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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dem Funkraum zurückkam.
    »Ich könnte meinen Leuten einfach befehlen, dieses Gebäude einzunehmen«, sagte General Salas und wandte ihnen dabei immer noch den Rücken zu. »Sie würden nicht lange durchhalten, General Musso. Ich sehe das schon von hier aus. Vielleicht wäre das eine bessere Idee, als Ihnen zu erlauben, alle paar Minuten mit Ihren Vorgesetzten zu sprechen.« Er drehte sich um. Es ist eine billige Schmierenkomödie, die er da aufführte, dachte Musso. Er hatte schon spannendere Theaterstücke gesehen.
    »Nein«, antwortete er. »Das wäre keine gute Idee, General. Sie sind hierhergekommen unter dem Schutz eines Waffenstillstandsabkommens, um akzeptable Bedingungen für eine Kapitulation auszuhandeln. Vielleicht sollten
Sie sich endlich Ihrer Aufgabe stellen und sich wie ein professioneller Soldat benehmen und nicht wie der Anführer einer Straßengang. Dann kommen wir vielleicht endlich zu einem Ergebnis.«
    Salas errötete deutlich sichtbar, aber es gelang ihm, sich zu beherrschen. Er setzte sich wieder vorsichtig hinter den kaputten Schreibtisch.
    »Haben Sie mit Caracas gesprochen?«, fragte Musso und ignorierte den zornigen Gesichtsausdruck seines Gegenübers.
    »Sí«, sagte der Venezolaner, der sich nun entschieden hatte, auf die Beleidigung nicht zu reagieren. »Ich bin autorisiert, allen Amerikanern auf Kuba freien Abzug zu gewähren. Im Gegenzug übernehmen wir die Regionen auf Kuba, die von dem Effekt nicht beeinträchtigt sind, bis die kubanische Regierung wieder funktionsfähig ist.«
    »Wir wollen mehr als nur freien Abzug«, erklärte Musso unzufrieden. »Es bringt uns gar nichts, wenn wir von Ihren U-Booten versenkt werden, nachdem wir die Bucht verlassen haben. Wir wollen freies Geleit in die Karibik oder auch den Atlantik.«
    Salas kniff die Augen zusammen. Seine Lippen verfärbten sich weiß, seine Nasenflügel bebten.
    »Sie pokern hoch, General Musso«, sagte er verbissen.
    »Im Gegenteil«, korrigierte Musso. »Sie sind es, der hier zu hoch pokert.«
     
    »Sagen Sie dem Präsidenten, dass es kein Bluff ist, Mr. Shapiro«, beharrte Franks. »Sagen Sie ihm, dass wir es todernst meinen. Die Regeln haben sich geändert. Tatsächlich gibt es überhaupt keine Regeln mehr. Jedenfalls dann nicht, wenn er auf unsere Zivilisten das Feuer eröffnet … Es ist mir egal, ob Sie das leugnen. Das ist etwas, das sich nicht geändert hat. Es interessiert mich nicht. Sagen Sie ihm das.«

    Ritchie stand ganz ruhig in der unterirdischen Kommandozentrale und hörte zu, wie Franks am Telefon mit dem amerikanischen Botschafter in Venezuela sprach. Ich bin wirklich froh, dass ich diesen Job nicht machen muss, dachte er. Die meisten Bildschirme im Raum waren leer, die Computerarbeitsplätze waren nicht besetzt. Hinter Franks stand ein Kommandant der Marine, der in aller Ruhe die Positionen der drei Atom-U-Boote der Ohio-Klasse im südlichen Atlantik ausmachte und sie dann ganz altmodisch mit Nadeln auf einer Karte markierte. Alle drei befanden sich in Reichweite von Caracas. Eins von ihnen, die Tennessee, hatte sich seit dem Großen Verschwinden nicht mehr gemeldet. Zwei weitere Atom-U-Boote befanden sich irgendwo im Atlantik, aber sie hatten sich geweigert, Franks Anweisung Folge zu leisten und Mussos Bluff zu unterstreichen. Sie wollten nur der Vorschrift gemäß handeln, und die lautete: »Ausschließlich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist berechtigt, wenn er den korrekten Code angibt …«
    Es spielte keine Rolle. Die Geschütze der beiden Boote der Ohio-Klasse genügten vollauf.
    Franks schien einer längeren Ausführung von Botschafter Shapiro zuzuhören, dann unterbrach er ihn.
    »Hören Sie, das bringt uns nirgendwo hin, Exzellenz. Ich schlage Ihnen vor, dass Sie sich jetzt an einen sicheren Ort begeben. Ende.« Er legte auf und wandte sich an Ritchie: »Los jetzt.«
    Der Admiral griff nach dem Telefon. Er hatte erwartet, dass seine Stimme zittern würde, aber sie klang erstaunlich fest. »Hier spricht General Ritchie, verbinden Sie mich bitte mit der Tennessee .«
     
    General Salas nickte und legte auf.
    »Das können wir nicht akzeptieren«, sagte er zu Musso. »Das ist kein ehrenvoller Vorschlag. Sie fordern von uns,
dass wir versprechen, Sie nicht anzugreifen, wenn Sie abziehen. Damit suggerieren Sie, dass wir etwas Derartiges beabsichtigen könnten. Das geht gegen die Ehre unserer Nation. Gegen unsere Männlichkeit.«
    Musso hätte am liebsten höhnisch aufgelacht,

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