Der Effekt - Roman
die Aussie Rules sich ihrerseits daranmachte, einen Wellenberg zu erklimmen. Drei knappe Sekunden lang konnte Fifi ihr Gewehr in die ideale Position bringen, als der Trawler im Wellental verschwand und sich langsam wieder hob.
Sie atmete aus und drückte auf den Abzug.
Das harte automatische Hacken des Maschinengewehrs ertönte. Die Geschosse spritzten in präzisem Rhythmus aus dem Lauf und bestrichen das Deck der Viarsa. Im Magazin waren zweihundert Schuss russischer 7,65-mm-Standardmunition, normale Patronen und Leuchtspurgeschosse. Als sie das Deck des Piratenschiffs erreichten, sprengten die Männer auseinander wie verschreckte Tiere. Fifi gab drei Salven ab. Die heißen Patronenhülsen flogen in ihrem Zelt hin und her und brannten auf ihrer Haut. Nur zwei Männer der Gruppe, auf die sie gezielt hatte, überlebten: der Bärtige, der seine Kameraden warnen wollte, und ein anderer, der sofort abgetaucht war, als um ihn herum das Blut spritzte und Männer zusammenbrachen.
Sie bemerkte ein Blitzen auf dem Dach des Steuerhauses und konnte sich gerade noch zur Seite wälzen, bevor eine Salve ihre Plane zerfetzte.
Wump.
Wump.
Zwei Rauchwolken stiegen über der Viarsa auf, nachdem zwei Raketen explodiert waren und das Feuer der Piraten gestoppt hatten. Fifi hörte das rhythmische Schießen automatischer Waffen und fragte sich, ob Shah oder einer seiner Leute die gegnerische Brücke unter Beschuss genommen hatte. Sie robbte zu ihrer nächsten Schussposition,
wo Dietmar mit einem Ersatzmagazin auf sie warten sollte. Sie wagte nicht, den Kopf zu heben, um sich zu versichern, ob er wirklich da war.
Die Verfolger nahmen die Aussie Rules jetzt unter Beschuss.
Shah ging sehr ökonomisch mit seinen Ressourcen um.
Er verfügte über fünf Gruppen von Schützen, mit denen er die gesamte Längsseite der Jacht verteidigen konnte. Er warf einen Blick auf das gegnerische Schiff und fragte sich, wer dort wohl das Kommando hatte. Gleich nachdem Fifi das Feuer eröffnet hatte, waren noch mehr Männer hinter dem Ruderhaus hervorgekommen und hatten sich auf dem Deck verteilt. Sie versteckten sich, wo sie gerade Platz fanden, und feuerten unkontrolliert und zufällig. Dumme Fischer, dachte Shah. Seine Truppe, die von seinen eigenen Leuten und Pieraro kommandiert wurde, arbeitete gemeinsam, und alle nahmen ihre Ziele genau ins Visier, bevor sie feuerten.
»Heck unter Feuer nehmen!«, kommandierte er, und seine Schützen taten, was er verlangte. Im Heck hatten zwei Männer sich aufgerichtet und das Feuer auf die Brücke der Aussie Rules eröffnet. Einer von ihnen prallte nach hinten, und eine Blutfontäne spritzte in die Höhe. Der andere brach einfach zusammen und blieb liegen.
Mehr Rauch stieg auf. Die gegnerischen Geschosse pfiffen über das Deck und hinterließen Löcher und Beulen in der Aluminiumhaut der Jacht.
»Rauch achtern«, rief jemand über das Getöse des tödlichen Schusswechsels hinweg.
Shah bemerkte, dass der Abstand zwischen den beiden Schiffen immer kleiner wurde.
Bewaffnet mit ihrer liebsten Waffe, der Schrotflinte, hockte Julianne im Zugang zur Brücke und schaute zu, wie Mr.
Lee versuchte, Abstand zwischen die Jacht und ihre Verfolger zu bringen. Leider fehlte es ihm deutlich an Motorkraft, um dieses Manöver auszuführen. Er wurde darüber hinaus behindert, weil er den Kopf gesenkt halten musste, um nicht erschossen zu werden. Zahlreiche Kugeln waren bereits durch die Scheibe des Cockpits gedrungen. Rhino war getroffen worden und blutete stark am Arm. Er fluchte laut vor sich hin und paffte heftig an seiner Zigarre.
»Tut mir leid, Miss Julianne«, rief Lee aus, als ein lautes metallisches Krachen ertönte. Die Viarsa hatte die Jacht seitlich gerammt.
In Juliannes Kopfhörer meldete sich die Stimme von Fifi.
»Sie kommen, Julesy. Es sind ziemlich viele.«
»Bin schon unterwegs.«
»Knallt sie ab!«, rief Pieraro ohne besondere Aufregung oder Angst in der Stimme, jedenfalls hoffte er das. Es war nicht gerade einfach, seine hervorbrechenden Gefühle zu beherrschen. Er befehligte ja nicht irgendeinen Söldnertrupp. Seine Gruppe bestand aus Männern und Jungen aus seinem Dorf, und im Gegensatz zu ihm hatten die meisten noch nie mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zu tun gehabt, wenn man einmal von gelegentlichen Kopfnüssen von ihren Vätern oder Onkeln absah. Nun kämpften sie um ihr Leben.
»Wenn sie rüberklettern, schießt ihr auf sie«, kommandierte er. »Zögert nicht. Steht auf,
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