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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Kennzeichen und Seriennummer der australischen Armee und war wahrscheinlich von der Garnison in Timor gestohlen worden. Sie hatten nur eine einzige Rakete dafür, und Pete hatte Fifi ermahnt, dass sie keine Gelegenheit hätte, einen Probeschuss abzugeben.
Sie war unglaublich scharf darauf, das Ding endlich ausprobieren zu dürfen.
    »Den Kerl überlässt du besser mir«, sagte Jules. »Du musst unbedingt eines von diesen Scheißbooten versenken. Pete hat Shoeless Dan ins Visier genommen. Also konzentrierst du dich auf das andere. Meinst du, du kannst ihn mit dem Ding erwischen?«
    Sie deutete auf den Raketenwerfer auf Fifis Rücken.
    Fifi riss ihr Maschinengewehr herum und feuerte eine Breitseite ab, die sich weiter unten bei der Tauch-Plattform in die teure Verkleidung der Jacht bohrte. So ein schweres Maschinengewehr sowjetischer Bauart war stark genug, um als Luftabwehrkanone benutzt zu werden. Es machte einen Höllenlärm. Jules’ Ohren klingelten sowieso schon, aber jetzt fingen sie an zu summen, was ein Zeichen war, dass sie ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen waren.
    »Sorry!«, rief Fifi. »Da war er wieder. Der Scheißkerl kann sich zwei verschiedene Wege aussuchen, wie er an Bord kommen will. Da unten bei den Treppenstufen. Man muss ständig beide Möglichkeiten im Auge behalten, damit er nicht hochkommt. Ist nicht einfach, aber er kann ja auch nicht an zwei Orten zugleich sein. Er hat eine leichte Automatikwaffe bei sich. Vielleicht eine Uzi oder ein MP5. Und was das Boot betrifft - klar kann ich das erledigen, kein Problem.«
    »Okay«, sagte Jules. »Dann tu’s.«
    Ihre eigene Stimme klang flach und sehr weit entfernt, als wäre ihr Kopf in Watte eingepackt.
    Sie legte den Sicherheitshebel ihrer Flinte um, als Fifi davonschlich. Die Jacht befand sich immer noch auf Schlingerkurs und wechselte ständig ohne Vorwarnung die Richtung, weil Mr. Lee verhindern wollte, dass es noch mehr Angreifern gelang, sie zu entern. Jules hockte tief geduckt da und konnte die Schnellboote der Verfolger nicht sehen,
aber sie hörte am konstanten Heulen der Motoren, dass sie immer noch in der Nähe waren. Die Schüsse der Gegner waren aufgrund der Distanz und der Größe der Jacht nicht immer zu hören, aber der Aufprall der Kugeln war oftmals ohrenbetäubend laut, vor allem, wenn sie Metallteile oder Glas erwischten.
    Jules änderte ihre Haltung und blickte finster drein. Auf dem Deck befanden sich drei Boote und mindestens ein halbes Dutzend Jet-Skis, die eine großartige Deckung abgaben, aber auch eine ungehinderte Sicht auf ihr Ziel unmöglich machten. Außerdem herrschte hier ein einziges grauenhaftes Durcheinander, weil die Aufbauten von Hunderten von Kugeln zerfetzt worden waren.
    Der Typ, den sie ausschalten musste, hing ein Deck tiefer fest, auf der Tauchplattform, wo er an Bord gekommen war. Wenn sie einen Standort fand, von dem aus sie beide Aufgänge zum Bootsdeck im Blick hatte, wäre es möglich, ihn dort festzuhalten, bis die anderen ihr zu Hilfe kamen. Leider kannte sie nicht alle Ecken und Winkel des Schiffs. Möglicherweise gab es einen Weg unter ihr durch vom Dock nach vorn. Dann würde er womöglich hinter ihrem Rücken auftauchen. Es ließ sich nicht vermeiden, den Dreckskerl direkt anzugreifen.
    Trotz der späten Stunde ging von der Sonne noch eine enorme Hitze aus, weshalb ihre Kleider von Schweiß durchtränkt waren. Ihre Zunge fühlte sich trocken und geschwollen an, das Schlucken fiel ihr schwer. Die Jacht brach heftig nach backbord aus, und sie wurde beinahe zu Boden geschleudert. Sie nutzte den Augenblick, um sich ein Stück nach vorn zu bewegen, wo ein paar schwarze Jet-Skis unter dem Kiel des größten Beiboots lagen. Von hier aus hatte sie eine bessere Sicht. Nun konnte sie einen Teil des zweiten Aufgangs überblicken, aber andererseits war sie hier auch weniger geschützt.

    Sie sah einen Kopf mit langen Haaren und feuerte darauf. Ein Schmerzensschrei war zu hören, aber Jules nahm nicht an, dass sie ihn getötet hatte. Eine Remington zermatschte den Kopf regelrecht, wenn sie mit voller Wucht auftraf, aber dafür gab es hier keine Anzeichen. Meist fanden nur einige Schrotkugeln das Ziel und bohrten sich in Haut und Knochen, aber solche Zufallstreffer waren niemals tödlich.
    »Wird Zeit, dass du Nägel mit Köpfen machst, Lady Balwyn«, murmelte sie vor sich hin. Es war ein Satz, den sie oft aus dem Mund ihres Vaters gehört hatte, wenn er sie anfeuern wollte.
    Ein lautes Zischen und eine

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