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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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geraubt. So viele Tote … all die Kinder, um die sie sich gekümmert hatte, und die dann gestorben waren. Und nun auch noch Magdalena. Konstanze war erschöpft. Sie wünschte sich etwas Ruhe. Ein bisschen Frieden nach all dem Grauen um den Tod.
    »Auf den Kopf zusagen werd ich’s ihm!«, wütete Gisela. »Er soll nicht glauben, dass keiner was weiß! Eigentlich müsste er dafür der Ritterehre verlustig gehen – wenn er sie denn überhaupt hätte!«
    Konstanze hinderte das blonde Mädchen nicht, auf die Straße hinauszustürmen. Sollte Gisela Wolfram suchen, ausrichten würde sie sicher nichts. Konstanze hoffte, Malik sehen zu können, war aber nicht sehr zuversichtlich. Der Prinz besichtigte an diesem Tag die Hafenanlagen, Pisa hielt seinen hohen Gast beschäftigt. Und ganz sicher würde er sie nicht zu Magdalenas Totenfeier begleiten. Konstanze sah die Kluft zwischen sich und ihrem Prinzen an diesem Tag deutlicher denn je. Aber vielleicht gab es ja doch einen Weg, sie zu überwinden. Als Gisela gegangen war, las Konstanze erneut im Koran.
    Allah will es euch leicht und nicht schwer machen.
    Konstanze wünschte sich, das glauben zu können.
     
    Gisela wandte sich zunächst zum Kloster von San Michele, wo die Pisaner Nikolaus und die Franziskanermönche untergebracht hatten. Sie hoffte, dort auch Wolfram zu finden, aber niemand wusste, wo der Ritter steckte.
    »Ich fürchte, er denkt daran, uns zu verlassen«, sagte einer der Brüder bekümmert, »und damit seinen Eid zu brechen. Diese Kinder wissen nicht, was sie tun.«
    Gisela zumindest wusste, wo man nach einem Ritter suchte. Wenn man den Aufenthaltsort der Herren nicht aufspüren konnte, so eben den ihrer Pferde. Allzu viele Mietställe hatte Pisa nicht aufzuweisen, und tatsächlich fand sie Wolframs Hengst in einem Stall gleich in der Nähe des Stadtzentrums am Eingang der Geschäftsstraße Borgo Stretto. Wolfram war eben dabei, sein Pferd zu satteln.
    »Wolfram!« Gisela rief ihn an.
    Wolfram wandte sich um. Über sein aufgedunsenes Gesicht zog ein Grinsen.
    »Das Fräulein von Bärbach … Ihr kommt mir äußerst gelegen, Gisela! Wollte ich Euch doch ohnehin fragen, ob Ihr mich nicht begleiten mögt …«
    »Begleiten? Wohin?« Gisela war irritiert.
    »Auf meine Burg, mein Fräulein. Ich bin entschlossen, meine Wanderjahre …«
    Gisela schnaubte.
    »… zu beenden und die Burg meines Vaters in Besitz zu nehmen. Und wenn ich mich recht erinnere, gab es da doch ein Eheversprechen zwischen den Bärbachern und den Guntheimern, oder?«
    Gisela runzelte die Stirn. »Du bist verrückt!«, stieß sie aus. »Gut, mein Vater wollte mich deinem Vater vermählen … aber das ist doch lange her. Und ich habe niemals zugestimmt. Erst recht nicht der Ehe mit dir, du … du Kinderschänder! Ich weiß genau, was du mit Konstanzes Lenchen gemacht hast, erzähl mir nichts! Sonst ein Weichling, aber kleine Mädchen verführen und schlagen … Bevor ich mit dir die Ehe einginge, Wolfram von Guntheim, nähme ich den Schleier!«
    Sie wollte sich umwenden und hinausgehen, aber Wolfram war schneller. Er ergriff das Mädchen und schleuderte es gegen einen der Holzverschläge. Das Pferd dahinter tänzelte nervös. Wolfram umfasste Giselas Arme.
    »Das würde ich aber nicht dulden, meine Schöne! Deinem Vater ist es egal, mit welchem Guntheimer du vermählt wirst. Und die Papiere sind unterzeichnet. Fehlt nur noch der Vollzug der Ehe. Und da werde ich dich einfach nicht fragen, meine Schöne!«
    »Und in welchem Kreis welcher Ritter sollte ich dir Eide geschworen haben?« Gisela blitzte Wolfram an. Sie empfand nach wie vor mehr Wut als Angst. Es stimmte, was sie in Rivalta gesagt hatte: Mit Wolfram von Guntheim traute sie sich zu, jederzeit fertig zu werden. »Am gleichen Hof, an dem man dich zum Ritter schlug?«
    Wolfram wollte ihr den Mund mit einem brutalen Kuss schließen, aber Gisela trat ihm ans Schienbein, riss dann ein Knie hoch und rammte es ihm zwischen die Beine.
    »Alle Achtung!«, ertönte plötzlich eine Stimme vom Eingang. »Lernt man das am Minnehof?«
    Aus dem Augenwinkel erkannte Gisela Ruperts kräftige Gestalt.
    Sie wand sich unter Wolframs Griff. Das Gesicht des Guntheimers war schmerzverzerrt, aber er hielt Gisela immer noch fest.
    »Nein, das lernt man auf dem Kreuzzug der Unschuldigen!«, konterte Gisela und spie ihrem Peiniger ins Gesicht.
    Sie hatte mehr als einer Schlägerei unter den Gassenjungen, die sich Nikolaus angeschlossen hatten, beigewohnt.

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