Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
und aus Outremer waren sicher willkommen. Es ehrte einen Veranstalter, wenn sein Turnier Ritter aus weit entfernten Landen anzog.
Armand versammelte also am Abend seine Anführer und wies sie an, das Kinderheer am nächsten Tag nach Rivalta zu führen. Er selbst würde mit Giselas Hofhaltung vorausreiten.
»In zwei oder drei Tagen stoßen wir dann wieder zum Hauptheer. Nikolaus werden wir schon nicht verpassen – erbewegt sich ja nicht gerade unauffällig. Und die Verköstigung kann in Rivalta nur besser sein.«
Am nächsten Tag machten sich die Reiter nach Rivalta auf. Es war heiß, die Wege waren zwar breit und eben, aber staubig. Der rötliche Staub legte sich wie eine schmierige Schicht auf die Haut. Smeralda prustete unwillig, und Gisela klagte, sie brauche nun wirklich ein Badehaus, als sie das trutzige kleine Rivalta gegen Mittag erreichten.
Die Burg ragte hoch über den Häusern des Dorfes auf, und schon vor den Befestigungen sah man die Unterkünfte der Turnierteilnehmer. Fasziniert bewunderten Konstanze, Rupert und Magdalena die bunten Seidenzelte, vor denen die Helmzier der Ritter ausgestellt wurde, sodass jeder sehen konnte, wer hier Hof hielt. Gisela erkannte sogar einige der Wappen und Farben, Armand hatte immerhin von manchem der Ritter gehört.
Allgemein herrschte beste Laune, es wurde gesungen und Laute gespielt. Gaukler zeigten ihre Künste, und überall gab es Feuer, über denen Geflügel und Fleisch gebraten wurde – viel mehr als die Ritter und ihr Gefolge essen konnten. Den in der letzten Zeit eher karg ernährten Kreuzfahrern lief das Wasser im Munde zusammen.
»War doch ein guter Einfall, nicht?«, fragte Gisela, als ihnen im Burghof ein Begrüßungstrunk gereicht wurde.
Als Armand seine Namen und Titel erwähnte, eilte der Truchsess in die Halle, um seinen Herrn zu holen. Gleich darauf begrüßte Guillermo Landi den jungen Ritter persönlich, und auch seine Gattin kam herbei, um die weiblichen Gäste in Empfang zu nehmen.
»Ihr werdet ein bisschen zusammenrücken müssen«, rief sie fröhlich.
Don Guillermo Landi war ein leutseliger Herr in mittleren Jahren, dem man das gute Leben auf der Burg bereits ansah, aber Donna Maria Grazia wirkte noch jung und sehr schönmit ihrem üppigen schwarzen Haar, das sich kaum unter ihrem züchtigen Gebende halten ließ.
»Viele Frauengemächer haben wir nicht. Aber ich bringe Euch zu meinen Töchtern, die werden sich freuen. Und wir haben ein Badehaus!«
Lediglich Rupert blickte wieder einmal mürrisch, da der Burgherr ihm natürlich keinen Blick gönnte. Zwar hießen die anderen Knechte ihn ebenso freundlich willkommen wie ihr Herr seine Gäste, aber er fühlte sich gekränkt. Im Goldenen Jerusalem würde auch er über eine solche Burg verfügen! Nikolaus hatte ihm versichert, dass jeder seiner Anhänger einem siegreichen Kreuzritter gleichgestellt würde. Warum also verbannte man ihn hier in die Ställe? Und wenn die Burgherren schon nichts von seinem Stand wussten – warum ließ Gisela zu, dass man ihn wie einen Bediensteten behandelte?
Landis Töchter freuten sich tatsächlich über die Einquartierung aus deutschen Landen und bestürmten Gisela und Konstanze mit Fragen. Erst recht, als sie vom Kinderkreuzzug hörten.
»Ihr gehört wirklich dazu?«, fragte die Ältere, Elena, ein bildschönes schwarzhaariges Mädchen. »Ihr zieht ins Heilige Land? Und ihr werdet das Wunder erleben, wenn sich das Meer teilt? Oh, ihr seid zu beneiden, wirklich. Am liebsten ginge ich auch.«
Gisela und Konstanze bemühten sich, ihr das möglichst vorsichtig auszureden. Größere Sprachschwierigkeiten gab es zum Glück nicht. Gisela erinnerte sich an genügend Worte, die sie mit ihrem Ritter Guido de Valverde gewechselt hatte, und Konstanze sprach Latein und hörte sich auch ins Italienische schnell ein. Natürlich gaben ihre eigenen Wortbeiträge manchmal Anlass zu übermütigem Lachen, aber die Mädchen verstanden sich doch hervorragend. Magdalena, die sich als Zofe artig im Hintergrund hielt, blickte schon wiederbewundernd. Sie würde noch viel lernen müssen, bevor sie mit ihrem Ritter eine Burg führte! Aber eines Tages wollte sie ebenso schön und weltgewandt auftreten können wie Donna Maria Grazia.
Guillermo Landi wollte nicht zulassen, dass Armand dem Turnier nur von den Zuschauerbänken aus beiwohnte.
»Kommt gar nicht in Frage, mein Freund! Ein Ritter muss kämpfen! Selbstverständlich schenke ich Euch ein Pferd und eine
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