Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
lächelte.
»Und Ihr, Herr Ritter?«, fuhr Rupert ihn an. »Was ist mit Euch? Wollt Ihr nicht Euer Glück versuchen? Morgen ist ein Turnier, sagt der Kerl. Da könntet Ihr ihn reiten und einen Haufen Geld verdienen!«
Armand lachte. »Also erstens verdient man bei Turnieren meistens keinen Haufen Geld, sondern nur den Kuss einer Edelfrau, und da könnte ich mir keine schönere denken als die, die ohnehin schon an meiner Seite steht.« Er warf Gisela einen glühenden Blick zu, der Rupert gleich noch wütender stimmte. »Und zweitens bin ich nicht lebensmüde. Den Gaul da zähmt heute niemand, und morgen auch nicht. Da ist auch nichts zu zähmen, das Pferd ist ganz artig und tut genau das, wofür es abgerichtet worden ist. Es gab keinen spanischen Granden, Rupert! Der Mann zieht mit dem Pferd über die Märkte und verdient sein Geld damit, dass sein braves Ross die Leute abwirft. Und gar nicht mal so wenig! Du solltest Smeralda auch so dressieren, Gisela.«
Gisela schüttelte den Kopf. »Nein, ich mag lieber reiten als fliegen!«, erklärte sie dann. »Komm, da drüben gibt es gebrannte Mandeln. Da werde ich meine Münze ausgeben!«
Die Freunde kauften Mandeln und Zuckerzeug und bewunderten ein paar Seiltänzer, die auf dem Platz vor demimponierenden, noch im Bau befindlichen Dom ihre Kunststücke zeigten.
Gisela war beeindruckt und neckte Armand. »Ich wäre gar nicht böse, Herr Ritter, wenn Ihr diese Kunst erlernen wolltet! Ich könnte mich auch darin üben, und dann wären wir die Sensation auf jedem Jahrmarkt.«
»Warum nicht auch noch das Maultier?«, lachte Konstanze. »Das wäre mal etwas wirklich Neues!«
Die vier wanderten weiter und kamen schließlich wieder bei Toledo an, der einen Reiter nach dem anderen in seine Grenzen verwies.
»Ist hier wirklich ein Turnier?«, fragte Gisela, als sie dem Besitzer des Pferdes ein weiteres Mal gelauscht hatten. »Ich dachte, diese italienischen Städte wären alle Republiken. Richten die denn Turniere aus?«
Armand zuckte die Achseln. »Das wird wohl eher auf einer Burg in der Umgebung stattfinden. Wenn du willst, fragen wir den Kerl, der scheint’s ja zu wissen.«
»Oh, und können wir dann hinreiten? Ich liebe Turniere!« Gisela war Feuer und Flamme. »Und ich würde dich zu gern einmal kämpfen sehen, Armand!«
»Das würde ich allerdings auch«, brummte Rupert.
Gisela warf ihm einen strafenden Blick zu.
Armand dagegen schüttelte den Kopf. »Ich hab doch gar kein Pferd«, meinte er. »Mein braver Comes trägt mich wohl über den Gotthardpass, aber nicht bei einem Tjost. Und eine Rüstung hab ich auch nicht.«
»Vielleicht kannst du dir ja eine leihen!«, hoffte Gisela.
Die Ritterspiele sollten in einem Dorf namens Rivalta stattfinden, ein Wehrdorf, das sich seit Jahrhunderten unter der Herrschaft einer Familie Landi befand. Guillermo Landi feierte in diesen Tagen die Schwertleite seines Sohnes, traditionell mit einem Turnier.
»Rivalta liegt einen halben Tagesritt südwestlich von Piacenza«, berichteten die Seiltänzer, die sich eben an der gleichenGarküche labten, an der Konstanze und ihre Freunde Reisbrei mit einer neuen Fleischsoße probierten. »Und die Landis sind großzügige Herren. Sie werden auch Belustigungen für das Volk bezahlen, wir werden in zwei Tagen hinreisen.«
Die Kreuzfahrer erfuhren, dass die eigentliche Schwertleite des jungen Landi am kommenden Tag gefeiert wurde und das Turnier tatsächlich am übernächsten Tag begann. Gisela war daraufhin kaum zu halten.
»Armand, es ist Richtung Süden! Also liegt es auf der Strecke nach Genua. Und Nikolaus wird nicht vor morgen in Piacenza eintreffen, wir können also vorausreiten. Du musst ja nicht mitkämpfen, wenn du nicht willst. Aber sie nehmen uns bestimmt gastlich auf. Denk an Badehäuser, Armand! Ein oder zwei Nächte unter einem Dach, ohne Mücken! Und sicher sind die Landis mildtätig. Wir können alle Kinder mitnehmen – oder sie können nachkommen …«
Besonders das letzte Argument war nicht von der Hand zu weisen. Trotz Dürre, die Familie Landi würde keine Kosten scheuen, um die Heerscharen von Rittern und Knappen, Pferdeburschen und Gauklern zu beköstigen, die sich bei jedem nennenswerten Turnier versammelten. Dazu kam das Fest für das Volk – und die unausweichlichen Almosen für die Bettler. Eine weitere Gruppe junger Esser mehr würde kaum ins Gewicht fallen. Zumindest würde der Burgherr kein Wort darüber verlieren. Und die adeligen Gäste aus dem Rheinland
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