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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ehemalige römische Tempel normalerweise auch interessiert, aber an diesem Tag wollte sie keine Kirchen mehr sehen.
    Sie wandte sich ihrer Herberge zu, musste allein sein. Nachdenken … Aber dann sehnte sie sich doch zunächst nach einem Badehaus. Am Tag zuvor war es zu spät gewesen, noch eines aufzusuchen, und jetzt … Konstanze fühlte sich beschmutzt, beleidigt und missbraucht. Sie hatte den dringenden Wunsch, sich all das abzuspülen. Verwirrt und unsicher taumelte sie durch Trastevere und fragte schließlich ein kleines Mädchen nach dem nächsten Frauenbad.
    »Die Mikwe?«, fragte die Kleine, ein hübsches Ding mit weichen braunen Locken, das Konstanze an Mariechen erinnerte. »Die ist gleich da drüben!«
    Das Badehaus befand sich in einem unauffälligen Gebäude.Konstanze trat ein und wurde von einem sehr jungen Mädchen in Empfang genommen. Genau genommen war es fast noch ein Kind.
    »Willkommen … seid Ihr neu hier?« Die Kleine warf einen etwas verwirrten Blick auf Konstanzes offen herabhängende Haarflut. »Oh, aber Ihr seid ja … Ihr seid sicher, dass Ihr hier hereinwollt?«
    Konstanze runzelte die Stirn. »Ich würde gern baden«, erklärte sie in ihrem etwas gestelzten Italienisch. Eigentlich konnte sie in Sachen Badehaus nichts falsch verstanden haben. In deutschen Landen wurden zwar mitunter auch Bordelle unter diesem Namen geführt, aber wie ein Freudenhaus wirkte dieses Etablissement gewiss nicht.
    Das kleine Mädchen kaute auf seiner Lippe. »Also von mir aus spricht nichts dagegen … und sonst ist auch gerade niemand da.« Die Kleine wirkte immer noch unsicher. »Aber ich weiß nicht, was Euer Priester dazu sagt, wenn Ihr ein jüdisches Badehaus besucht!«
    Konstanze sah sie müde an. »Ich habe keinen Priester«, sagte sie leise.
    Die Kleine rieb sich die Nase. Sie war niedlich in ihrer Unentschlossenheit. »Na schön, also … Ihr seid verheiratet?«, fragte sie.
    Konstanze schüttelte den Kopf.
    »Dann braucht Ihr eigentlich nicht … oder …« Das Gesicht des Mädchens hellte sich auf. »Seid Ihr eine Braut?«
    Konstanze lächelte. »Ja«, flüsterte sie. »Das ist es. Ich bin eine Braut.«
     
    Während das kleine Mädchen Konstanze auf das rituelle Bad vorbereitete, verriet es ihr, dass die Mikwe stets reines, lebendiges Wasser enthalten müsse. Diese hier sei über einer Quelle gebaut. Verheiratete Frauen suchten sie allmonatlich auf, um sich nach der Menstruation zu reinigen. Außerdem ging ein Untertauchen in der Mikwe der Eheschließung voraus.Die kleine Rachel selbst hatte die Mikwe noch nie besucht, sie hielt hier eigentlich nur die Stellung für ihre Mutter.
    »So kurz nach Vollmond kommt fast nie jemand«, erzählte sie altklug. »Vollmond beeinflusst den Zyklus der Frau. Die meisten Frauen bluten bei Neumond.«
    Konstanze hegte den Verdacht, dass die Mutter der Kleinen nicht allzu erbaut davon wäre, dass Rachel das Bad hier einer Christin öffnete. Aber was sie anging, so genoss sie das vollständige Untertauchen in dem klaren Wasser des Beckens. Sie fühlte sich anschließend geläutert und gereinigt – obwohl Rachel lachend verneinte, als sie fragte, ob es auch ein Dampfbad gäbe und vielleicht die Möglichkeit zur Haarwäsche.
    »Nein, da müsst Ihr in ein anderes Bad. Aber die gibt es auch … wir Juden sind sehr reinlich! Soll ich Euch den Weg weisen?«
    Konstanze verneinte. Sie war zufrieden mit dem, was sie erhalten hatte, und belohnte ihre niedliche Badewärterin mit einer Münze.
    Dann endlich suchte sie die Herberge auf, kleidete sich in ihr schönstes Kleid und bedeckte ihr Haar mit einem Seidenschleier, den Donna Grimaldi ihr für den Kirchgang geschenkt hatte.
    Sie war bereit, als Armand und Gisela zurückkehrten.
    »Kommt her, ich brauche euch!«, begrüßte sie die beiden.
    »Bitte, setzt euch zu mir. Ich benötige zwei Zeugen.«
    Armand, der eben begeistert vom Pantheon hatte berichten wollen, runzelte die Stirn. »Das klingt ja gewichtig!«, scherzte er.
    Konstanze nickte. »Das ist sehr wichtig!«, sagte sie und kniete sich auf eine Decke, die sie vorher auf den Boden gelegt hatte.
    »Also, hört zu: Aschhadu an la ilaha illa ’llahu wa-asch-hadu anna Muhammadan rasulu ’llahi …«
    Konstanze sprach die Formel flüssig. Sie hatte den halben Nachmittag damit verbracht, sie auswendig zu lernen.
    Armand unterbrach sie jedoch entsetzt, bevor sie noch die Hälfte gesprochen hatte. »Halt ein, Konstanze, um Himmels willen! Du bringst dich um deine

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