Der Ehrengast
die Mweta zum Handeln drängen?«
»Hängt davon ab, in welche Richtung. Es ist immer eine knifflige Angelegenheit, die Gruppe der Mso innerhalb der Partei zufriedenzustellen. Ohne sie übermütig werden zu lassen.«
»Das mein ich nicht. Hätte er auf Mweta genug Einfluß, um ihn dazu zu bringen, den Konzern eine Privatarmee aufstellen zu lassen?«
»Ist an der Geschichte was dran?«
»Hjalmar muß man es zwanzigmal sagen, wenn es was ist, das er nicht glauben will«, sagte Margot. »Da müßten Sie ihn erst noch mit einem Panzer überfahren.«
»Meine Quelle erwähnte bloß gepanzerte Wagen«, warf Bray leicht hin, um den armen Hjalmar zu beschützen. Und Viviens klare Kommandostimme, die ihre Herkunft so unwiderlegbar verriet wie irgendein königliches Geburtsmal auf dem Rücken eines Findelkindes: »Hjalmar, ich bin genau wie Sie. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn mir nicht eine der Konzernmütter, die ihre Kinder von der Schule abholen, in die auch Eliza geht, gesagt hätte, um wieviel sicherer sie sich jetzt fühlt. – Ich hab ihr gesagt, um wieviel weniger sicher
ich
mich fühle.«
Noch immer führte Neil das Wort. »Wahrscheinlicher ist schon, daß Cyprian Kente derjenige ist, der drängt, und vielleichtsogar Guka. Wenn einem die Jungs aus dem Innen- und Verteidigungsministerium einen guten Rat geben, ist es schwer, ihn nicht anzunehmen.«
»Und keiner hat im Parlament deswegen eine Frage gestellt.«
»Es ist so diskret erledigt worden … das erste Mal hörte man davon, als diese Männer letzten Monat bei der Ngweshi-Mine aus dem Nichts auftauchten – es wurde behauptet, ›Polizeiverstärkung‹ von hier wär hinuntergekommen. Dann sickerte durch, daß es sich um eine neue Art von Polizei gehandelt hat … Aber wenn das Parlament wieder zusammentritt …«, seine Gedanken kehrten zu seiner »Sorge« um Mweta zurück, von der er davor gesprochen hatte – »Natürlich, es
wirkt
so zwielichtig. Ich zweifle überhaupt nicht daran, daß er die Kraft hat, es unter Kontrolle zu halten. Aber es wäre besser gewesen, er hätte den Konzern mehr im Hintergrund gelassen – man hätte sie als zivile Reserveeinheiten bezeichnen können, irgend so was. Er war schlecht beraten, zuzulassen, daß der Name des Konzerns so offen in dem Zusammenhang auftaucht – damit meine ich nicht, daß er nicht auf die Ressourcen des Konzerns hätte zurückgreifen sollen, wenn er sie gebraucht hat, manchmal muß man auf die Ressourcen zurückgreifen, die einem gerade zur Verfügung stehen …«
»Dieses Gerede, das so tut, als wär der Konzern eine Naturerscheinung, bringt mich auch nicht weiter«, sagte Vivien. »Es erinnert mich an die alten Zeiten, als wir gelesen haben, wie unten in Zambia und Rhodesien die alten Charter-Leute für die Große Weiße Queen Polizei gespielt haben … Was für Schläger wird der Konzern schon anheuern? Es kann einem angst und bange werden. All diese Söldner aus dem Kongo, die in Afrika herumgeistern und einen Job suchen …«
»Ich glaub, es werden nur Schwarze sein, keine Weißen«, winkte Neil ab.
»Und die Konzernbürokraten führen eine
Armee
? Das glaubst du doch selbst nicht.« Vivien lachte über ihn.
»Naja, vermutlich haben sie sich ein paar Leute von GeorgeGuka ausgeborgt. Aber egal, wie üblich übertreibst du mal wieder.«
Viviens gesprenkelte blaue Augen wogen die beiden Männer mit skeptisch herausfordernden, forschenden Blicken gegeneinander ab. »Sagen Sie Rebecca, daß ich meine Nottasche für den Fall des Bürgerkrieges schon gepackt hab … Ich bin ja
so
froh, daß Gordon wieder weg ist, es sind alle immer gleich viel zufriedener, wenn er nicht da ist.« Vielleicht hatte Rebecca sie ins Vertrauen gezogen; Bray wußte es nicht. Aber sie warf es leicht hin, brachte ihn so selbstverständlich als einen Freund, der im selben Ort lebte, mit Rebecca in Verbindung, es konnte – da es sich um Vivien handelte – eine Art sein, ihm zu zeigen, daß sie seine Beziehung akzeptierte und sich ruhig und souverän vorgenommen hatte, Rebecca und ihn vor den anderen zu schützen.
Er sagte: »Oh, die Kinder haben das offenbar nicht so empfunden. Sie waren selig, daß er bei ihnen war.«
»Ja, genau, Gordon weckt Erwartungen, und das ist immer aufregend – er vermittelt den Menschen das Gefühl, von jetzt an würde alles mögliche anders werden. Aber wenn er dann bleibt, ändert sich gar nichts. Also tut er immer besser daran, wieder zu verschwinden, wissen Sie. Jetzt werden sie ihn
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