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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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er Worte der Liebe sprach. Aber es war, so glaubte sie, normal, dass er angespannt war. Wenn das Wunder erstgeschehen wäre … wenn sich das Meer teilte und die Tore des Goldenen Jerusalem sich vor ihr auftaten, dann würde sich auch Magdalenas Wunder vollziehen!
     
    Der letzte Tagesmarsch war nicht zu anstrengend. Es ging nur bergab, und viele Kinder, die noch die Kraft dazu hatten, rannten, tanzten und sangen. Sie nahmen den Geruch des Meeres wahr, die Stadt lag im gleißenden Sonnenlicht und schien ihnen zuzublinzeln.
    Und dann, am Abend, öffneten sich ihnen tatsächlich die Tore der reichen Handelsstadt! Während die Kinder auf die Piazza San Lorenzo strömten und dabei die gewaltigen Kirchen, marmornen Paläste und weitläufigen Straßen bewunderten, begab sich Armand zur Komturei der Templer.
    Rupert gedachte, die Chance seiner Abwesenheit zu nutzen und sich mit den Mädchen unter das lagernde Heer zu mischen. Was brauchte die Gruppe Armand, es war wichtiger, Nikolaus an diesem Tag so nahe wie möglich zu sein! Für Verpflegung war auch gesorgt, die Genueser Patrizierfrauen errichteten eben Garküchen vor dem Dom. Wenn es nach Rupert gegangen wäre, hätten sie diese letzte Nacht vor dem Wunder singend und betend verbracht wie all die anderen Kreuzfahrer, die noch Kraft dafür fanden.
    Malik bestand jedoch darauf, Giselas kleine Schar mit zu seinen Gastgebern zu nehmen, und die Mädchen waren nicht abgeneigt. Gisela brannte längst darauf, einen Patrizierpalast mal von innen zu sehen. Sie hatte die Bauten bereits in Piacenza bestaunt – fast ein bisschen missbilligend, schließlich gehörten sie einfachen Bürgern. In Köln und Mainz wagten es die Patrizier noch nicht, ihren Reichtum derart zur Schau zu stellen, obwohl ihre Häuser sicher auch komfortabel eingerichtet waren.
    Der Palast der Familie Canella-Grimaldi, in den Malik sie jetzt führte, stellte jedoch alles in den Schatten, was den Mädchen bisher an Wohnkultur begegnet war. Sogar die selbstsichereGisela verstummte beim Anblick der mit Teppichen und Marmorstatuen geschmückten Empfangsräume.
    Die Dame des Hauses, eine Frau in mittleren Jahren, die sich nicht weniger kostbar kleidete als die Burgherrin Donna Maria in Rivalta, nahm die Besucher gastfreundlich auf. Donna Corradine führte Gisela und Konstanze ins Badehaus, wies ihnen eigene Bedienstete zu und behandelte auch Dimma so zuvorkommend, dass sich die alte Kammerfrau selbst wie eine Prinzessin fühlte.
    Beim anschließenden Mahl waren die Frauen selbstverständlich zugegen, und Gisela glänzte mit den Manieren des Minnehofes, während Konstanze mit dem neuartigen Instrument der Gabel zunächst nicht so viel anzufangen wusste. Den Gastgebern und den weiteren Gästen – anscheinend war der halbe Stadtrat geladen – schien das aber völlig egal zu sein. Sie brannten darauf, die Mädchen über die seltsame betende und singende Invasion auszufragen, die in ihre Stadt eingefallen war.
    »Der kleine Junge ist ja wirklich reizend!«, sagte eine der Matronen, die vorher auf dem Domplatz Almosen verteilt und Nikolaus predigen gehört hatte. »Und so anrührend, wie er predigt, so ernst … er ist zweifellos fest im Glauben. Aber ein paar seiner Anhänger sind rechte Strauchdiebe! Die braucht man nur anzusehen und weiß schon, was von ihnen zu halten ist. Und die Mädchen … manche wirken ja rein wie frisch gefallener Schnee, aber andere werden sich wohl heute Nacht noch mit den Huren der Stadt streiten, wenn sie an deren Pfründe wollen!«
    Konstanze errötete. Sie hoffte, dass Magdalena bei Wolfram gut aufgehoben war.
     
    Armand tafelte mit dem Meister und anderen Würdenträgern der Templerkomturei. Guillaume de Chartres hatte ihn angekündigt – und sich besorgt gezeigt, weil er lange nichts von sich hatte hören lassen. Der Großkomtur hatte wohl miteinem Schreiben aus Mailand gerechnet. Die Templer nickten allerdings, als Armand berichtete, warum sie die Stadtrepublik umgangen hatten.
    »Die Mailänder und der Papst sind einander mal wieder spinnefeind«, sagte der Komtur, ein südländischer Heißsporn, der die Waffe zweifellos so scharf zu führen wusste wie seine Rede. »Der Stadtrat ist auf die ganze Kirche schlecht zu sprechen. Womöglich hätten sie diesem Spuk tatsächlich den Garaus gemacht – obwohl das jetzt fast schon zu spät ist. Man hätte diesen Unfug bereits in Köln unterbinden müssen.«
    Sein älterer, eher besonnener Stellvertreter schüttelte den Kopf. »Das haben

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