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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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umzugehen. Manchmal ertappte er sich dabei, wie er klammheimlich nach seinen Söhnen oder seiner Frau rief. Und dann erinnerte er sich daran, wie es früher gewesen war … und brach innerlich zusammen.
    »Dann sollen eben die Kubaner mich begleiten«, fuhr Griffiths fort, dem die Fähigkeit, sich in andere Personen zu versetzen, völlig abging. »Die müssen sich ja wohl nicht nach Ihren Befehlen richten, oder? Bestimmt würde der eine oder andere von denen gerne mal wieder Heimatboden betreten.«
    Musso wirbelte herum.
    »Fragen Sie sie doch selbst, Doktor. Aber vorher können Sie mir vielleicht mal erklären, was Sie eigentlich erreicht haben, seit Sie hier sind. Hat überhaupt jemand irgendwas über diese verdammte Welle herausgefunden?«
    Griffiths stolperte zurück, öffnete den Mund, aber es kam nichts heraus. Einfach, weil es nichts zu sagen gab. Die Welle existierte gar nicht, jedenfalls wenn man den Messinstrumenten glaubte, mit denen sie versucht hatten, etwas über ihre Natur herauszufinden. Die einzige Gewissheit, die es gab, war, dass dieser Effekt immer noch über dem nordamerikanischen Kontinent lag. Dessen konnte man sich durch einen Blick Richtung Norden versichern. Dort stieg er kilometerweit in den Himmel. Stumm, furchterregend und undurchdringlich.
    »Niemand hält Sie auf, Doktor. Gehen Sie ruhig, wenn Sie wollen. Aber belästigen Sie meine Leute nicht damit. Ich habe schon ein Dutzend Männer wegen diesem Ding verloren. Und ein paar Kubaner hat es sich auch geschnappt. Es ist unberechenbar. Zweitausend Meter davor beginnt die Gefahrenzone. Manche Personen wurden dicht davor aufgesogen, andere standen zwei Kilometer entfernt, als es sie erwischt hat. Das alles wurde Ihnen bei Ihrer Ankunft gesagt. Seitdem hat sich nichts geändert.«

    Griffiths, ein kleiner Mann mit schütterem rotem Haar, war kurz davor, die Fassung zu verlieren. Aber im Gegensatz zu Musso war er noch in der Lage, sich zu beherrschen.
    »Es tut mir leid, dass Sie einige Ihrer Männer verloren haben, General …«
    »Und Frauen. Zwei meiner Marines waren Frauen, Corporal Crist und Lieutenant Kwan.«
    »Okay. Es tut mir leid. Aber diese Verluste ereigneten sich alle vor meiner Ankunft. Ich verlange ja gar nicht, dass mir jemand in die Sperrzone folgt. Und wenn ich sie betrete, dann auf eigenes Risiko. Aber ich komme nicht bis dorthin ohne eine Eskorte. Es gibt zu viele Banditen überall. Es ist zu gefährlich.«
    Musso bemühte sich, ruhig zu bleiben. Er wollte nicht schon wieder einen Wutanfall bekommen. Vielleicht hatte Griffiths ja Recht. Jenseits der zweitausend Meter war bislang noch niemand ein Opfer der Welle geworden. Das bestätigten auch die Erkenntnisse der Beobachtungsstationen im Nordwest-Pazifik und in Kanada. Wenn der Wissenschaftler so verrückt war und sich auf eigene Verantwortung in die Sperrzone begeben wollte, warum sollte man ihn daran hindern? Und wenn die Welle ihn aufsaugen würde, dann hätte Musso eine Sorge weniger.
    »Okay«, sagte er. »Sie bekommen eine Eskorte bis auf dreitausend Meter an die Energiewelle heran. Ab da sind Sie auf sich allein gestellt. Selbst wenn Sie dann von Banditen überfallen werden sollten, müssen Sie sich innerhalb dieser Zone allein helfen. Merken Sie sich das gut. Damit Sie sich nicht wundern, wenn keiner angerannt kommt, wenn Sie um Hilfe schreien.«
    »General, Sie haben eine Verabredung mit dem französischen Konsul, Sir. Sie kommen zu spät.«
    »Danke, George«, knurrte Musso. Das war noch nicht einmal abgesprochen gewesen. Er hatte wirklich einen
Termin, für den er sehr dankbar war. »Dr. Griffiths, bitte entschuldigen Sie mich. Ich muss noch ein paar Flüchtlingskonvois verabschieden. Wenn die weg sind, haben wir vielleicht Zeit, um Ihre Angelegenheiten zu erörtern.«
    Das schien Griffiths zu überraschen und zu besänftigen. Musso stieg in seinen Wagen und verzichtete darauf, dem Wissenschaftler eine Mitfahrgelegenheit zu bieten.
     
    »Das werden nicht die letzten Flüchtlinge sein, die wir bekommen, General.«
    »Ich weiß, aber es wird der letzte große Konvoi sein, den die Navy eskortiert. Pearl sagt, jetzt ist Schluss. Wir haben das jetzt einen Monat lang betrieben, und von nun an müssen die Leute selbst für sich sorgen. Mit jedem Tag, der verstreicht, verlieren wir an Einfluss.«
    Mitternacht war bereits vorüber. Musso war in seinem Büro und genoss die kalte Luft der Klimaanlage und die Ruhe. Er trank eine seiner mittlerweile selten gewordenen Tassen

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