Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
seinem Geländewagen gab ihm ein Zeichen, dass er die Verbindung mit Pearl aufgebaut hatte. Musso salutierte und reichte seinem neuen kubanischen Untergebenen freundschaftlich die Hand, bevor er ihn verließ.
    »Admiral Ritchie, Sir.«
    »Danke«, sagte Musso, als er den Hörer entgegennahm. »Admiral, hier spricht General Musso, Sir. Ich fürchte, ich habe noch ein paar schlechte Nachrichten für Sie.«
     
    Der Admiral beendete das Gespräch, legte auf und fragte sich, welche Nachricht wohl beunruhigender war: Dass die Energiewelle Major Núñez aufgesogen hatte, als er ihr zu nahe gekommen war, oder die Tatsache, dass die Kubaner derart verstört waren, dass sie praktisch die Kontrolle über ihr Territorium, beziehungsweise über das, was davon übrig war, an die Vereinigten Staaten übergeben hatten … beziehungsweise was von ihnen übrig war.

    Eine schreckliche Melancholie hatte ihn in der letzten Stunde erfasst. Zunächst hatte er es nicht bemerkt, aber jetzt, nachdem er den Bericht von General Musso gehört hatte, war er verstörter denn je. Er hörte, wie die Geschäftigkeit draußen vor seinem Büro immer mehr zunahm. Immer mehr Menschen strömten in das Gebäude der pazifischen Streitkräfte. Hunderte von Telefonen schienen ständig zu läuten, und zahllose Stimmen bemühten sich Neuigkeiten zu verbreiten, und alle versuchten ihre Erlebnisse mitzuteilen, ihren Teil zu den allgemeinen Schilderungen der grauenhaften Katastrophe beizutragen, neue, vielleicht wichtige Details einzubringen. Die normalerweise gedämpfte Atmosphäre in der Kommandozentrale war einer Hektik gewichen, die der New Yorker Börse gleichkam. Wie es dort zugegangen war, wusste er, weil er sie einige Monate vor dem 11. September mit seiner Frau und seiner Tochter besichtigt hatte.
    »Admiral.«
    »Entschuldigung«, sagte er mürrisch und bemühte sich so zu klingen, als habe er über dienstliche Belange nachgegrübelt und nicht über seine eigene persönliche Tragödie. In der Tür stand sein Assistent.
    »Ein Anruf von General Franks, Sir. Über die sichere Leitung via Katar. Er sagt, Teile der irakischen Armee würden ihre Positionen verlassen und bewegten sich in Richtung Kuwait.«
    Eine Sekunde lang glaubte Ritchie, sein Herz würde aussetzen. Dann merkte er, dass es ihm bis zum Hals schlug. Er fühlte sich mit einem Mal benommen und versuchte es zu überspielen, indem er einfach nur nickte und sich in seinem Stuhl zurücklehnte.
    »Stellen Sie ihn durch. Haben Sie sonst noch ein paar gute Nachrichten?«
    »Die Israelis haben Einheiten in den Gazastreifen geschickt. Dort wurde auf den Straßen gefeiert, und es ist
eskaliert. Beim Versuch, die Tumulte einzudämmen, wurde ein israelischer Soldat getötet.«
    »Es wurde gefeiert?«, fragte Ritchie ungläubig.
    »Nicht nur dort, Sir. Überall auf der Welt wird gefeiert. Vor allem im Nahen Osten, natürlich. Aber auch in Europa und in Großbritannien, vor allem in Ländern mit großer … äh … Migrantenbevölkerung.«
    »Sie meinen, mit großem Anteil an muslimischer Bevölkerung.«
    »Ja, Sir.«
    »Na gut. Dann stellen Sie mir mal General Franks durch.«
    Einige Sekunden hatte Ritchie noch, um nachzudenken, bevor Franks sich meldete. Mein Gott, dachte er, das läuft viel schneller aus dem Ruder, als ich befürchtet habe.

12

Pazifischer Ozean, 570 Seemeilen westlich von Acapulco
    »Verdammt, das ist Shoeless Dan«, zischte Pete missgelaunt angesichts der Ankunft seines berüchtigten Kollegen. »Mit all seinen kleinen Zehen«, fügte Mr. Lee hinzu und grinste Pete breit an. Dann hob er eine Augenbraue und zwinkerte, was wirklich sehr ulkig aussah. »Noch ein paar kleine Scherze, Mr. Pete? Um die Spannung vor der Konfrontation zu lockern?«
    Pete zwang sich zu einem Lächeln. Tatsächlich war Shoeless Dan keine spaßige Herausforderung, sondern ein wirklich großkalibriger Schurke. Man erzählte sich, er hätte einmal im Frachtraum eines liberianischen Schiffs einige Hundert Waisenkinder für die tschechische Mafia transportiert. Unberührte Kinder brachten so viel Geld ein wie sonst nur allerbestes Heroin, wenn man sie an die richtigen Kunden verschacherte. Dan bestritt natürlich, derart Verwerfliches je getan zu haben, allerdings nicht sehr heftig. Es fügte sich gut ein in den Mythos, den er um seine Person aufgebaut hatte und den er auch brauchte, weil er das Opfer einer üblen Pilzinfektion geworden war, die seine Füße verunstaltet hatte. Sie sahen geradezu grotesk aus, waren

Weitere Kostenlose Bücher