art von Rassismus, genauso wie er die britische Politik der Masseninternierung und Deportationen missbilligte. Es handelte sich eindeutig um ethnische Säuberungen oder ethnische Filterungen, wenn man sich die Vorgehensweise in Australien ansah. Nichts weiter als Rassismus unter dem Denkmäntelchen angeblicher Notwendigkeiten. Aber das war nicht das Schlimmste, was derzeit in der Welt geschah. Immerhin hatten die Australier alle Flüchtlinge mit amerikanischem Pass aufgenommen, egal welcher Bevölkerungsgruppe sie angehörten. Auch wenn ihre Motive eindeutig eigennützig waren - man musste sich nur vor Augen führen, wie viel US-Militär inzwischen auf dem fünften Kontinent angekommen war, um die amerikanischen Staatsbürger zu schützen -, konnte man sich über das Ergebnis nicht beschweren. Regionen in der südlichen Hemisphäre, die Flüchtlinge aufnahmen, waren zurzeit das Kostbarste, was es gab. Die ökologische Katastrophe nach dem Großen Verschwinden beschränkte sich vor allem auf die nördliche Erdhalbkugel. Und niemand, der noch einen Funken Verstand besaß, wollte sich in das Schlachthaus der Stammeskämpfe begeben, in das Afrika sich verwandelt hatte. Da viele südamerikanische Staaten vom Virus der Anarchie angesteckt oder vom Militär übernommen worden waren, gab es nur Australien und Neuseeland
als sichere Fluchtorte. Schleuserbanden verdienten ein Vermögen, indem sie Leute dort ins Land schmuggelten.
    Musso wollte Pileggi gerade nach der Liste mit den Flügen aus Soto Cano in Honduras fragen, dem zweiten Standbein der Operation Sammlung, als er vor Schreck zusammenzuckte.
    Ein Frachter, der in der Nähe der Betankungsstation lag, war ohne Vorwarnung explodiert. Das ganze Schiff hob sich ein Stück aus dem Wasser, und ein grelles Aufblitzen mittschiffs leitete eine donnernde Detonation ein, die in einem orangefarbenen Feuerball kulminierte, der den gesamten Hafen erleuchtete. Der Frachter zerbrach in der Mitte, und die beiden Teile schossen in entgegengesetzte Richtungen und warfen gigantische Wasserfontänen in die Luft, bevor sie sich zur Seite legten und sanken.
    »Verdammte Scheiße!«
    Pileggi wirbelte auf ihrem Stuhl herum und sprang auf.
    Musso verzichtete auf irgendwelche Floskeln zur Beendigung der Sitzung. Sie waren beide schon auf dem Weg zur Tür, als ein weiblicher Lieutenant der Navy auftauchte und ihnen den Weg versperrte. Sie hielt ein Bündel Papiere in der Hand und war völlig verstört.
    »General Musso. Hier ist eine Nachricht für Sie. Von Präsident Chávez.«
    »Wer?« Er war so müde und erledigt, dass er kaum noch denken konnte.
    »Hugo Chávez, der Präsident von Venezuela.«
    Als sie ihm die Zettel übergab, donnerten weitere Explosionen durch die Nacht. Das Knallen von Handfeuerwaffen war zu hören, als das Echo der Detonation verhallte.
    »Was, zum Teufel, soll das denn?«
    Er riss ihr die Papiere aus der Hand und schaute darauf.

    »Was ist denn los, General?«, fragte Susan Pileggi.
    »Dieser geisteskranke Kommunist in Venezuela«, erklärte Musso, nachdem er die Nachricht gelesen hatte. »Er verlangt, dass wir Kuba verlassen. Er behauptet, das Externe Komitee des Politbüros der Kommunistischen Partei Kubas hätte Venezuela um Hilfe gebeten, um alle imperialistischen Kräfte auf der Insel zu eliminieren.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist doch ein Irrer, woher soll ich denn wissen, was der meint?«
    Pileggi riss vor Schreck die Augen auf.
    »Diese Containerschiffe«, sagte sie aufgeregt. »Wir haben sie bisher noch nicht inspiziert. Eins von denen ist ein Roll-on-Roll-off-Schiff«, erklärte sie hastig. »Das kann wie ein Landungsschiff benutzt werden. Man kann damit Truppen an Land bringen.«
    »Scheiße!«
    Ein anderer Offizier erschien in der Tür. Ein Angehöriger der Nachrichtentruppe.
    »Entschuldigen Sie bitte, Sir, Sie müssen sich das unbedingt ansehen. Das ist ein Hilferuf von dem französischen Schiff Montcalm . Sie behaupten, sie seien mit Torpedos beschossen worden.«
    Der Captain reichte ihm einen weiteren Zettel mit den

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