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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Arno folgen, Florenz liegt auf dem Weg nach Rom.«
     
    Die Kreuzfahrer brachen also erneut auf – diesmal allerdings ohne Gesänge und Gebete. Nikolaus war zwischen den Mönchen an der Spitze des Zuges kaum auszumachen. Sein Heer war auf tausendzweihundert Personen zusammengeschrumpft, fast ausschließlich junge Männer, von Hoffnungslosigkeit gezeichnet.
    »Meine Leute möchten lieber heute als morgen nach Hause«, vertraute Karl Armand an. »Dieser vermaledeite Eid! Es wäre besser, sie gleich zurückzuführen, jetzt wo sie ein bisschen ausgeruht sind nach den Tagen in Pisa. Und diesmal gingen wir über den Brenner! Aber stattdessen nun auch noch Rom – noch weiter nach Süden.«
    Viele der jungen Menschen zeigten weder die Eidestreue noch das Durchhaltevermögen des Jungen aus Sachsen. Gerade jetzt, wo das Heer am Arno entlangzog und Weinberge, Weizenfelder und Wäldchen passierte, empfanden viele Heimweh, auch wenn sie es hier mit Zedern- statt Buchenund Eichenwäldern zu tun hatten. Die Bauern- und Winzerkinder sehnten sich nach ihrem angestammten Handwerk – viele verdingten sich auf am Weg liegenden Bauernhöfen.
    Gisela und Konstanze bemühten sich, den Ritt zu genießen, aber sie vermissten die Kinder, Magdalena und Dimma. Die alte Kammerfrau war in Pisa geblieben. Die Einrichtung eines Hauses machte ihr tatsächlich Freude, aber wenn Gisela und Armand zurückkehrten, wollte auch sie zurück in ihre Heimat. Der Haushalt einer Kaufmannsfamilie reizte sie nicht, sie sehnte sich nach dem Hof der Jutta von Meißen. Armand beabsichtigte, Karl mit ihrer Begleitung zu betrauen. Am Minnehof würde sich eine Beschäftigung finden, die dem treuen und klugen jungen Mann gerecht wurde und ihm Aufstiegschancen eröffnete.
    Konstanze war obendrein von Wehmut erfüllt. In Florenz musste sie sich endgültig in ihr Schicksal fügen. Der Kreuzzug würde nur kurz rasten, wenn die Stadt Nikolaus überhaupt einließ. Malik aber hatte dort Aufgaben zu erfüllen, und sie würde ihn auf immer verlieren.
     
    Vorerst verloren die Kreuzfahrer jedoch jemanden, mit dessen Rückzug nun wirklich niemand gerechnet hatte. Gleich nach dem Einzug in Florenz eröffnete Bruder Bernhard dem restlichen Heer, dass Nikolaus es nicht länger führen werde.
    »Nikolaus ist bestürzt und verzweifelt über den Märtyrertod seines Vaters«, erklärte der Mönch. »Dazu müde und erschöpft von dem weiten Weg und den bislang vergeblichen Mühen, Gottes Auftrag zu erfüllen. Er hat sich vorerst in ein Kloster zurückgezogen, um dort zu trauern und zu beten und Gottes weitere Offenbarungen zu erwarten. Von euchaber erwartet er, nicht nachzulassen in euren Bemühungen um die Eroberung des Heiligen Landes. Nach wie vor heißt unser Ziel Jerusalem.«
    »Was ist denn mit seinem Vater geschehen?«, fragte Gisela.
    Die Mädchen warteten unschlüssig auf dem Domplatz. Malik war sofort vom Senat der Stadt mit Beschlag belegt worden und bemühte sich jetzt, für sie Quartier zu machen. Sicher würden sie Aufnahme in einem der prächtigen Palazzi finden, die neben den Kirchen das Bild der toskanischen Handelsmetropole bestimmten. Armand besuchte zur raschen ersten Orientierung die Komturei der Templer.
    »Nikolaus’ Vater haben sie aufgehängt!«, erklärte er, als er kurz danach erneut zu ihnen stieß. In der Komturei hatte ihn ein Brief des Kölner Erzbischofs erwartet, der ihn über die näheren Umstände aufklärte.
    »Die Kölner haben Ernst gemacht. Sie hatten den Mann ja gleich festgesetzt – all die Kinder, die Nikolaus fortgeführt hat … die Stadt ist regelrecht ausgeblutet. Irgendeinen Sündenbock brauchten sie, und Nikolaus’ Vater war ja auch vorher schon … um es vorsichtig auszudrücken … nicht gerade unauffällig. Jedenfalls machten sie kurzen Prozess, nachdem das Meer sich jetzt nicht teilte. Und es wird sich wohl auch herumgesprochen haben, wie viele Opfer der Gotthard gefordert hat. Wenigstens haben sie ihn ordentlich vor Gericht gestellt, mit der Beschuldigung, das betrügerische Tun des Knaben, wenn schon nicht initiiert, so doch zumindest unterstützt zu haben. Der Richter sah das genauso. Womöglich war ihm auch ein Kind weggelaufen. Der Mann wurde jedenfalls zum Tod durch den Strang verurteilt und gehenkt.«
    »Wieder jemand, der ganz sicher nicht über die Ursprünge des Ganzen reden wird«, bemerkte Konstanze verbittert.
    Armand nickte. »Desgleichen Nikolaus. Die Templer haben sofort Erkundigungen eingezogen, keiner weiß, in

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