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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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gürtete sich bereits sein Mörder.
    »Was machst du, Rupert?«, fragte Gisela ungläubig.
    Rupert zerrte dem Toten das Kettenhemd vom Körper und legte es an.
    »Wonach sieht es denn aus?«, fragte er, zwischen Lachen, Triumph und Angst. »Ich nehme mir, was mir gebührt. Wenn ein Ritter dem anderen unterliegt, stehen dem Sieger sein Pferd und seine Waffen zu. Das steht in jeder Turnierordnung …«
    »Aber dies ist kein Turnier … und es war kein ritterlicher Kampf, und du …«
    »Ich bin kein Ritter, willst du sagen?« Rupert lachte, als ob er dem Wahnsinn anheimgefallen wäre. »Nun, der hier war es auch nicht. Aber das hat niemanden gekümmert, dabei konnte er nicht mal kämpfen. Ich dagegen kann es, Gisela! Und ich hätte mir die Ehre der Ritterschaft im Heiligen Land erkämpft – wenn dieser kleine Hochstapler Nikolaus uns nur dahin geführt hätte. Aber gut, Gott ist gnädig! Er gewährt mir die Gunst, es zu versuchen. Der Knecht Rupert ist tot, Gisela! Vor dir steht Wolfram von Guntheim, Fahrender Ritter!«
    Er zog den Waffenrock mit Odwin von Guntheims Farben über die Rüstung.
    »Damit kommst du niemals durch!« Gisela starrte Rupert fassungslos an.
    Aber wenn sie genauer nachdachte, erschien Ruperts Plan ihr gar nicht so widersinnig. Natürlich konnte er nicht ins Rheinland reiten und Wolframs Erbe einfordern. Aber wenn er in Italien blieb … vielleicht nach Sizilien ging, an die Höfe in Frankreich … Niemand dort kannte die Guntheimer. Auch die Söhne unbedeutender Geschlechter hatten das Recht, von Burg zu Burg zu ziehen und sich auf Turnieren zu schlagen. Sie konnten zu Ruhm und Ehren aufsteigen, Lehen erwerben …
    »Und ob ich damit durchkomme, meine Dame!« Rupert verbeugte sich ehrerbietig. Ein Zerrbild des höfisch erzogenen Ritters, aber Wolfram wäre auch nicht viel anmutiger gewesen. Wenn Rupert sich klug anstellte, konnte er lernen. »Warte einmal ab, wer sich eher ein Lehen erwirbt im Abend- oder Morgenland – dein edler Monseigneur Armand oder ich!«
    Gisela schwindelte. Rupert hatte also auch diese Idee noch nicht aufgegeben. Er hoffte, ihre Hand zu erringen. Er wollte den Ritterstand, und er wollte sie.
    Sie musste ihm jetzt sagen, dass Armand und sie den Bund vor Gott bereits geschlossen hatten … aber etwas hielt sie davonab. Zum ersten Mal empfand sie Angst vor Rupert. Sie wich zurück, und ihre Gedanken überschlugen sich. Wenn sie ihn meldete … wenn sie ihn des Mordes anklagte …
    »Du wirst mich doch nicht verraten, meine Dame, oder?« Ruperts Stimme klang drohend.
    Und endlich konnte Gisela wieder klar denken. Nein, sie würde ihn nicht verraten. Im Gegenteil, nüchtern betrachtet konnte ihr und Armand gar nichts Besseres passieren als Ruperts Auszug, um Ruhm und Ehre zu erwerben.
    Zunächst würde sein Weg ihn weit fort führen. Auf keinen Fall konnte er dem Kreuzzug weiter folgen. Die Gefahr, dass ihn jemand erkannte, war viel zu groß. Und auch später würden Gisela und ihr Gatte nie mehr mit ihm zusammenstoßen. Armand verließ die Ritterschaft. Er bewarb sich um kein Lehen mehr. Schon bald würde er zur Kaufmannschaft von Pisa gehören, und Donna Gisela de Landes lebte geachtet, aber für die Ritterschaft unsichtbar in einem der schmucken Turmhäuser im Quartiere di Mezzo.
    Gisela atmete tief durch. Sie konnte ebenso gut mitspielen.
    »Natürlich nicht«, sagte sie heiser. »Ich fühle mich geehrt, Herr Rupert, dass Ihr mich als Minnedame erwählt habt. Wenn Ihr möchtet, gebe ich Euch ein Zeichen, unter dem Ihr in den Kampf reiten dürft.«
    Ruperts Gesicht strahlte.
    »Einen Kuss!«, verlangte er. »Das ist kindisch mit diesen Zeichen. Was hab ich von einem Zipfelchen deines Hemdes? Aber ein Kuss, das ist etwas Rechtes.«
    Gisela empfand Widerwillen. Es war eine Sache, einen Turniersieger in aller Öffentlichkeit mit einem Kuss zu belohnen oder auch einen verdienten Minneherrn mit einem Hauch der Lippen auf seiner Wange zu verabschieden. Aber in einem dunklen Stall einen Mörder zu küssen, der sich für einen Ritter hielt …
    Rupert trat nah an sie heran – langsam und gemessen, wie es einem Ritter anstand. Dann riss er das Mädchen ungestümin seine Arme. Gisela wehrte sich, aber seine Zunge teilte gewaltsam ihre Lippen und drang in ihren Mund ein. Er küsste sie brutal und besitzergreifend.
    »Damit du mich auch nicht vergisst …«, grinste er, als er endlich von ihr abließ. »Adieu, meine Dame!«
    Rupert verbeugte sich noch einmal, dann legte er Wolframs

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