Der Eid der Heilerin
Flehen hören wollte, aber diesen Gefallen würde sie ihm nicht tun - sofern sie die Kraft dazu aufbrachte.
Es war still im Raum. Er wartete, dass sie sprechen würde, doch als sie weiter schwieg, lächelte er kurz. »Anne, du gehörst doch in dieses Haus, nicht wahr?«, sagte er fast im Plauderton.
Sie sah auf. »Ich bin eine Freigeborene, Master Piers, keine Leibeigene.«
Er lachte selbstzufrieden. »Du bist ein bewegliches Gut, mehr nicht. Wir geben dir Essen und Trinken und ein Dach über dem Kopf. Als Gegenleistung erwarten wir Loyalität.« Er war aufgestanden und umkreiste sie, während seine Finger mit dem Peitschenschaft spielten. »So vergiltst du also die Güte dieses Hauses, Anne? Du bist mir gegenüber heute gewalttätig geworden.«
Anne sprang auf. »Das ist eine Lüge - das wisst Ihr genau.« Sie spürte durch den Stoff ihres Kleides den Peitschenschlag auf ihrem Rücken, unterdrückte jedoch einen Schrei. Piers umkreiste sie weiter.
»In diesem Haus tun die Diener, wie ihnen geheißen wird. Wenn nicht, muss ich meinen Vater informieren. Vor allem, wenn ein ungehorsamer Diener sich der Unzucht schuldig macht. Du hast versucht, mich zu verführen, und das ist böse ... Schnüre dein Mieder auf!« Donnernd knallte die Peitsche an ihrem Ohr.
Stumm sah sie zu ihm auf und legte unwillkürlich ein Flehen in ihren Blick. Er bemerkte es und lächelte auf sie herab. »Tu, was ich dir sage, Anne.« Er sprach leise, beinahe flüsternd, doch die Drohung war nicht zu überhören. Mit bebenden Fingern begann sie, ihr Mieder aufzuschnüren. Sie tat es so langsam, wie sie nur konnte, und senkte den Kopf, um ihre Brüste in seinem Schatten zu verbergen.
Wieder ging er um sie herum, diesmal noch dichter. Sie spürte den Schaft der Peitsche unter ihrem Kinn, als er ihren Kopf anhob. »Öffne das Mieder, Anne«, sagte er beinahe geduldig. Sie starrte ihn an, wie gelähmt vor Angst. Langsam gehorchte sie, und dann zog er mit einer zarten Geste das Oberteil ihres Kleides von ihren Schultern, so dass ihre Brüste im Schein der Flammen vollends entblößt waren.
»So ist es besser.« Nun strich er mit dem Peitschenschaft um ihre Brüste und dann zu ihrem Bauch hinab, während sie, bis zu den Hüften fast nackt, versuchte, das Kleid festzuhalten, damit es nicht zu Boden rutschte.
»Was sagte ich, bevor du mich abgelenkt hast?« Diesmal fuhr er mit der Peitschenschnur über ihre bloßen Schultern und an ihrem Rückgrat entlang. »Du kannst dir gewiss vorstellen, was mein Vater tun würde, wenn eine Magd seinen Sohn verderben wollte, oder? So ein Mädchen würde des
Hauses verwiesen, an einen Karren gebunden, nackt ausgepeitscht und als Schlampe und Hure aus der Stadt gejagt werden.«
Anne rang nach Luft. Der Griff der Peitsche war in ihr Kleid gewandert. Sie packte ihn. »Euer Vater würde Euch nicht glauben«, sagte sie, so fest sie konnte.
Piers setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Er lachte, und seine Augen glitzerten erregt. »Mein Vater wird mir wohl eher glauben als einer - was bist du denn schon? Eine fünfzehnjährige Schlampe von Dienerin.«
Anne richtete sich auf und sah ihm in die Augen. »Sir, im Namen des Herrn, seid gnädig und habt Mitleid. Ich bin noch Jungfrau.« Sie merkte sofort, dass sie das Falsche gesagt hatte. Er genoss es, sie zu unterwerfen. Um Gnade zu bitten war ein Zeichen von Schwäche.
»Auf den Bauch!« Mit belegter Stimme ließ er die Peitsche durch die Luft sausen, hin und her, hin und her. Anne würgte die aufsteigende Galle hinunter und legte sich auf den Boden. Sie zitterte, als ihre Brüste den kalten Stein berührten. »Kriech zu mir, Anne.« Sie lag da und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Kriech!« Anne holte tief Luft und fand die Kraft, zu gehorchen und gleichzeitig einen Rest Sittsamkeit zu bewahren, als sich ihre Röcke zwischen ihren Beinen verfingen.
Der Mann in dem Stuhl sah auf das Mädchen hinab, das zu seinen Füßen kauerte, ließ den Griff der Peitsche über ihren Rücken wandern - und ergötzte sich an den Zuckungen, die er damit hervorrief.
»Wie könnt Ihr mich nur so behandeln, wo Aveline Euch doch liebt?« Ihre Stimme klang gedämpft, weil sie ihn nicht ansehen wollte, dennoch war der Trotz nicht zu überhören.
»Aveline? Ich glaube nicht, dass Liebe dabei eine Rolle spielt - Aveline ist eine Schlampe, genau wie du.«
Anne rappelte sich auf. Ihr Gesicht glühte vor Zorn und Qual. »Ihr seid ein abscheulicher Mensch. Ich lasse mich
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