Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
Hospental war nicht die komfortabelste Wohnstatt, die ein Edelfräulein sichdenken konnte, aber doch deutlich besser eingerichtet als das Dormitorium der Novizinnen auf dem Rupertsberg.
    »Ach, natürlich wartet der«, lachte der Burgherr. »Mit dem Häuflein, das ihm jetzt noch in diesem Tempo hinterherläuft, kann er den Sarazenen kaum imponieren. Die paar Kinder, die dies überlebt haben, sind fast alle noch im Dorf. Die Bauern haben sie aufgenommen, und das Kloster hat Almosen geschickt, damit sie wenigstens ein bisschen was Warmes in den Bauch kriegen und vielleicht auch noch ein paar Mäntel und Schuhe, bevor sie über den Pass gehen. Sonst sterben dem Nikolaus noch mehr als bisher. Aber macht euch keine Sorgen. In Airolo findet ihr den Knaben und seinen Anhang wieder.«
    »Über den Pass?«, fragte Gisela entsetzt. »Sind wir da nicht schon drüber?«
    Der Burgherr schüttelte den Kopf und lächelte ihr zu. Dimma hatte an ihrer jungen Herrin bereits Wunder vollbracht. Gisela trug saubere Kleidung, sie hatte ein Bad genommen, und die Kammerfrau hatte ihr Haar frisiert. Nun prangte darin wieder ihr Lieblingsemaillereif – das einzige Schmuckstück, von dem sie sich noch nicht getrennt hatte. Die Ritter der kleinen Burg konnten sich an Giselas Schönheit kaum sattsehen.
    »Nein, edles Fräulein. Der eigentliche Pass liegt noch vor Euch. Aber es ist nichts im Verhältnis zur Schöllenenschlucht. Zumal wenn das Wetter etwas wirtlicher ist als heute. Vorher schicken wir auch die anderen Kinder nicht rüber. Es geht noch einmal steil bergauf, und da oben ist es kalt. Wollt Ihr denn wirklich morgen schon weiterziehen?«
    Gisela wollte das nicht wirklich. Sie hatte Armand besucht, nachdem die Burgherrin sich um den Verletzten gekümmert, ihm ein Bad bereitet und ihn dann auf ein Lager gebettet hatte. Als Gisela kam, schlief er erschöpft, aber ihr sanfter Kuss weckte ihn. Das Mädchen sonnte sich in seinem bewundernden Blick. Er sah es zum ersten Mal in höfischem Aufzug und war wie bezaubert.
    »Ich sollte nicht so vor Euch liegen«, sagte er zärtlich. »Es stünde mir besser an, unter Eurem Zeichen in den Kampf zu reiten, um ein Lehen zu gewinnen. Werdet Ihr auf mich warten, mein wunderschönes Fräulein? Ich sehne mich danach, Euch Eide zu schwören, aber ich …«
    »Ich nehm dich auch ohne Lehen!«, flüsterte Gisela. »Kannst du vielleicht singen oder Laute spielen? Wir könnten als Gaukler durch die Welt ziehen – falls … falls das nichts wird mit Jerusalem …«
    Armand lächelte. »Vielleicht übe ich mich noch im Seiltanz!«, neckte er sie. »Nur nicht heute … ich bin schlimm zerschlagen, die Herrin Walburga möchte mich am liebsten eine Woche hierbehalten.«
    Gisela biss sich auf die Lippen. »Das wäre … das wäre Rupert nicht recht«, murmelte sie.
    Armand unterdrückte eine scharfe Entgegnung. Er war es eigentlich leid, ständig auf Ruperts Meinung Rücksicht zu nehmen, als sei der Junge ein Gleichgestellter. Aber andererseits blieb ihm nicht viel anderes übrig. Sie mussten weiter mit dem Kreuzzug ziehen. Ihm selbst gebot das sein Auftrag – und Gisela … Er konnte sie nicht einfach mitnehmen. Ein Fahrender Ritter ohne Land durfte nicht mit einer Dame reisen, er konnte nicht heiraten. Das alte Dilemma. Vorerst vermochten sie nur im Rahmen dieses Kreuzzugs zusammenzubleiben. Armand küsste Giselas Hand.
    »Wir werden irgendeine Lösung finden«, versprach er ihr. »Irgendetwas. Vielleicht teilt sich ja doch das Meer. Um unserer Liebe willen …«
    Gisela lächelte, auch wenn in ihren Augen Tränen standen. »Ihr werdet noch ein Meister im Gab, Herr Ritter!«, scherzte sie. »Aber was ist mit den Sarazenen? Sollen die dann zu Frau Venus beten?«
     
    Die Burgherrin – gewohnt, ihre Ritter auf dieser abgelegenen Burg selbst zu verarzten – verordnete Armand linderndeSalben und massierte seine verspannten Muskeln. Sie ließ ihn zwar nur ungern gleich am nächsten Tag wieder ziehen, aber immerhin war er fähig, sich auf dem Pferd zu halten. Dazu war es am Morgen trocken und nur leicht bewölkt. Die Kreuzfahrer konnten den Pass also mit dem Segen des Burgherrn angehen, ein Senner aus dem Dorf ließ sich sogar als Führer anheuern.
    Dieses Mal sammelten der Burgherr und Armand die Kinder vor dem Abritt. Sie teilten sie in Gruppen ein, erklärten ältere Jungen zu Verantwortlichen für ihre Kohorte und ermahnten alle, das Vorhaben der Passüberquerung mit Umsicht anzugehen. Die Burgherren und die

Weitere Kostenlose Bücher