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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Versuch, sie zu überbrücken.
    William erkannte, dass er den Anfang machen musste. »Lady, es ist nicht gut, sich dem Willen des Königs zu widersetzen.«
    »Nicht gut, Lord William? Wie das, wenn der Wille des Königs göttlichem Gesetz widerspricht?«
    Der Kämmerer war von ihrer Ruhe so erstaunt, dass er vergaß, über ihre Worte erzürnt zu sein. »Anne, der König ist ohne Arg gegen Euch, aber er muss sein Königreich vor weiteren Unruhen schützen. Das seht Ihr doch ein. Es ist seine Pflicht gegenüber seinem Volk. Er ist der von Gott gesalbte König.«
    »Und mein Vater? War nicht auch er gesalbt?«, entgegnete sie scharf.
    Dies brachte William für einen Moment zum Schweigen, ehe er es mit einer anderen Taktik versuchte. »Lady, wollt Ihr nicht den Brief des Königs lesen?«
    Walter kam mit einem Holztablett herein, auf dem Speisen angerichtet waren und ein großer Krug mit dampfendem Wein stand, der nach Nelken und Zimt von den fernen Gewürzinseln duftete.
    Sie dachte einen Augenblick nach und sah ihn nachdenklich an. Dann nickte sie. »Gut. Wie Ihr wünscht.«
    Er erhob sich und reichte ihr den Brief, und während er aß und trank, brach sie das rote Siegel und strich das Blatt auf ihren Knien glatt. William sah ihr aus halb geschlossenen Augen zu. Sie gab ein sehr ansprechendes Bild ab in ihrem dunklen Kleid und den weißen Händen auf dem cremefarbenen Velin. Wie herrlich es wäre, diese Haut, weich und klar und weiß, einmal zu streicheln. Vielleicht, wenn der König des Mädchens überdrüssig war, könnte er ... er schüttelte den Kopf. Dies war keine gewöhnliche Frau mehr, keine Frau für Liebesgetändel. Diese Figur, diese Augen, dieser Mund - sie lenkten nur von der Gefahr ab, die sie verkörperte. Je schneller ein königstreuer Gemahl für sie gefunden wäre oder ein Nonnenkloster, desto sicherer wäre es für alle.
    Der Brief des Königs war knapp und distanziert. »Madam, Eure Entscheidung, den Schutz der Kirche zu suchen, war unbedacht. Ihr helft Eurer Sache damit nicht weiter, denn Ihr werdet Euren Zufluchtsort bald verlassen müssen. Und wohin wollt Ihr dann gehen? Wenn Ihr Euch einsichtig zeigt, sollt Ihr noch eine Chance bekommen. Sobald ich die Briefe, die Eure Identität bestätigen, erhalten habe, wird eine ehrbare Ehe mit einem vermögenden Mann für Euch arrangiert werden. Die Cuttifers werden in Frieden leben können, und Jehanne wird die Erlaubnis erhalten, auf ihren Familiensitz zurückzukehren. Dies alles unter der Bedingung, dass Ihr einen Vertrag unterzeichnet, in dem Ihr Euch verpflichtet, Zeit Eures Lebens zu niemandem von dem Blutband, das Euch mit dem einstigen König verbindet, zu sprechen, auch nicht im Beichtstuhl.
    Solltet Ihr bis zum Turnier am Valentinstag Euer Einverständnis mit den oben genannten Bedingungen verweigern, werdet Ihr kein weiteres Angebot dieser Art erhalten, und Ihr und die Euren werdet des Verrats beschuldigt und gefangen gesetzt werden. Sobald Ihr den Schutz der Kirche verlasst, werdet Ihr des Landes verwiesen werden, und es wird Euch verboten sein, jemals in das Königreich von England zurückzukehren. Darüber hinaus werdet Ihr für den Tod Eurer Freunde verantwortlich sein, die nach Recht und Gesetz verbrannt werden.« Unterzeichnet war der Brief mit »Edward R«.
    Anne musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um die Worte des Königs ohne sichtbare Erregung zu lesen. Viel von dem, was sie in ihrem eigenen Brief geschrieben hatte, hatte er unbeachtet gelassen. Seine knappe, klare Sprache und gefühllosen Sätze ließen sie erst recht als Feindin erscheinen. Sorgf ä ltig faltete sie den Brief zusammen und erhob sich. Sie wartete einen Augenblick, bis William ebenfalls aufgestanden war. »Bitte richtet dem König aus, dass ich über seine Worte nachdenken werde. Ihr könnt ihm allerdings sagen, dass eine Heirat derzeit von mir nicht erwogen wird.«
    Williams Herz zog sich zusammen. Sie sprach höflich und distanziert, aber bestimmt. Die Botschaft war unmissverständlich: Edward konnte so lange warten, wie er wollte, sie beabsichtigte nicht, sich seinen Plänen für ihre Zukunft zu beugen.
    Als Soldat wusste William, wie wichtig es war, dem Feind gegenüber niemals Schwäche zu zeigen - Härte war wichtiger als die Wahrheit. Und dieses Mädchen besaß einen stahlharten Kern. Von ihrem Vater hatte sie ihn nicht geerbt, wohl aber von ihrem Großvater, der ihn auch zu nutzen gewusst hatte.
    Und was Mathew, Margaret und auch Jehanne betraf,

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