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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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möglich, da auch Mönche nicht gegen Klatsch gefeit waren, und es würde nicht lange dauern, bis die geheimnisvolle Unbekannte, die aus den Fängen des Königs in den Schutz der Kirche geflüchtet war, zum Gesprächsthema wurde.
    John Millington gestand sich ein, dass er darauf brannte, die Frau kennen zu lernen, die behauptete, die Tochter Henrys VI. zu sein. Allerdings durfte er die Politik nicht aus den Augen verlieren.
    Deshalb zeigte sich der Abt recht zurückhaltend, als das Mädchen zu ihm geführt wurde, und versuchte, sich von ihrer Schönheit nicht blenden zu lassen. Er sah ein wohl gestaltetes, vornehm gekleidetes Mädchen mit flammenden Augen vor sich.
    Anne wiederum stand vor einem weltlich anmutenden, gut genährten Mann von Ende dreißig mit beginnender Glatze. Sein Blick hatte etwas beunruhigend Direktes, als er sie aufforderte, sich zu erklären.
    Als sie ihre Geschichte wiederholte, wurde ihr erneut bewusst, wie ernst ihre Lage war.
    Der Abt reagierte nachdenklich. Er war weder naiv noch dumm. Wenn das Mädchen die Wahrheit sagte, beherbergte er unter seinem Dach einen potenziellen Quell sozialen Aufruhrs - falls ihre Geschichte ans Licht kam. Ruhig betrachtete er ihr liebliches Gesicht.
    Falls ...
    Er würde mit dem König sprechen müssen, doch in der Zwischenzeit beanspruchte Anne zu Recht den Schutz der Abtei des heiligen Edward des Bekenners.

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    Kapitel 40
    Die Königin hatte eine unruhige Nacht hinter sich, und ihre neuen Kammerzofen bekamen die Auswirkungen davon zu spüren. Elizabeth war im sechsten Monat, aber erst jetzt hatte das Kind begonnen, sich zu bewegen, was ein unbestreitbarer Beweis für Hexerei war. Sie hätte das Kind schon viel früher spüren müssen.
    An diesem Morgen war auch Doktor Moss nirgendwo zu finden, was ihre Verärgerung und ihre Furcht noch steigerte.
    Während nach ihm gesucht wurde, mussten Hofdamen und Dienerinnen ihre Launen erdulden.
    Elizabeth lag in ihrem Bett und drückte ein Kruzifix gegen ihren aufgetriebenen Leib. Ihr Selbstmitleid steigerte sich in rasenden Zorn. Noch nie hatte sie so große Angst um sich selbst gehabt. Sie war sicher, die Zuneigung des Königs verloren zu haben. Er hatte sie in den vergangenen Wochen seit seiner Rückkehr aus dem Norden kaum besucht und schob die Schwangerschaft als Entschuldigung vor! Als ihre Hofdamen sie schließlich überredeten, das neue, maulbeerfarbene Samtkleid anzuziehen - eine Farbe, die ihr besonders gut stand -, entschloss sie sich, ein offenes Wort mit Edward zu reden. Sie musste behutsam vorgehen, aber es war gewiss besser, das Eitergeschwür zu öffnen, das aus ihrer Unruhe und seinem Desinteresse erwuchs, bevor es ihrer Ehe dauerhaften Schaden zufügte. Sie nahm sich vor, mit William Hastings zu sprechen. Er würde wissen, wie sie mit Edward umgehen musste. Außerdem schadete das alles dem Kind, das musste Edward doch einsehen.
    Auch Edwards Höflinge hatten den Eindruck, dass der König ungewöhnlich gereizt war, als er mit ihnen die Einzelheiten für das Turnier besprach. In zwei Tagen wollte er zwölf Ritter gegen den Grafen Warwick führen und zu Ehren seiner geliebten Elizabeth, die dem Turnier vorstehen sollte, mit ihm die Klingen kreuzen. Als er in seine Gemächer zurückkehrte, überbrachte William ihm die Nachricht, dass Anne geflohen war - und mit ihr Doktor Moss.
    Edward zwang sich, Ruhe zu bewahren, und befahl William, sie zu suchen. Sie war eine Verräterin und sollte wie eine Verräterin enden. Männer wurden in solchen Fällen geköpft oder sogar gehängt und gevierteilt, sie als Frau hingegen würde verbrannt werden. William hatte den König noch nie so zornig erlebt und war entsetzt, dass er Anne des Verrats bezichtigte. Gerade als er dem Befehl Folge leisten wollte, meldete ein Herold, ein Bruder aus der Abtei bitte darum, vorgelassen zu werden. Er habe ein persönliches Schreiben des Abts für den König - ein dringendes Schreiben.
    Aus einem instinktiven Gefühl heraus befahl Edward William, noch zu bleiben. Dem Mönch, der, nachdem er dem König ein Bündel Velinpapier überreicht hatte, unter zahlreichen Verbeugungen rückwärts hinausging, nickte er zerstreut zu. Dann brach er das äußere Siegel und zog zwei Dokumente hervor. Das eine war ebenfalls versiegelt, beim anderen handelte es sich um einen zusammengefalteten Brief des Abts, der ihn in knappen Worten darüber informierte, dass Anne und Doktor Moss den Schutz der Kirche gesucht hätten. Weiter hieß es, er

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