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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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kauerte neben dem Pool in Deckung und wartete ab, bis sie eine günstige Schussposition erreicht hatte, sprang dann auf und feuerte eine Salve aus ihrem M16 auf Dans Boot ab, das eine scharfe Kurve fuhr und auf das Heck der Jacht zuhielt. Beide Fahrzeuge fuhren so schnell, dass sie heftig hin und her geworfen wurden. Jules Schüsse verfehlten größtenteils ihr Ziel, aber einer der Männer prallte zurück und verlor das Gleichgewicht. Ein roter Schleier legte sich kurz über die Gesichter der anderen Männer im Boot, während es scharf abbog, um möglichst schnell aus der Schusslinie zu kommen.
    Sie drehte sich um die eigene Achse, schwang das Maschinengewehr herum und hob den Lauf auf ungefähr sechzig Grad. Der Granatwerfer ging mit einem dumpfen Knall los und schleuderte ein 40-mm-Geschoss in die Luft. Jules duckte sich und wechselte das Magazin, um bereit zu sein, wenn die Granate detoniert war. Sie wartete, aber nichts geschah. Das verdammte Ding war ins Wasser gefallen, ohne zu explodieren.
    »Heilige Scheiße«, fluchte sie wieder, denn wenn sie im Stress war, wiederholte sie sich schon mal.
    »Lee!«, schrie sie ins Funkgerät. »Ziel eins bewegt sich nach vorn.«

    »Ich sehe es, Miss Julianne«, antwortete Lee mit ruhiger Stimme. Er klang wie ein Vater, der sein aufgeregtes Kind beruhigen will.
    Die Jacht scherte ohne Vorwarnung aus und kreuzte den Kurs des Schnellboots. Die Bewegung war so heftig, dass Jules beinahe über die Reling geschleudert wurde. Sie hatte gerade wieder ihr Gleichgewicht gefunden, als Pete gegen sie stieß. Er war ganz unerwartet aus einer Luke getreten, in der Hand die abgesägte Schrotflinte von Fifi. Der kurze Lauf schlug auf ihren Unterarm und betäubte ihn.
    »Verdammt, Pete, pass doch auf!«
    »Tut mir leid, hab dich nicht gesehen. Kopf runter!«
    Er hob die Waffe und schoss. Der Knall dröhnte in ihren Ohren. Pete machte weiter, bis er sämtliche Patronen verschossen hatte. Dann ließ er sich fallen und drehte sich auf den Rücken, als Jules aufsprang und eine Salve auf den Feind abgab. Die Kugeln flogen weit am Schnellboot vorbei. Die untergehende Sonne hatte sie geblendet, weshalb sie nur in die ungefähre Richtung des Gegners schießen konnte. Nun zielte sie genauer und kam ihrem Ziel schon näher, aber die Kugeln jagten über die Köpfe der Männer hinweg, als Lee erneut manövrierte und sie sich anstrengen musste, um das Gleichgewicht zu halten. Beim dritten Anlauf leerte sie ihr gesamtes Magazin und bestrich das Vorderdeck des Schnellboots. Feine Splitter von Metall und Fiberglas spritzten in die Höhe und glitzerten im Sonnenlicht. Ein dumpfer Schlag ertönte, und ein greller Blitz schien auf. Endlich hatte sie etwas Substanzielles erreicht. Aber noch bevor sie ihr Werk mit einem gezielten Schuss mit dem Granatwerfer vollenden konnte, zerrte Pete sie nach unten, und gleichzeitig klatschte eine Serie automatischer Schüsse gegen die Bootswand hinter ihr. Es klang wie eine Serie von maschinellen Bolzenschlägen. Ein Metallsplitter zerschnitt ihre Haut an der Wange, es brannte heftig.

    »Scheiße.« Sie schnappte nach Luft. »Danke, Pete, du hast einen Quickie bei mir gut.«
    »Schon gut«, rief Pete über den Lärm hinweg. »Gib mir das M16 und ein paar Magazine, nimm die Flinte und geh zu Fifi auf dem Ladedeck. Sie hat mindestens einen von diesen Drecksäcken erwischt. Der Mistkerl ist auf die Tauch-Plattform rübergesprungen.«
    »Alles klar«, rief sie und zog zwei gefüllte Magazine aus ihrem Gurt.
    Vom Heck der Jacht hörte sie das altbekannte rhythmische Hämmern von Fifis Lieblingswaffe, einer russischen PKM.
    Sie tauschten ihre Waffen aus. Pete stopfte die Magazine in die Taschen seiner Cargohosen und drehte sich um.
    Dann rannte er zum Bug.
     
    Jules fand ihre Gefährtin in geduckter Haltung vor dem Bug eines Seavee-Tauchgeräts, das neben einem Sportfischerboot auf dem unteren Deck am Heck der Jacht hing.
    »Sorry, Julesy«, sagte Fifi. »Der Scheißkerl hat es rübergeschafft, weil seine Kumpels mich in einer Tour beschossen haben. Ich hab ihn unter Dauerfeuer genommen, weiß aber nicht, ob ich ihn auch nur gestreift habe. Dem würde man echt einen fiesen Granatsplitter gönnen.«
    Ihre Worte gingen im Lärm der Detonationen und dem Heulen der Motoren beinahe unter.
    Jules klopfte ihr auf den Rücken, wo sie ihren »Wurm« festgeschnallt hatte, einen Raketenwerfer, den Pete während ihres letzten Aufenthalts auf den Malediven erstanden hatte. Er hatte die

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