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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Knochensplitter und Hirnteile klatschten gegen alle, die um Umkreis von zwei Metern standen. Als Maggies übergewichtiger, schlecht gekleideter und längst schon lebloser Körper zu Boden ging, war Caitlin schon hochgesprungen, um hinter dem nächstbesten Objekt Schutz zu suchen. Sie hechtete über den Empfangstresen und prallte gegen die dort sitzende Krankenschwester, mit der sie sich eben noch herumgeplagt hatte. Ein kleines rosafarbenes Radio, das ganz oben auf dem Aktenschrank gestanden hatte, zersprang in tausend Teile. Als die vielen Menschen, die hier dicht zusammenstanden, merkten, dass jemand in ihrer Mitte zu schießen begonnen hatte, fingen sie an zu schreien. Caitlin aber war schon längst unterwegs. Sie robbte auf eine Tür zu, von der sie hoffte, dass sie nach draußen führte.
    »Warte!«
    Sie spürte eine Hand an ihrem Fußknöchel und trat nach hinten und merkte zu spät, dass es Monique war, die sie zurückhalten wollte. Sie versuchte den Tritt abzuschwächen, traf die Französin aber ziemlich heftig an der Wange. Monique schrie vor Schmerz laut auf. Caitlin fluchte, drehte sich ganz um, packte sie am Kragen und zwang sie, mit ihr zu laufen. Sie rutschte aus, stolperte, verdrehte sich
ein Knie und schrie auf vor Schmerz. »Beweg dich!«, kommandierte sie, »wenn du leben willst!«
    Hinter ihnen kam es zu einem Tumult. Sie hörte zwei gedämpfte Schüsse und das Geräusch von zerberstendem Glas, das übertönt wurde von den Panikschreien der hysterischen Menschenmenge. Eine angsterfüllte Krankenschwester stand ihnen im Weg und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Caitlin schob sie rücksichtslos beiseite und steuerte den Ausgang hinter ihr an.
    »Was ist denn los?«, schrie Monique.
    »Halt den Mund und lauf!«, brüllte Caitlin sie an.
    Sie stürzten in den Korridor und prallten gegen zwei Sicherheitsangestellte, einen kleinen, vor sich hinschnaufenden Dicken und einen anderen, der aussah, als hätte er seine Karriere im öffentlichen Dienst in den Tagen der Maginot-Linie angetreten. »Da hinten!«, rief Caitlin ihnen zu und warf einen Blick über ihre Schulter auf das Durcheinander im Krankenhausfoyer. Sie schlängelte sich um die beiden Sicherheitsleute herum, legte an Tempo zu, bog nach rechts, dann nach links, stürmte durch einige gummigedämpfte Schwingtüren, ohne darauf zu achten, was sie auf der anderen Seite erwartete. Monique hatte sie längst losgelassen, es war ihr ohnehin ziemlich egal, ob sie mit ihr Schritt halten konnte oder nicht. Sie hastete durch weitere Schwingtüren und prallte gegen einen Krankenpfleger, der einen Laborwagen vor sich her schob. Der Wagen kippte um, und sein Inhalt, jede Menge medizinischer Instrumente und Edelstahlbehälter, fiel splitternd und klappernd auf den gekachelten Fußboden. Ohne anzuhalten, klaubte Caitlin ein in Folie eingeschweißtes Päckchen auf, schob es in ihren Ärmel und rannte weiter.
    »Warte, Cathy, warte.«
    Monique war immer noch bei ihr.
    Sie erreichten den Operationsbereich der Unfallambulanz, und sogar bei den an chaotische Notfallsituationen
gewöhnten Sanitätern, Schwestern und Ärzten erregte ihr Auftritt einiges Aufsehen. Hier gab es keine Fernsehapparate, und fast alle Anwesenden waren durch ihre Verletzungen oder Krankheiten von den Geschehnissen um sie herum abgelenkt. Der plötzliche Auftritt von zwei mit Blut besudelten Frauen, die es offenbar ziemlich eilig hatten und weder auf ihre eigene Sicherheit noch auf die von anderen Personen Rücksicht nahmen, brachte alle Gespräche zum Erliegen. Alle wandten sich um und starrten sie an. Monique wollte offenbar schon die in der Luft liegenden Fragen beantworten, jedenfalls sah es so aus, als eine respekteinflößende grauhaarige Frau in der Uniform einer Oberschwester ihnen mit gesenktem Kopf und zornig blitzenden Augen entgegentrat. Auf Caitlin wirkte sie wie ein menschlicher Bulldozer.
    »Was, zum Teufel, tust du eigentlich?«, fragte Monique. »Was ist denn los?«
    Bevor Caitlin antworten oder sich umdrehen und weiterrennen konnte, schwangen die Türen zur Notaufnahme auf, und zwei Männer, beide muskulös und bewaffnet, stürmten herein. Sie trugen Anzüge, von denen einer über und über mit Blut bespritzt war. Sie scannten den Raum, als würden sie nach Beute suchen. Caitlin wusste, dass keine Zeit zum Weglaufen mehr blieb.
     
    Zwei Kugeln trafen die respekteinflößende grauhaarige Frau in die Brust und warfen sie durch die Luft. Wesentlich weniger imposant

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