Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
Ausschlag, und Konstanze brauchte bestimmte Arzneien. Dennoch blieb das Mädchen gleich stehen, als Wolfram es rief. Mit einem Blick prüfte Magdalena die Lage. Kein anderer Anhänger Nikolaus’ war in der Nähe! Niemand, der sie schmähen konnte! Sie hatte ihren Ritter ganz für sich.
»Wolfram!«, rief sie glücklich. »Und ich dachte, du wärest schon auf dem Weg ins Heilige Land …«
Konstanze hatte sich energisch dagegen ausgesprochen, dass Magdalena sich den Pilgern anschloss. Tatsächlich hatte das Mädchen eine ganze Nacht geweint und sich erst beruhigt, als es von Nikolaus’ Bleiben erfuhr. Jetzt war Magdalena selig, dass auch Wolfram nicht mitgefahren war.
Der Ritter betrachtete das Mädchen wohlgefällig. Magdalena war offensichtlich willig. Alles sprach dafür, sich noch einmal mit ihr zu amüsieren, bevor er am nächsten Tag seinen Plan in Angriff nahm.
»Ich hab’s mir anders überlegt«, meinte er. »Aber warum trinkst du nicht einen Schluck mit mir, und wir bereden das in Ruhe?«
Auf einer sich zum Fluss hin öffnenden Piazza gab es eine Schänke, die einladend aussah. Zudem roch es nach gewürztem Fleisch am Bratspieß.
»Komm, wir können auch zusammen essen …«
Magdalena war unentschlossen. Eigentlich sollte sie nurdie Arzneien besorgen und rasch zurück zum Palazzo Scacchi kommen. Aber Wolfram … er wollte mit ihr reden … er hatte Pläne … vielleicht wurde doch noch alles gut. Und Konstanzes Patient lag schließlich nicht im Sterben.
Magdalena folgte also ihrem Ritter, und eine verzauberte Stunde lang war alles wie in ihren Träumen. Wolfram bestellte Wein und Fleisch, sie aßen zusammen – und schließlich verriet er ihr, dass er den Kreuzzug abbrechen wollte.
»Meine Burg … eine hübsche Frau … Wozu in die Ferne schweifen?« Wolfram war längst nicht mehr nüchtern, und Magdalena errötete, als er in ihren Ausschnitt griff.
»Nun sei mal nicht so prüde … bist du sonst doch auch nicht. Aber … aber gut, wir müssen ja nicht hierbleiben!«
Magdalena vergaß ihren Auftrag völlig, als sie Wolfram ans Ufer des Arno folgte. Es wurde dunkel, die Sterne leuchteten über dem Fluss und dem Meer. Herr Malik würde jetzt irgendetwas Wunderschönes zu Konstanze sagen …
»Die Sterne …«, murmelte Magdalena, »leuchten wie die Diamanten, die ich dir schenken werde. Aber gegen das Geschenk deiner Liebe sind sie nur ein armseliger Hauch von Gunst …«
»Was sagst du?« Wolfram lachte. »Wirst wohl noch zur Dichterin, kleine Dame, ja?«
Magdalena strahlte und schmiegte sich im Gehen an ihn. Er hatte sie Dame genannt.
»Am Ende gründest du deinen eigenen Minnehof, wenn du erwachsen bist!« Wolfram kicherte.
Magdalena verstand nicht, was er daran so komisch fand.
»Die Mädchen singen Liebeslieder und die Burschen üben sich im Lanzenstechen!« Wolfram wollte sich vor Lachen schier ausschütten.
Magdalena fühlte sich unwohl. Aber hier war der Strand, der Fluss mündete ins Meer und die See leuchtete im Mondlicht wie flüssiges Silber.
»Geküsst vom Mond …«, sagte Magdalena. »Aber deineKüsse sind süßer, denn sie überschütten mich mit Gold. Und sie sind wärmer, denn sie spiegeln das Licht der Sonne wider …«
»Du bist verrückt«, bemerkte Wolfram und nahm sie in den Arm. Er küsste sie wild, legte sie dann in den Sand.
»Sei vorsichtig, mein Kleid!« Magdalena wollte ihr Mieder öffnen, aber Wolfram riss es brutal auf.
»So langsam kriegst du Formen«, sagte er anerkennend. »Wirst noch ein ganz ansprechendes Weib, wenn du weiter gut gefüttert wirst!«
Magdalena nickte ernst. Sie wollte gern mehr essen. Aber Wolfram hatte ja wohl ein reiches Lehen. Sicher brauchte sie auf seiner Burg niemals Hunger zu leiden.
Wolfram riss ihren Rock herunter und warf sich auf sie. Er war schneller und härter als sonst, und böse.
»So zeig ich’s euch! So zeig ich’s dir, du blondes Flittchen!«
Magdalena mochte es nicht, wenn er so mit ihr sprach. Aber früher hatten ihre Freier sie auch oft beschimpft. Vielleicht … vielleicht wussten die Männer einfach nicht, was über sie kam, wenn die Ekstase Macht über sie gewann. Während Wolfram immer wieder in das Mädchen eindrang, versuchte es zu entspannen. Dann tat es weniger weh. Aber in dieser Nacht schaffte Magdalena es nicht, sich wegzuträumen. Das hier war falsch. Wolfram sollte sie streicheln, liebevoll mit ihr reden wie Armand mit Gisela und Malik mit Konstanze. Und sie … o Gott, sie beging ja schon
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