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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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schien alle Hoffnung – und jeder Glaube – zu erlöschen.
    Innozenz machte eine segnende Handbewegung, als könne er die Macht seiner Worte damit abschwächen. »Allenfalls die Kleinen könnte ich von ihrem Versprechen entbinden. Diejenigen unter euch, die noch nicht wussten, wofür sie ihr Leben als Pfand gaben.«
    Davon gab es nur nicht mehr viele. Natürlich hatten die Mönche in Florenz und Siena ein paar Kinder gesammelt, die jetzt mit fröhlichen Gesichtern neben ihren älterenGeschwistern standen. Aber unter den ursprünglichen Kreuzfahrern befanden sich nur noch drei oder vier Fünf- bis Achtjährige, sämtlich unter dem Schutz älterer Mädchen, die sich unterwegs einem der Jungen angeschlossen und mit ihm nach Rom gepilgert waren. Überhaupt waren die Anwesenden kaum noch Kinder zu nennen. Ein paar kräftige zwölf- oder dreizehnjährige Jungen und Mädchen hatten es bis hierher geschafft – aber die Mehrheit bestand aus älteren, nach dem Marsch zwar abgezehrten, aber nichtsdestotrotz starken Heranwachsenden.
    »Und was euch andere angeht«, der Pontifex ließ seine Blicke über seine Zuhörerschaft schweifen, »so müsst ihr euren Eid ja nicht gleich erfüllen. Ihr habt wahrscheinlich recht: Euer junger Führer Nikolaus folgte einem unmöglichen Traum. Aber Gott gab ihm rechtzeitig zu verstehen, dass er irregeleitet war. Mit Liebe und Gebeten, meine armen Kinder, ist das Heilige Land nicht zu befreien! So schön dieser Gedanke war, und so löblich es ist, dass ihr alle ihm gefolgt seid. Ihr wäret ja in euer Verderben gelaufen, wenn der Herr diesen Kreuzzug nicht am Meer beendet hätte.«
    »Tausende sind in ihr Verderben gelaufen!«, rief Konstanze, aber sie hatte niemals eine weittragende Stimme gehabt – auch diesmal fand sie kein Gehör.
    Der Papst sprach umso lauter weiter. »Aber nun, meine lieben Kinder, ist es nicht mehr lange hin, bis ihr erwachsen seid und ein Schwert führen könnt! Dann werdet ihr unser wahres Heer, unser bewaffnetes, gewaltiges Kreuzfahrerheer, erstarken lassen. Ihr werdet Jerusalem entsetzen!«
    Ein paar Kinder hinter den Mönchen jubelten, aber die anderen sahen einander nur an.
    »So war das nicht gedacht!«, wandte Karl ein. »Wir wollten nicht kämpfen, wir … wir sind getäuscht worden!«, brach es aus ihm heraus. »Wir sind belogen worden. Wir sind …«
    Der Papst schüttelte unwillig den Kopf. »Nun, nun, mein Sohn! Halte ein und bedenke deine Worte! Wir haben es bereitsgesagt: Nichts auf dieser Welt geschieht gegen Gottes Willen! Gut, vielleicht lag es ursprünglich nicht in eurer Absicht, das Schwert zu ergreifen. Aber Gott will es! Und nun seid ihr hier – gestärkt und gestählt nach dem langen Weg. Gott hat die Besten zu mir geführt, auf dass sie ihr Gelübde erneuern!«
    »Gott soll das gewollt haben?« Gisela konnte nicht an sich halten. Sie fiel dem Heiligen Vater ins Wort – und ihre Stimme trug weit. »Was ist mit den vielen Tausend Unschuldigen, die dafür gestorben sind?«
    Innozenz III. sah sie strafend an. »Sie gaben ihr Leben für Jerusalem. Sie starben auf einem Kreuzzug – und damit wanderten ihre Seelen auf dem direkten Weg in den Himmel. All diese Kinder sind jetzt bei Gott. Und ihr, meine jungen Streiter für den Herrn, werdet Jerusalem in ihrem Namen befreien!«
    Armand hatte den Worten des Pontifex schweigend gelauscht, aber seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Das also war es! Deshalb hatte Innozenz Franziskus’ Idee vom Kreuzzug der Unschuldigen so begeistert aufgegriffen!
    »Ihr habt das geplant!«
    Der junge Ritter sprach nicht sehr laut, aber die letzten Worte des Pontifex hatten die jungen Menschen derart erschüttert, dass auf dem Platz ungewöhnliche Stille herrschte. Armands Einwurf war deutlich zu hören. Er richtete sich gegen den Papst – aber auch gegen die Franziskanerbrüder, die den Worten Innozenz’ selbstzufrieden gelauscht hatten.
    »Es ging gar nicht um eine gewaltlose Eroberung Jerusalems – Ihr wusstet genau, dass das Meer sich nicht teilen würde! Aber Ihr wolltet Nachschub für das Heer – unverbrauchte, gläubige Kämpfer, nicht den Mob, der sich in den letzten Jahren unter dem Kreuz sammelte! Und Ihr wolltet die Besten. Euer Franziskus hat dem … dem … Heiligen Vater die Besten versprochen! Dieser Gewaltmarsch über die Alpen, der Gotthard … es war eine Prüfung, es war Auslese, es war …«
    »Schweig!«
    Eine gebieterische Stimme, nicht die des Papstes, sondern das befehlsgewohnte Organ eines

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