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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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hatte sich das Meer nicht geteilt. Nicht für Nikolaus, nicht für Wolfram … Nur wenn ihr ohne Sünde seid … Gisela hatte gesagt, sie habe keine Schuld … der Priester hatte sie freigesprochen. Aber woher sollte er das wissen? Das konnte doch eigentlich nur Gott wissen, ob sie frei von Sünde war … nur Gott konnte verzeihen … nur Gott …
    Magdalena flüsterte ein Gebet. Dann sang sie.
    »Jesus ist schöner, Jesus ist reiner …«
    Das Blut lief an ihren Beinen herunter, als sie zum Meer ging.
    Abwaschen, sie musste es abwaschen.
    »Die Sünden abwaschen …«, murmelte Magdalena.
    Dann ging sie ins Meer. Es war schön kühl … das Wasser umspielte ihre Beine, ihre Scham … es tat nicht weh.
    »… wäscht alles ab …«, flüsterte das Mädchen. »… wäscht alle Sünden ab.«
    Es ging tiefer hinein, ließ sich von den Wellen wiegen.
    »Jesus ist schöner, Jesus ist reiner … bin ganz rein … wäscht alle Sünden ab …«
    Magdalena fühlte sich befreit, als das Wasser des Mittelmeeres über ihr zusammenschlug.

Kapitel 6

    Konstanze schickte schließlich ein anderes Mädchen nach dem Medikament, machte sich aber vorerst keine Sorgen um Magdalena. Das Mädchen war sprunghaft, es verlor sich oft im Vortrag eines Bänkelsängers oder konnte sich an den Darbietungen der Gaukler nicht sattsehen. Vielleicht hatte Magdalena ja auch jemanden getroffen. Erst als die Kleine auch am Abend nicht zurückkehrte und das Nachtessen verpasste, machte sie sich Gedanken.
    »Kannst du nicht Rupert aussenden, nach ihr zu suchen?«, fragte sie Gisela. »Sofern er da ist …«
    Rupert hatte Unterkunft im Stall der Scacchis gefunden, aber mitunter traf er sich mit anderen Jungen vom Heer, wenn er Gisela sicher im Palast wähnte. Auch Rupert begann langsam, an Nikolaus’ Mission zu zweifeln. Deshalb würde er seine Pläne jedoch nicht aufgeben. Gut, es gab kein Lehen im Heiligen Land. Aber Armand hatte schließlich auch keins. Letztlich würde es darauf ankommen, wer Gisela ernähren konnte. Und Rupert taten sich da in Pisa hochinteressante Kontakte auf.
    Die Lagerhäuser am Meer waren schlecht bewacht. Mitunter luden die Schiffseigner noch nachts Waren ein und aus. Es gab Banden, die sich hier höchst routiniert bedienten, teilweise trugen sie sogar die Farben der Kaufherren, für die sie angeblich tätig waren. Die Wächter der Lagerhäuser grüßten sie artig, zeigten mitunter gar gefälschte Frachtscheine vor – und sie brauchten immer kräftige verschwiegene Männer zum Einladen der Güter.
    »Wenn du dich brav schlägst, kannst du da auch aufsteigen!«,verriet ihm ein Junge aus Pisa. »Zum Boten … oder zum persönlichen Diener der Paten. Solange du nur keine Fragen stellst.«
    Vor allem gab es Geld auf die Hand, und Rupert sparte es. Seine Vorstellungen waren unklar, aber irgendwann musste ihm Gisela gehören. Das war Gottes Plan. Ihre Tändelei mit Armand konnte er verzeihen. Auf die Dauer gehörte sie ihm, nur ihm!
    Umso glücklicher war Rupert, als Gisela an diesem Abend in den Stall kam und ihn um einen Dienst bat.
    »Gisela, ich leiste dir jeden Dienst, das weißt du doch!«, sagte er mit so sanfter und feiner Stimme, wie es die Ritter auch nicht besser hätten machen können. »Aber was eure kleine Hure angeht, die ist mit Ritter Wolfram zusammen. Ich hab sie vorhin gesehen, sie zogen zum Arno hinunter, und sie schaute ihn schon wieder an wie ein verliebtes Kalb. Soll ich jetzt wirklich hingehen und sie aus seinen Armen reißen?«
    Gisela funkelte Rupert an. »Das hättest du besser gleich tun sollen. Jetzt ist es vielleicht zu spät. Wahrscheinlich steht sie hier bald wieder weinend vor der Tür. Aber du könntest ihr entgegengehen. Die Stadt ist nicht sicher bei Nacht, gerade das Viertel da unten am Arno. Schau einfach, ob du sie findest!«
    »Für dich hole ich auch die Sterne vom Himmel, meine Dame!«, deklamierte Rupert mit einer Verbeugung.
    Gisela lachte, aber ihr war unbehaglich zumute.
     
    Gisela und Konstanze saßen im Palazzo der Familie Scacchi und warteten auf Nachricht von Rupert. Es war schon einige Zeit her, dass der Knecht sich weisungsgemäß auf die Suche nach Magdalena gemacht hatte. Sie erschraken jäh, als jemand Steinchen gegen die bunt bemalten Glasfenster warf, die den Palazzo schmückten. Die Mädchen waren entzückt von dieser Neuheit, die man in deutschen Landen noch nicht kannte.Natürlich verbaute man Glas in Domen und großen Kirchen, aber in den Burgen galt es schon als modern,

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