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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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riesige Edelstein leuchtete märchenhaft. Triumphierend streifte sich die Königin den Ring über den Zeigefinger und hielt ihn hoch, damit die Umstehenden ihn bewundern konnten. »Dies ist die Botschaft Eures Königs, Majestät. Grün ist die Farbe wahrer Liebe, und ich bin beauftragt, Euch zu sagen, dass die Schönheit dieses kleinen Andenkens«, erklärte er, während die Königin den Ring gegen das Licht hielt, so dass der große Stein glühte, »im lodernden Glanz des strahlendsten Juwels dieses Königreichs verblasst. Der König ist zudem der Meinung, der Stein passe perfekt zu den Augen Ihrer Majestät.«
    Die Königin lachte begeistert. »Schön habt Ihr das gesagt, Doktor Moss. Schön gesprochen. Aber nun müssen wir eilen.« Sie rauschte hinaus, umringt von ihren Hofdamen, die wetteiferten, dieses Zeugnis der Liebe des Königs zu seiner Königin zu bewundern. Doktor Moss aber blieb zurück. Er wartete, bis die Damen an ihm vorbeigegangen waren und blickte nicht ohne Mitgefühl zu Jane Füller hinüber, die mit Dame Jehanne und den anderen Zofen das Ankleidezimmer aufräumte.
    Dann trat er zu Jehanne, sagte leise etwas zu ihr und nickte in Janes Richtung, die unwirsch durchs Zimmer fegte, die Kleidungsstücke in Waschkörbe stopfte und allen im Weg stand.
    »Sir, vielleicht hat das Zeit, bis wir hier fertig sind.«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Etwas an seinem Tonfall machte Jehanne stutzig. Sie sah ihn beklommen an und kniff die Lippen zusammen, als er eine Augenbraue hob. »Jane, komm her«, rief sie. Schmollend gehorchte das Mädchen.
    »Mit Eurer Erlaubnis, Dame.« Doktor Moss packte Jane am Arm und führte sie auf den Gang hinter den königlichen Gemächern.
    »Steht nicht da und glotzt, Mädchen. Die Arbeit wartet nicht«, erklärte Jehanne barsch.
    Einen Augenblick später, als Anne und Evelyn die Kannen mit der kalten Milch aus der Badewanne fortschleppten, hörten sie Jane schreien. »Nein!«, rief sie, ehe verzweifelte Schluchzer folgten, in denen die leise Stimme des Doktors fast unterging. Und als die Zofen ihre Arbeit im Ankleidezimmer beendet hatten und schnatternd hinauseilten, um zu frühstücken, sahen sie, dass Jane und der Doktor verschwunden waren.
    Den Rest des Tages gab es jede Menge zu tun. Die fünf Mädchen - Jane war noch immer verschwunden - packten unter der Aufsicht von Dame Jehanne sämtliche Kleider der Königin, Schuhe und Kopfbedeckungen, ihre Mäntel und Schönheitsmittel, Bettwäsche, Lieblingsmöbel und sogar ihr Wappenschild zusammen, damit alles am Nachmittag fluss- aufwärts nach Windsor geschafft werden konnte. Im Lauf des Vormittags wurde ihnen mitgeteilt, die Königin habe entschieden, Anne mit auf die Reise zu nehmen, damit sie ihr unterwegs aufwarte. Falls die anderen Mädchen neidisch waren, ließen sie es sich nicht anmerken; außer Rose natürlich.
    Evelyn gab ihrer Freundin zahlreiche praktische Ratschläge mit auf den Weg. »Pack ein paar Zuckermandeln ein, Anne, und die kandierten Veilchen - die mag sie besonders, und die besänftigen sie vielleicht. Vor allem, wenn sie tatsächlich wieder schwanger ist.« Zügig packten die beiden Mädchen die letzten, in Seide geschlagenen Juwelen ein und legten sie in eine schlichte Eisenkassette, zu der Dame Jehanne den Schlüssel hatte. »Oh, und nimm ein paar Muffs mit. Im Moment trägt sie am liebsten die aus Fell, aber man kann nie wissen.«
    Schließlich, als Dame Jehanne außer Hörweite war, nahm Anne all ihren Mut zusammen und stellte die Frage, die ihr schon den ganzen Tag auf der Zunge brannte. »Evelyn, was glaubst du, wo Jane ist?«
    Evelyn sah sie einen Moment ernst an. »Fort. Sie wird nicht wiederkommen.«
    »Warum?«
    Evelyn fühlte sich ein wenig unbehaglich. Es gab so viele Dinge, die für sie selbstverständlich waren und von denen Anne noch nichts wusste. »Der König. Er ...« - sie unterbrach sich, weil Jehanne auftauchte.
    »Beeilt euch, ihr zwei. Ihr habt genug Zeit mit den Juwelen vergeudet. Macht Platz.« Jehanne sah den Schlüsselbund an ihrem Gürtel durch und überprüfte, ob der kleine Schlüssel für die Schmuckkassette noch daran hing. Schließlich hatte sie ihn gefunden und legte beruhigt die Eisenschnalle über den Bügel, ehe sie ihn mit einem Vorhängeschloss verschloss. »Fertig. Und jetzt müssen sämtliche Truhen nach unten zu den Ochsenkarren gebracht werden. Evelyn, ruf die Männer. Die Kassette trage ich selbst.«
    In dem nun folgenden Trubel des Aufbruchs gelang es Anne nicht

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