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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wirkend, stieß ihr Körper gegen ein Krankenbett, fiel zu Boden und blieb zappelnd und Blutfontänen ausstoßend auf den gelblichen Kacheln liegen. Monique schrie laut auf, duckte sich und hielt sich beide Ohren zu. Ihre Schreie verloren sich im nun ausbrechenden lärmenden Durcheinander, als die Patienten und Krankenhausangestellten in Panik gerieten.

    Einer der Angreifer hatte sein Magazin leergeschossen. Damit war nur noch sein Partner gefährlich. Caitlin griff sich die einzigen Gegenstände, die als Waffen geeignet waren, zwei Edelstahlschüsseln, und warf sie mit aller Kraft direkt gegen den Kopf ihres Gegners. Er hatte keine andere Wahl, als sich zu ducken und seitlich auszuweichen. Es gelang ihm trotzdem zu schießen, aber ungezielt nach unten. Eine Kugel traf eine Packung mit Salzlösung, eine andere einen Patienten am Arm. Caitlin zog das Päckchen heraus, das sie sich in ihren Ärmel gesteckt hatte, riss die Silberfolie ab und holte ein Einwegskalpell heraus. Dann stieß sie ihren »Kiai«-Kampfschrei aus und stürzte sich auf den Gegner.
    Auf die Normalsterblichen um sie herum wirkte es, als hätte sie sich in eine herumwirbelnde tödliche Waffe verwandelt, die mal durch die Luft fliegend, mal Pirouetten auf dem Boden ausführend mit Armen und Beinen gegen ihre Angreifer vorging. Wieder ertönte ein Schuss. Staub und Gipsteile regneten von der Decke, während der Schütze rücklings gegen die Wand prallte. Sein Kopf stieß mit voller Wucht gegen eine Sauerstoffflasche aus Metall und gab ein hässliches Knacken von sich, dann sackte der Mann langsam in sich zusammen und hinterließ eine schmierige Spur an der Wand. Ohne auch nur einen Moment innezuhalten, wirbelte Caitlin wie ein zerstörerischer Tornado um die eigene Achse, schlug mit dem einen Bein aus und traf den zweiten Gegner an der Hand mit der Pistole, einer Glock 23, in die er gerade ein neues Magazin geschoben hatte. Ein einzelner Schuss löste sich, und die Kugel zerschmetterte eine Neonleuchte unter der Decke. Gleichzeitig mit dem Stoß ihres Fußes fuhr Caitlin herum, packte ihren Gegner mit der freien Hand am Unterarm, zog ihn zu sich und schlug mit der anderen Hand unter den Ellbogen, woraufhin ein hässliches Knacken ertönte, als das Gelenk brach. Noch mit der gleichen Körperbewegung
hob sie ihre Hand, in der sich noch immer das Skalpell befand, und schlitzte mit der rasiermesserscharfen Klinge seine Kehle auf. Ein großer Schwall warmen Blutes spritzte aus der klaffenden Wunde, während Caitlin ihre Bewegungsenergie nutzte und seinen Körper zwischen sich und den ersten Mann brachte. Dann erst riss sie dem erschlaffenden Gegner die Pistole aus der kraftlosen Hand. Sie spürte, wie seine Finger brachen, als sie die Waffe an sich riss.
    Nach wenigen Sekunden hatte sie ihre Angreifer überwältigt und die Pistole in Anschlag gebracht, und nun erledigte sie den bereits halb nach vorn gekippten Mann an der Wand mit zwei trockenen Schüssen. Sie verlagerte ihr Gewicht, drehte sich und verpasste dem Gegner, der vor ihren Füßen lag, ebenfalls eine doppelte Ladung. Kein einziges Mal musste sie darüber nachdenken, was sie tat. Sie hatte sich kein einziges Mal den Luxus eines bewussten Gedankengangs gegönnt, seit die beiden Kerle in die Notaufnahme eingedrungen waren. Sie hatte ganz einfach nur reagiert. Gehirn und Körper hatten jene Reflexe abgespult, die sie sich in Tausenden von Übungsstunden antrainiert hatte.
    »Nein!«, kreischte eine Stimme. Es war die von Monique. »Was bist du überhaupt? Ein Monster?«
    Ich bin Echelon, dachte Caitlin, während sie die Pistole aus der Hand des leblos vor ihr liegenden Mannes löste. Um sie herum in der Notaufnahme war es unnatürlich still. Alle standen noch unter Schock. Derartig plötzliche und heftige Gewaltausbrüche hatte noch keiner von ihnen erlebt. Nun richtete sie die Waffe unwillkürlich auf die schluchzende Französin. Es war eine mechanische Geste, völlig inhuman und ohne jedes Mitgefühl. Monique war für sie nutzlos geworden, eine Ressource, die sie im Verlauf ihrer Mission ausgebeutet hatte. Nun stand sie ihr nur noch im Weg.

07

Marinestützpunkt Guantánamo Bay, Kuba
    Der kubanische Offizier salutierte zackig und nahm eine sehr steife Haltung ein, aber in seinen Augen waren Angst und Verwirrung. Musso erwiderte den militärischen Gruß und entspannte sich wieder. Die beiden Männer standen sich in einem karg eingerichteten Büroraum gegenüber, der für das ungewöhnliche

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