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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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militärischer Ausrüstung wie eine vor sich hin glimmende Metropole aus Menschen und Maschinen wirken. Wie auch immer, es machte jedenfalls keinen Sinn, Saddam die Arbeit zu erleichtern.
    Sie näherten sich dem Landeplatz, einer stählernen Rampe, die mit einem Kreuz gekennzeichnet war. Aufwirbelnder Sand wurde in die Kabine geschleudert, war als schmerzhaftes Prickeln auf der Haut zu spüren und drang durch sämtliche Kleidungsschichten hindurch, die Melton um sich geschlungen hatte. Einer der Soldaten schlug ihm auf die Schulter, grinste schief und sagte: »Trotzdem vielen Dank, Kumpel.« Dann sprang er nach draußen und lief geduckt davon. Der Korrespondent der Army Times - oder musste er sich jetzt »ehemaliger Korrespondent« nennen? - folgte den Soldaten in die kühle Nacht. Er wollte möglichst schnell zu dem Zelt mit dem bescheiden eingerichteten Presseklub kommen, in dem immerhin einige Kisten Bourbon und Bier zur Verfügung standen.
    »Mr. Melton? Sir?«
    »Lieutenant Euler?«
    Melton hatte ihn gleich erkannt. Der Platoon-Kommandant mit seinen 1,95 Metern ging sehr weit nach vorn gebeugt, um sich dem Luftsog des Blackhawk-Helikopters entgegenzustemmen. Er fasste Melton am Ellbogen und zog ihn mit sich.
    »Der Captain will Sie sprechen. Wir werden in fünfzehn Minuten den Befehl zum Aufbruch ausgeben.«

    »Aufbruch? Wohin?«
    »Das weiß ich nicht, Sir. Aber Captain Lohberger möchte, dass Sie zu ihm ins Hauptquartier kommen. Der Geschwaderkommandant wird auch hören wollen, was Sie zu sagen haben.«
    »Über das, was zu Hause passiert ist?«
    »Ja, Sir.«
    Die beiden Männer richteten sich vorsichtig auf, als sie den Bereich des Rotors verließen. Melton schob seinen Rucksack zurecht und versuchte so viel wie möglich von der Umgebung wahrzunehmen. Alles machte den Eindruck, als würde schon sehr bald etwas passieren, und diese Erkenntnis hinterließ einen seltsamen metallischen Geschmack in seinem Mund. Sie stiegen von der erhöhten Helikopter-Plattform hinab und tauchten ein in die provisorische Siedlung, die in einem genauen geometrischen Muster angelegt worden war. Teile der Zeltstadt lagen unter Tarnnetzen verborgen. Jetzt, nachdem er sich von dem ohrenbetäubenden Lärm des Hubschraubers entfernt hatte, hörte er Rufe und Flüche von den Unteroffizieren, die ihre Mannschaften zu den Sammelplätzen kommandierten, während die Offiziere die Züge zusammenstellten und sie zu abmarschbereiten größeren Einheiten formierten. Er hörte das Aufheulen der Turbinen der Abrams-Kampfpanzer und das Knurren der Bradley-Schützenpanzer in der Nähe, und über allem lag das konstante Dröhnen der Rotoren von Dutzenden von Kampfhubschraubern, die im schwarzen Himmel über ihnen ihre Pirouetten drehten. Der metallische, ölige Geruch von Diesel mischte sich mit dem Staub und Sand, der von den Blackhawks aufgewirbelt wurde, und drang in seine Nase. Wenn er sich schnäuzte, das wusste er, würde der Rotz blutrote Flecken haben.
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Sir?«, sagte Euler, als sie an einem Zelt vorbeieilten, in dem sich eine Gruppe
von Männern, die an ihren Uniformen und Baretts als Angehörige des britischen Special Air Service zu erkennen waren, um einen Tisch versammelt hatte. Einer der Kommandanten warf ihm einen abweisenden Blick zu und schloss die Zelttür.
    »Stimmt es, was wir gehört haben?«
    Melton kniff die Augen zusammen, weil ihm Sandkörner entgegenflogen. Auch in seinem Mund knirschte es schon.
    »Ich weiß ja nicht, was Sie gehört haben, Lieutenant. Aber es ist alles weg. Die Heimat ist nicht mehr, und alle Menschen sind ebenfalls verschwunden.«
    Eulers Gesicht verzog sich zu einer Maske der Verzweiflung.
    »Es wird erzählt, dass es ein Anschlag militanter Moslems sein soll. Mit Biowaffen oder Atombomben oder so was. Eine ganze Reihe von Städten sollen verschwunden sein.«
    Sie bogen um eine Ecke und rannten beinahe in eine Gruppe von Militärpolizisten.
    »Passt doch auf, wo ihr hinlauft, ihr Arschlöcher«, wurden sie angeblafft. Die Stimme war rau, aber ziemlich hoch. Es war eine Frau, ziemlich stämmig und wahrscheinlich auch standfester als er. Er murmelte eine Entschuldigung und lief weiter.
    »Nein«, sagte er. »Mit den Moslems hat das nichts zu tun, es sei denn, es war ihr allmächtiger Allah höchstpersönlich. So wie Saddam es allen weismachen will. Aber niemand kann sagen, was es war oder ist. Eine Art irrwitzige Energieblase oder so was. Offenbar hat sie alle Primaten

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