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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Gemeinde Hospental erklärten sich bereit, die vielen verletzten und kranken Kinder zumindest vorerst weiter zu verpflegen. Die Herrin Walburga hatte den Rittersaal ihres Mannes für sie zu einer Art Lazarett hergerichtet.
    »Ein paar finden sicher Aufnahme in hiesigen Familien, wenn sie erst gesund sind«, beruhigte sie Gisela, die sich vor allem um die Jüngsten sorgte. Sie hatte der umtriebigen Burgherrin auch den glücklich geretteten kleinen Jungen mit dem Armbruch überantwortet. »Und das Kloster Disentis ist auch verständigt. Die Mönche betreiben ein gut ausgestattetes Spital. Vielleicht werden sie die schlimmsten Fälle zu sich nehmen und irgendwie durchbringen.«
    Die schlimmsten Fälle betrafen vor allem Erfrierungen der Hände und Füße. Etliche der jungen Kreuzfahrer würden dadurch invalide bleiben.
     
    Rupert tauchte kurz vor dem Abritt schlecht gelaunt aus den Ställen auf und machte Anstalten, sich Gisela und ihrer Gruppe wieder anzuschließen. Zu Armands Ärger begann er sofort mit erneuten Sticheleien. Sie betrafen Giselas, Konstanzes und Armands neue Kleider, die vom Hof gestellten, weiteren Saumtiere für die Passüberquerung und die weichen Betten, in denen die Adligen zweifellos geruht hatten. Dabeiwar es auch ihm und Dimmas jungen Schützlingen keineswegs schlecht ergangen. Frau Walburga war äußerst großzügig und hatte ihnen im Stall ein bequemes Heulager, warme Decken und reichhaltige Mahlzeiten zur Verfügung gestellt. Die Mädchen ließen Ruperts Bemerkungen denn auch unkommentiert, aber Dimma sprach doch ein paar Worte mit Armand.
    »Der Junge braucht eine Aufgabe«, erklärte sie. »Er muss sich wichtig fühlen, schließlich träumt er vom Ritterstand …«
    Armand fand es zwar nicht allzu klug, den Knecht in diesen Fantastereien auch noch zu unterstützen, ernannte ihn dann aber nichtsdestotrotz förmlich zum Anführer der ersten Kohorte. In dieser Gruppe fasste er Frauen und Kinder zusammen, Rupert würde also auch für Gisela, Dimma und Konstanze Verantwortung tragen. Er sollte gleich mit seinen Schützlingen aufbrechen – auf keinen Fall durften die Schwächsten wieder das Nachsehen haben.
    Rupert hörte tatsächlich auf zu brummen und erledigte seine Aufgabe sehr gewissenhaft. Nur einmal verließ er kurz die ihm Schutzbefohlenen, um einen Felsen zu erklettern und Gisela ein Edelweiß zu pflücken. Stolz hielt er es ihr hin, und das Mädchen freute sich ehrlich. Nicht einmal Dimma schimpfte über die sinnlose Mutprobe. Der ganzen Gruppe war nur zu deutlich daran gelegen, Rupert zufriedenzustellen.
    Wir haben alle Angst, dachte Konstanze, sprach darüber aber mit niemandem.
     
    Natürlich war der Weg über den Pass beschwerlich, aber unter der Obhut des erfahrenen Bergführers, satt, warm und sicher beritten, wagten die Frauen und Mädchen sich doch zum ersten Mal seit Tagen zu entspannen. Endlich hatten sie wieder Zeit, die atemberaubende Bergwelt zu bewundern, Konstanze wurde nicht müde, ihren Führer nach all den Pflanzen und Flechten am Wegrand zu fragen, und freute sich, dass der Senn vieles über ihre Heilkraft wusste, das überdie Erkenntnisse der Hildegard von Bingen hinausging. Sehr schnell wich die Vegetation aber wieder rauem, teils schneebedecktem Fels. Es ging stetig bergauf, und erneut waren wenig vertrauenerweckende Brücken und vereiste Schneefelder zu überqueren. Wieder fanden sie Tote, was ihren Führer nicht verwunderte.
    »Euer Heerführer ist gestern hier durchgezogen, bei Schnee und Hagel. Ihr seht doch, die Wege sind heute noch hart gefroren.« Das stimmte, die Pferde mussten sehr vorsichtig geführt werden. »Da hat man die Hand nicht vor Augen gesehen, bestimmt sind Dutzende abgestürzt.«
    Sicher ließ sich das nicht herausfinden, denn teilweise waren die Schluchten so tief, dass man nicht auf den Grund sehen konnte. Magdalena und Rupert sorgten sich gleich wieder um Nikolaus. Nicht auszudenken, dass der kleine Prediger hier den Tod gefunden hatte.
    Aber dann vergaßen sie alles, als die Pferde über die Wolken hinausstiegen! Während die Kreuzfahrer stundenlang durch Nebel geritten waren, erhellte plötzlich strahlendes Sonnenlicht den Tag.
    »Das ist der Himmel!«, flüsterte Magdalena. »Das Goldene Jerusalem …«
    »Das liegt viel tiefer«, bemerkte Konstanze. »Aber was den Himmel angeht … So nahe werden wir ihm vielleicht nie wieder sein.«
    Gisela schaute überwältigt auf den silbrig glitzernden Schnee, die in der Sonne blau wirkenden

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