Der Effekt - Roman
Knattern der Schüsse. Der Kampf um den Stützpunkt trat in den Hintergrund, jetzt ging es nur noch darum, diesen engen Platz, an dem sie standen, dieses winzige Stück verbrannter Erde so lange wie möglich zu verteidigen. Die Feinde erwiderten ihr Feuer, und einer schrie laut auf, als eine Kugel ihn im Gesicht traf. Pileggi gab dann und wann ein, zwei oder drei gut gezielte Schüsse ab, nachdem sie sich ihr Ziel sorgfältig ausgesucht hatte. Die Kugeln trafen die Gegner und rissen Fleischfetzen und Knochensplitter aus ihren Körpern. Pileggi gelang es, drei Angreifer innerhalb weniger Sekunden aufzuhalten, bevor sie sich wieder hinter die Barrikade duckte.
Lundquist schrie auf und wurde nach hinten geschleudert. Eine Blutfontäne sprühte in die Höhe. Dann bebte der Boden unter ihren Füßen, als die Gegner begannen, ihre Stellung mit Mörsergranaten zu beschießen. Ein Schutzdach, um sich darunter zurückzuziehen, gab es nicht.
»Sie kommen!«, schrie Carlyon. »Macht euch bereit!« Er schoss sein gesamtes Magazin leer, um sich selbst und seinen Männern Feuerschutz zu geben. Die Venezolaner hatten sich zusammengeschlossen und rannten alle zusammen auf sie zu, die Gewehre mit den Bajonetten im
Anschlag. Pileggi bildete sich ein, eine Fanfare gehört zu haben.
Sie wechselte das Magazin, schnell, geübt, mechanisch und schoss weiter. Vier Angreifer brachen vor der Barrikade zusammen. Zwei anderen gelang der Sprung über das Hindernis. Sie landeten direkt vor Jimbo Jamieson, der mit einer Holzlatte auf sie losging. Pileggi vernahm einen trockenen, dumpfen Aufschlag, dann sprang sie auf und schwang ihr Gewehr wie einen Baseballschläger. Der Kolben landete auf dem Schädel eines Angreifers, und der Mann brach zusammen. Blut floss ihm ins Gesicht.
Carlyon stürzte gegen sie, und sie verlor das Gleichgewicht.
Sie spürte seinen leblosen Körper auf sich, das Gewicht der toten Gliedmaßen und wusste, dass er tot war.
Sie versuchte, ihn beiseitezuschieben, um wieder in Verteidigungsposition zu gelangen, aber er war zu schwer. Es war schrecklich, viel schrecklicher, als wenn ein betrunkener Liebhaber auf einen drauffiel. Sie fühlte sich erdrückt. Es tat weh.
Und dann war er verschwunden, das Gewicht fortgeflogen, und sie sah direkt in den Lauf eines Gewehrs. Sie fragte sich gerade noch, was das wohl war, als ein weißer Blitz alle Fragen auslöschte.
»Pearl am Apparat, Sir«, sagte ein Marine-Gefreiter und hielt den Telefonhörer hoch. »Leider eine schlechte Verbindung.«
Musso bedankte sich und meldete sich.
»Hier ist Franks. Ist das eine sichere Leitung?«
Musso schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich stark. Wahrscheinlich läuft das schon über diese neuen Satellitenkanäle, während wir sprechen, Sir.«
Er schaute sich im Kommandobunker um. Auf einigen Bildschirmen waren Live-Übertragungen von Nachrichtensendungen
aus Venezuela zu sehen. Die Störungen im Hörer wurden immer lauter. Musso schüttelte den Apparat, obwohl er wusste, dass es nichts nützte. Es beruhigte ihn einfach. »Können Sie das bitte wiederholen, Sir?«
»So wie es aussieht, wird unsere Niederlage live im Fernsehen übertragen, Musso. Verdammte Mistkerle. Wie sieht es bei Ihnen aus?«
Musso rieb sich die Stirn und dachte einen Moment nach. Wenn sie live im Fernsehen waren, dann wurde dieses Gespräch in der ganzen Welt verbreitet. Vielleicht konnte er das ja zu seinem Vorteil nutzen. Er wählte seine Worte mit Bedacht und versuchte sich an seine Lektionen in Diplomatie zu erinnern, die er einmal genossen hatte, nachdem ihm der erste Stern verliehen worden war.
»Die feindlichen Streitkräfte gehen sehr aggressiv gegen flüchtende Zivilisten vor«, sagte Musso. »Mehrere Schiffe mit zivilen Flüchtlingen wurden beschossen und treiben brennend in der Bucht. Wir haben ein Großraumflugzeug verloren, das versucht hatte, zu starten. An Bord waren zweihundert zivile Passagiere. So wie es im Moment aussieht, haben wir über tausend Tote allein unter der Zivilbevölkerung, vielleicht sogar mehr. Meine Verluste an Soldaten werden auch immer größer.«
»Gab es ein Waffenstillstandsangebot?«, fragte Franks. »Um die Schäden unter der Zivilbevölkerung zu minimieren?«
Musso musste blinzeln. Jede einzelne Faser in seinem Körper sehnte sich danach zu kämpfen, er wollte den Feind dafür zahlen lassen, was er ihnen angetan hatte, aber die Sorge um die Zivilisten hatte allerhöchste Priorität. Das waren die Menschen, für die er
Weitere Kostenlose Bücher