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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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den Luxus, in einer warmen, trockenen Wohnung zu sein, während die Welt auf der anderen Seite des Fensters mehr und mehr einen feindlichen Eindruck machte.
    Das Essen war nicht gerade perfekt, aber es schmeckte fast so wie bei ihrem Vater, was Caitlin einerseits beruhigte, andererseits aber auch Gefühle aufrührte, die sie lieber unterdrückt hätte. Sie musste hinnehmen, dass ihre Familie mit den anderen verschwunden war. Es war ein großer Schock, denn sie hätte niemals gedacht, dass sie ihre Eltern überleben würde. Der Geschmack des Nudelgerichts erinnerte sie an Szenen, die sie mit ihnen erlebt hatte. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Später, sagte sie sich, wollte sie trauern, jetzt war nicht der rechte Moment dafür. Aber sie wusste auch, dass sie ihre Gefühle nicht zu sehr unterdrücken durfte, um Schaden zu
vermeiden. Im Augenblick war sie jedoch noch nicht bereit, ihren Schutzschild vor Monique fallenzulassen, egal wie nahe sie sich während der anstrengenden Zeit in den vergangenen Wochen gekommen waren. Letzten Endes war diese Französin nur ein Kontakt für einen Job, der leider schiefgegangen war.
    »Wir können nicht hierbleiben«, sagte sie. »Wir müssen weiter und zwar bald.«
    »Aber wohin denn? Und wie? Reisen ist für alle sehr schwierig geworden. Und für dich wird es noch schwieriger. Wohin willst du überhaupt gehen?«
    Caitlin nickte. Unten liefen drei Männer über die Kreuzung, alle drei waren jung und weiß. Zwei von ihnen hatten kahle Köpfe, aber der dritte trug sein dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie schienen zu lachen, rannten aber so schnell sie konnten. Ob zu etwas hin oder vor etwas davon, konnte sie nicht sehen. Sie wartete, ob noch etwas passierte. Der ätzende Regen glänzte auf dem Asphalt und reflektierte das gelbliche Licht der Laternen, sonst tat sich nichts.
    »In England ist es besser«, sagte sie. »Die Regierung hat alles fester im Griff.«
    »Alles Sozialfaschisten«, meinte Monique achselzuckend. »Und Rassisten noch dazu. Sie haben die Armee auf die Straße geschickt. Und natürlich nur in den von Moslems bewohnten Gegenden.«
    Caitlin ließ sich nicht provozieren. So leidenschaftlich hatte Monique das auch wieder nicht vorgetragen. Es war fast so, als würde ihre Begleiterin nur zitieren, was sie einmal auswendig gelernt hatte. Vor einigen Tagen noch hätte Caitlin mit ihr diskutiert und ihr versucht zu erklären, dass die Armee dorthin geschickt wurde, wo die Gewalt am schlimmsten war. Aber nun schwieg sie, und Monique verzichtete auf weitere Polemik und kam auf wichtigere Themen zu sprechen.

    »Wie willst du denn dorthin kommen?«, fragte sie. »Die Grenzen sind geschlossen.«
    »Ich bin kein Tourist, Baby.«
    »Nein, das wohl nicht. Aber du wirst immer noch gesucht.«
    »Wir beide werden gesucht.«
    »Glaubst du wirklich? Meinst du nicht, dass die inzwischen ganz andere Probleme haben? Immerhin bist du nicht mehr mit deinem Auftrag beschäftigt, oder?«
    Zum ersten Mal seit Tagen schlich sich in Moniques Stimme wieder dieser anklagende Ton ein, aber inzwischen wurde er nicht mehr, wie zum Zeitpunkt ihrer Flucht aus dem Krankenhaus, von einem verängstigten Wimmern begleitet. Falls Caitlin nicht völlig falsch lag, machte Monique sich jetzt sogar ein wenig über sie lustig.
    »Nein«, gab sie zu. »Der Auftrag ist schiefgelaufen. Daran bin ich schuld. Und die Umstände. Oder was auch immer. Meine wichtigste Aufgabe ist jetzt, hier so schnell wie möglich rauszukommen und dich mitzunehmen, falls du das immer noch möchtest. Falls du aber glaubst, dass du hier in Sicherheit bist, geh ich allein.«
    Monique hielt ihrem Blick eine Weile stand und hob trotzig den Kopf.
    »Was war denn dein Auftrag, Caitlin? Warum hast du uns angelogen? Und warum haben diese Männer Maggie und die anderen getötet?«
    Caitlin stellte den leeren Teller beiseite und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, warum sie umgebracht wurden. Das habe ich dir doch schon gesagt. Es war vielleicht nur ein Versehen. Ich glaube nicht, dass es etwas mit meinem Auftrag zu tun hatte, auch wenn sie mich ausschalten wollten.«
    »Aber wir waren doch dein Auftrag. Deine Zielpersonen.«

    Sie sagte das mit mehr Gehässigkeit in der Stimme, als Caitlin erwartet hatte.
    »Nein, wart ihr nicht«, sagte sie und bemühte sich, ruhig und nicht von oben herab zu klingen. Sie legte eine Pause ein und ließ die tiefere Bedeutung dieses Satzes offen. Wenn sie jetzt weitersprechen würde,

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