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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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ist gerade gegangen, Mädchen. Er war beim König.«
    »Oh, danke, Sir, danke. Die Königin wäre außer sich, wenn ich ihn nicht mehr erreichen würde. Ich soll ihm eine Nachricht übergeben.«
    Der Wächter bekam Mitleid mit dem Mädchen. Alle im Schloss wussten, dass die Königin schwer zufrieden zu stellen war. Er konnte sich durchaus vorstellen, was dem armen Geschöpf blühte, wenn es ihren Befehl nicht ausführte. »Wenn du dich beeilst, kannst du ihn noch einholen. Es hat eine Verzögerung mit den Pferden gegeben. Sie sollen zum Außentor gebracht werden.«
    Das Mädchen raffte die Röcke und war fort, bevor er noch ein Wort mit ihr wechseln konnte. Aber ihm wurde warm ums Herz, als er das junge Ding wie ein Reh davonspringen sah. Der Wächter seufzte. Manchmal war es weiß Gott nicht besonders angenehm, zur Wachmannschaft des Königs zu gehören, vor allem an einem eiskalten Tag wie diesem, wenn alle anderen Weihnachten feierten. Er hätte sich gern ein wenig länger mit dem Mädchen unterhalten und möglicherweise ihren Namen herausgefunden. Sie hätten nach Dienstschluss ein heißes Bier zusammen trinken können. Aber dann hob sich seine Stimmung. Auf dem Rückweg musste sie wieder an ihm vorbeikommen.
    Anne wiederum überlegte, dass es ihr, falls Mathew Cuttifer ihr Glauben schenkte, vielleicht gar nicht mehr möglich wäre, zur Königin zurückzukehren. Sie verfolgte keinen bestimmten Plan, als sie über den gefrorenen Schlosshof lief. Sie wollte nur mit Mathew sprechen, ihn um Hilfe bitten, obgleich ihr schmerzlich bewusst war, dass sie ihm ihre Herkunft kaum würde beweisen können. Doch wenn er ihr glaubte - was dann? Was würde er ihr raten? Der Innenhof war ein riesiger, von den Außenmauern des Schlosses umfangener Platz. Als Anne ihn überquerte, betete sie, dass Mathew warten würde, dass er vor der Abreise noch den Abtritt aufsuchen oder ihn was auch immer aufhalten würde.
    Ja! Da war er! Ein Grüppchen von Männern in königlicher Uniform scharte sich unter dem Torbogen der mächtigen Außenmauer. Die Pferde waren noch nicht gebracht worden, und sie sah, dass Mathew missmutig auf- und abstampfte und ungeduldig mit dem Handschuh gegen seine Beine schlug. Schwer atmend fiel sie in eine schicklichere Gangart, hob eine Hand, um den Sitz ihrer Haube zu prüfen, und strich mit der anderen ihr Kleid glatt. Ihr ehemaliger Herr legte großen Wert auf ein ordentliches Erscheinungsbild.
    In diesem Moment erblickte er sie. Sie schluckte und hoffte inbrünstig, er möge ihr ihre Angst nicht anmerken. Dann ging sie gefasst auf ihn zu und fiel aus alter Gewohnheit in einen tiefen Knicks.
    »Anne!« Bei ihrem Anblick erinnerte er sich des Briefchens, das sie ihm unter der Tür durchgeschoben hatte. »Verzeih, dass ich dich nicht aufgesucht habe. Ich war beim König und ... Entschuldige mich einen Moment, bitte.« Um seine Verlegenheit zu überspielen, fuhr er den Hauptmann der königlichen Wachen an, die ihn nach London geleiten sollten. »Captain, wo sind die Pferde? Die Zeit läuft uns davon.«
    Der Hauptmann, der fürchtete, die Verzögerung könnte womöglich ihm in die Schuhe geschoben werden, trat auf ein halbes Dutzend Männer vor dem Außentor zu und brüllte: »Tyler! Schick noch einen Mann zu den Ställen. Diese Verzögerung ist unverzeihlich. Sir Mathew muss bis Einbruch der Dunkelheit in London sein!«
    Mathew, der sich insgeheim über das »Sir« und den damit verbundenen Respekt in der Stimme des Mannes freute, rief verdrießlich: »Gibt es hier irgendwo einen geschützten Ort, wo ich mit dem Mädchen sprechen kann?«
    »Gewiss, Sir Mathew. Hier entlang, Sir Mathew.«
    Der unterwürfige Gehorsam des Soldaten verstärkte Annes Nervosität noch. Mathew stand beim König offenbar in höherer Gunst denn je zuvor. Würde das ihr Anliegen komplizieren?
    Hilfsbereit führte der Hauptmann den Kaufmann unter zahlreichen Verbeugungen in einen kleinen Nebenraum der Hauptwachstube, wo ein lustiges Feuerchen knisterte. In der Ofenecke stand eine rauchgeschwärzte Eichenbank, auf die Mathew deutete. »Setz dich, Mädchen. Und erzähl mir, was es so Wichtiges gibt, dass du mir wie ein Wildfang unter den Fenstern des Königs nachlaufen musstest.«
    Dankbar ließ Anne sich auf die Bank sinken und strich ihr Kleid glatt, in der Hoffnung, die richtigen Worte zu finden. »Sir, habt Ihr Euch jemals gefragt, wer meine Eltern sind?«
    »Deine Eltern?«, fragte Mathew verwirrt.
    Anne merkte, dass sie am falschen Ende

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