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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Heerführers, erhob sich aus dem Gefolge des Pontifex. Die Männer, die mit dem Papst in der Kapelle geweilt hatten, waren bisher im Hintergrund geblieben, aber jetzt erkannte Armand Guillaume de Chartres, den Großkomtur der Templer.
    Der junge Ritter starrte seinen Meister verständnislos an. Noch jemand, der in die Verschwörung verwickelt war? Vielleicht, um die künftigen Elitesoldaten des Papstes auf ihre Aufgabe vorzubereiten? Aber warum hatte man ihn, Armand, dann ausgeschickt, um für die Templer zu spionieren?
    »Der junge Mann weiß nicht, was er sagt«, wandte de Chartres sich jetzt an den Pontifex. »Verzeiht ihm, Eure Heiligkeit, er ist nicht bei sich.«
    Innozenz hatte zwar die Stirn gerunzelt, behielt jedoch die salbungsvolle Herzlichkeit bei, als er abschließend auf Armands Einwurf antwortete. »Ist nicht unser ganzes Leben eine einzige Prüfung, die wir durch Gott und für Gott zu bestehen haben? Geht nun, meine Kinder, und erfüllt eure Aufgabe! Von allen Kanzeln Roms wird heute noch ein Ruf ergehen. Wir werden gute Christen auffordern, unsere jungen Kreuzfahrer in ihren Familien aufzunehmen und auf ihre Pflichten im Heiligen Land vorzubereiten. Vielleicht …«
    Der Papst warf einen fragenden Blick auf Guillaume de Chartres. Der Großmeister schüttelte jedoch entschieden den Kopf. Er bemühte sich um Gelassenheit, aber Armand sah ein Aufblitzen von Wut in seinen dunklen Augen. Armand musste mit ihm reden. Er musste herausfinden, was Guillaume de Chartres wusste.
    »Geht jetzt mit unserem Segen!«
    Ein paar der Heranwachsenden weinten, als sie den Lateran verließen, andere schienen sich mit ihrem Schicksal abzufinden. Der sonst so gelassene Karl war außer sich vor Wut. Er diskutierte lauthals mit ein paar anderen Jungen, als dieKinder den weitläufigen Platz hinter sich ließen und sich in den Gassen der Ewigen Stadt zerstreuten. Armand ließ sich neben Gisela treiben, er nahm seine Umwelt kaum wahr – bis Guillaume de Chartres’ Stimme ihn erneut aus seiner Starre riss.
    »Warte, Armand! Ich muss mit dir reden!«
    Armand konnte es kaum glauben. Der Großkomtur der Templer war ihm persönlich gefolgt und legte ihm jetzt die Hand auf die Schulter. Guillaume de Chartres musste die Audienz des Papstes verlassen haben. Wie selbstverständlich verbeugte sich Armand vor dem Meister. Aber dann brach sein Unwillen wieder durch.
    »Ihr habt mir bei Gott einiges zu erklären!«, sagte er eisig. »Wenn Ihr all das wusstet …«
    »Nicht hier, Armand!« Der Großkomtur schob sich neben ihn. Er hatte die Kapuze seines Umhangs über den Kopf gezogen und ging gebückt, um nicht erkannt zu werden. Die Kinder um Armand hielten trotzdem Abstand – auch ein gemeiner Tempelritter, an dem großen roten Kreuz auf seinem Mantel deutlich zu erkennen, flößte ihnen Respekt ein. Nur Gisela und Konstanze blieben unerschrocken neben Armand.
    »Komm hier herein!« Guillaume de Chartres warf einen kurzen Blick auf das sich zerstreuende Kinderheer und zog Armand rasch in den Eingang der nächsten Schänke.
    »Ich kann nicht lange bleiben«, erklärte er ruhig. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass das Gasthaus fast leer war, steuerte er eine dunkle Nische hinter der Feuerstelle an. »Der Papst liest jetzt eine Messe, so lange wird er mich nicht vermissen. Aber dann muss ich wieder da sein. Wir haben Seine Heiligkeit heute schon genug erzürnt.«
    »Seine Heiligkeit!«, schnaubte Armand. »Und Ihr habt das alles gewusst?« Sein Ton schwankte zwischen Frage und Anklage.
    Guillaume de Chartres schüttelte den Kopf. Er war ein großer Mann mit dichtem schwarzem Haar und blitzendenbraunen Augen. »Nein«, sagte er und hob die Hand. »Ich schwöre dir, Armand, bis vor einer Stunde wusste ich nicht mehr über die Sache als das, was wir deinen Berichten entnehmen konnten. Ich danke dir hiermit nochmals für deine Beobachtungen und scharfsinnigen Schlussfolgerungen.«
    »Aber eben …«
    »Eben konnte ich mit Gottes Hilfe gerade noch verhindern, dass du dich um Kopf und Kragen redetest! Und du auch, kleine Dame!« Er wandte sich an Gisela. »Wie könnt ihr dem Pontifex Maximus ins Wort fallen? Obendrein mit wüsten Beschuldigungen? Gib es zu, Armand, du warst kurz davor, ausfallend zu werden!«
    Über Armands Gesicht zog die Röte der Scham. »Ich muss lernen, mich besser zu beherrschen, Exzellenz …«, sagte er bußfertig.
    Der Großkomtur nickte ungeduldig. »Es würde dein Leben verlängern«, bemerkte er. »Zudem solltest

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