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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sollte.«
    Pileggi nickte.
    »Letzten Endes müssen wir uns an unsere Bürger wenden«, sagte sie. »Aber angesichts des überwältigenden Ausmaßes dieser Krise würde ich vorschlagen, dass wir zu den Grundlagen zurückkehren. Wir sind eine repräsentative Demokratie. Ich schlage deshalb vor, dass wir uns den höchsten Repräsentanten unseres Staats suchen. Falls wir keinen Repräsentanten des Bundes finden, müssen wir auf der nächsttieferen Ebene suchen, auf Staatsebene, und uns an den Gouverneur von Alaska oder Hawaii oder Washington State wenden. Wir werden sie in ihre Büros scheuchen, wenn es sein muss, damit sie die Staatsgewalt repräsentieren für eine beschränkte Zeitspanne, bis ein neuer Kongress und eine neue Regierung gewählt worden sind.«
    »Klingt nach einem guten Plan«, sagte Franks.
    »Ich stimme zu«, sagte Ritchie.
    Musso sah, wie der Admiral sich Notizen machte. »Wenn wir jemanden gefunden haben, der die Staatsgewalt repräsentiert«, erklärte Richie anschließend, »müssen wir in der Lage sein, alle erforderlichen Maßnahmen in die Wege zu leiten. General Musso, Sie sind am dichtesten
dran an diesem Phänomen. Sie sollten uns berichten, was Sie darüber wissen.«
    Was ich darüber weiß?, dachte er. Ich weiß nur, dass wir total im Arsch sind.
    Als er zu sprechen anfing, tat er es in dem gleichen schroffen Ton wie die anderen.
    »Siebzig Kilometer nördlich von meiner Position, am Rand dieses Effekts, kann man eine Art atmosphärisches Phänomen erkennen …«, begann er seinen Bericht.

08

Seattle, Washington
    »Er ist … Barbara. Die Luftüberwachung … hat ihn … vor … und später … jetzt …« »Barney? Ich kann dich ganz schlecht verstehen. Ich hör nur zwei von fünf Worten. Hast du gesagt, Kip geht es gut? Alles in Ordnung mit ihm?«
    Sie hörte einen Piepton, und dann war die Verbindung abgebrochen.
    Barbara Kipper hängte den Hörer ein. Sie hatte fast eine Stunde gebraucht, um durch den höllisch dichten Verkehr zu einer Telefonzelle zu kommen, die noch funktionierte. Zweimal war sie von Soldaten der Nationalgarde angehalten worden, die ihr, immerhin freundlich, mitgeteilt hatten, dass eine Ausgangssperre erlassen worden sei und sie auf direktem Weg nach Hause fahren müsse. Barbara war aber längst klar, dass es angesichts des Verkehrs nicht leicht werden würde, heimzukommen. Außerdem musste sie unbedingt mit Kip sprechen. Nur für einen Moment. Nur um sicher zu sein, dass es ihm gutging.
    Sie war überzeugt davon, dass die Telefongesellschaften ihre öffentlichen Zellen verkommen ließen, damit die Leute sich Handys anschafften. Heute allerdings waren die Mobiltelefone auch nichts wert. Die Netzwerke waren überlastet und kurz vor dem Zusammenbruch. Sie hatte Barney Tench erst im achten Anlauf erreicht, und die Störungen waren so stark gewesen, dass es sich kaum gelohnt hatte.
    Aber Kip ging es gut, oder? Barney hatte es gesagt. Ein Hubschrauber hatte ihn in der Wildnis abgeholt und brachte
ihn nach Hause. Vielleicht kam er auch mit dem Wagen. Aber er würde zurückkommen, irgendwann »später«. Sie merkte, dass sie zitterte und ihr die Tränen kamen.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen? Sind Sie mit dem Telefonieren fertig? Ich will bloß meine Mutter anrufen. Sie ist für eine Woche nach San Francisco gefahren. Besucht ihren Vater. Ich muss sie jetzt unbedingt anrufen, verstehen Sie?«
    Barbara erwachte aus ihrer Trance. Vor ihr stand ein junger Mann, fast noch ein Junge, der Anstalten machte, sich an ihr vorbei in die Telefonzelle zu drängen. Er trug eine Art Uniform. Ein Angestellter eines Fast-Food-Restaurants, wurde ihr bewusst. Dann bekam sie Angst und schaute über ihre Schulter zurück zum Telefon, als wäre es eine Art Lebensretter, den man ihr wegnehmen wollte.
    »Darf ich da bitte mal rein? Ich möchte telefonieren. Sie haben Ihren Anruf doch schon gemacht …«
    »Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagte Barbara. »Ich mache Ihnen Platz.«
    Er wartete ab, bis sie halb aus der engen Nische heraus war, und schob sich dann eilig an ihr vorbei. An einem normalen Tag hätten bei ihr alle Alarmglocken einer ehemaligen New Yorkerin geschrillt, weil sie sofort gedacht hätte, dass er sie überfallen wollte. Aber der Junge interessierte sich tatsächlich nur für das Telefon.
    »Viel Glück«, sagte Barbara.
    Er murmelte ein Dankeschön und begann Münzen in den Apparat zu werfen.
    Sie ging zurück zu ihrem Wagen. Suzie saß auf dem Vordersitz und ließ sie nicht aus

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